Brückensperrung

Umsatzbremse Vollsperrung

Seit Dezember 2023 ist die Rhein-Herne-Kanal-Brücke auf der A 42 bei Bottrop voll gesperrt. Das hat gravierende Folgen für den örtlichen Einzelhandel, wie die Geschäftsführerin der Einrichtungshaus Ostermann GmbH & Co. KG, Dr. Sina Küper, berichtet. | Interview: Dominik Dopheide
Wirtschaftsspiegel: Frau Dr. Küper, quasi vor der Haustür der Ostermann-Standortes in Bottrop, am 11. Dezember mitten im Weihnachtsgeschäft, ist die A 42 für Pkw und Lkw für unbestimmte Zeit gesperrt worden. Welche Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung haben Sie festgestellt?
Dr. Sina Küper: Die Sperrung kommt ja fast unmittelbar vor der Abfahrt der A 42 auf die B224, an der das Möbel- und Einrichtungshaus liegt. Diese Straße ist durch den Umleitungsverkehr massiv belastet. Dabei ist es egal, ob die Anfahrt aus Duisburg, Oberhausen oder Gelsenkirchen erfolgt. Der Verkehr staut sich in alle Richtungen. Die Konsequenz ist, dass deutlich weniger Kunden zu uns kommen, zumindest, bis die Brücke wieder für Pkw freigegeben ist. Da wir eine digitale Frequenzmessung an allen Eingängen haben, können wir den Rückgang genau beziffern: Es sind täglich 20 bis 25 Prozent. Entsprechend fehlen die Kaufabschlüsse. Dazu kommt, dass durch die Brückensperrungen im Ruhrgebiet unsere Logistikzentren längere Auslieferungszeiten haben. Wir müssen Umwege in einer Größenordnung von ca. 20 km pro Tour in Kauf nehmen, und die Lkw stehen sozusagen planmäßig im Stau.
Sina Küper
Sina Küper, Geschäftsführerin Ostermann GmbH & Co. KG © Ostermann GmbH & Co. KG
Wirtschaftsspiegel: Es wird noch Jahre dauern, bis der der Schwerverkehr wieder voll durchstarten kann auf der A 42. Dazu ist in diesem Jahr im Zuge des Ersatzneubaus der A 40-Brücke bei Bochum erneut mit einer Vollsperrung zu rechnen. Inwieweit sehen Sie die Chancen Ihres Unternehmens gemindert?
Dr. Küper: Wir leben ja davon, dass Kunden in unseren Häusern unsere Möbel erleben können. Viele Kunden, die diesen Wunsch nicht aufschieben wollen, werden dann die Fahrzeit minimieren und ein anderes Einrichtungshaus ansteuern. Das Schlimmste an der Sperrung der A42 war die Kurzfristigkeit. Wir haben gedacht, das ist nach zwei Wochen erledigt, aber dann ist eine große Maßnahme daraus geworden. In den Medien habe ich im Vorfeld zu dem Projekt nichts gehört und gesehen, jedenfalls waren viele der hier ansässigen Unternehmen geschockt. Werbung hat ja einen langen Vorlauf, sonst hätten wir gegensteuern und die Anzeigen und Spots auf die Sperrung abstimmen können – mit Empfehlungen zu günstigen Anfahrtszeiten oder Tipps für die Routenführung aus Richtung Duisburg oder Gelsenkirchen.
Wirtschaftsspiegel: Welche Folgen haben die Brücken-Sperrungen für die gesamte Wirtschaftsregion?
Dr. Küper: Wenn diese Verkehrssituation lange andauert, wird Umsatz in andere Regionen umgeschichtet. Die Kunden werden ein anderes Einkaufsverhalten an den Tag legen, sich anders orientieren. Zudem gehen die Sperrungen auch zu Lasten der Mitarbeitenden. Wer zuvor 20 Minuten Anfahrtszeit zu unserem Möbelhaus in Bottrop hatte, braucht jetzt 45 Minuten. Es gibt Menschen, die das als wichtiges Kriterium für die Arbeitsplatzwahl sehen.
Wirtschaftsspiegel: Welcher Lösungsweg könnte aus dem Brücken-Drama führen?
Dr. Küper: Ich wünsche mir vor allem eine Langzeit-Analyse und frühzeitige Kommunikation – sozusagen ein Brücken-Forecast als Basis für bessere Planbarkeit.