Standort & Politik

Wirtschaft braucht freie FlÀchen

Der Regionalplan MĂŒnsterland muss angepasst werden. Die IHK Nord Westfalen bringt dabei die Interessen der regionalen Wirtschaft in den Prozess ein. Es geht darum, Wirtschaftsstandorte zu sichern und deren Weiterentwicklung zu ermöglichen. (Von Ulf Horstmann)
Ob Wohnen, Arbeit oder Erholung – im Regionalplan MĂŒnsterland werden die Weichen fĂŒr die Zukunft der Region gestellt. Er legt zum Beispiel fest, wo Rohstoffe abgebaut, Windkraftanlagen errichtet oder SiedlungsflĂ€chen ausgewiesen werden dĂŒrfen. „Er ist die Entwicklungsgrundlage fĂŒr die Region. Und das fĂŒr zehn bis fĂŒnfzehn Jahre. Ohne ihn ist keine kommunale Bauleitplanung, keine Baugenehmigung möglich“, unterstreicht Dr. Jana Burchard, Teamleiterin Planung und Stadtentwicklung bei der IHK Nord Westfalen, die herausragende Bedeutung des Planungsinstruments.

Konkurrierende AnsprĂŒche

Der Regionalplan MĂŒnsterland muss angepasst werden, weil sich die Ziele und Festlegungen im Landesentwicklungsplan Nordrhein-Westfalen verĂ€ndert haben. Dieser definiert als ĂŒberörtliches und fachĂŒbergreifendes Raumordnungskonzept die Grundlage fĂŒr die rĂ€umliche Entwicklung im Land. Die Aufgabe fĂŒr die Regionalplanung ist dabei alles andere als einfach. Es geht darum, die konkurrierenden FlĂ€chenansprĂŒche im MĂŒnsterland gegeneinander abzuwĂ€gen und die Nutzungsinteressen in einen angemessenen Ausgleich zu bringen. Das heißt nicht weniger, als Planungssicherheit und Perspektiven fĂŒr Siedlungsentwicklung, Industrie, Landwirtschaft und Naturschutz zu schaffen.
Gerade die Wirtschaft erhofft sich Entwicklungsperspektiven vom neuen Regionalplan. Denn viele Unternehmen in der Region haben in den vergangenen Jahren die Erfahrung gemacht, dass freie FlĂ€chen fĂŒr Standorterweiterung oder -verlagerung Mangelware sind. Notwendige Investitionen wurden so ausgebremst und damit Wachstum und neue ArbeitsplĂ€tze verhindert.
Bernd Eßer
© IHK
„Die GrĂŒnde dafĂŒr sind vielfĂ€ltig. FĂŒr die Standortsicherung und -erweiterung sind wir aber auf freie, verfĂŒgbare GewerbeflĂ€chen angewiesen“, formuliert Bernd Eßer, GeschĂ€ftsfĂŒhrer der Berief Food GmbH in Beckum und IHK-VizeprĂ€sident, die Erwartungen der Wirtschaft an eine vorausschauende FlĂ€chenpolitik deutlich. IHK-Teamleiterin Burchard spricht von einer großen Herausforderung: „Gleichzeitig mĂŒssen Kommunen gestiegene Anforderungen an Ökologie und eine flĂ€chensparende Siedlungsentwicklung umsetzen.“

Beteiligungsverfahren startet

Die Bezirksregierung MĂŒnster als Regionalplanungsbehörde hat inzwischen einen Planentwurf vorgelegt. Der Aufstellungsbeschluss durch den Regionalrat MĂŒnster ist im vergangenen Dezember erfolgt. Anfang MĂ€rz ist das offizielle Beteiligungsverfahren gestartet.
Im Beteiligungsprozess und in der Politikberatung bringt die IHK Nord Westfalen in ihrer Rolle als TrĂ€ger öffentlicher Belange die Interessen der regionalen Wirtschaft unter Beteiligung der Mitgliedsunternehmen ein. Hierzu zĂ€hlt insbesondere eine nachhaltige und vorausschauende FlĂ€chenpolitik. Eßer: „Denn das Angebot auf dem Immobilien- und Wohnungsmarkt sowie die VerfĂŒgbarkeit von Industrie- und GewerbeflĂ€chen wirken sich auf die wirtschaftliche Gesamtentwicklung und die Wachstumsperspektive des MĂŒnsterlandes massiv aus.“
Auch Unternehmen können Stellungnahmen direkt an die Bezirksregierung geben. Zudem besteht die Möglichkeit, Anregungen und Bedenken mit der IHK zu teilen. Burchard: „Wenn sie mit dem gesamtwirtschaftlichen Interesse ĂŒbereinstimmen, berĂŒcksichtigen wir sie in unserer Stellungnahme.“
Das gilt im Übrigen auch fĂŒr den Regionalplan Ruhr, der die Entwicklungsgrundlage fĂŒr das gesamte Ruhrgiet und damit auch fĂŒr die Emscher-Lippe-Region ist. Die EntwĂŒrfe fĂŒr die Fortschreibung lagen bereits 2019 und 2022 zur öffentlichen Beteiligung aus. Umfassende Änderungen machen aber eine erneute Offenlage notwendig. Noch bis zum 31. MĂ€rz haben TrĂ€ger öffentlicher Belange, Unternehmen und Privatpersonen die Gelegenheit, beim Regionalverband Ruhr (RVR) Stellung zu nehmen.
Unterlagen und Informationen zum Beteiligungsprozess fĂŒr beide RegionalplĂ€ne stehen im Internet zur VerfĂŒgung.

Gewerbe und Industrie – Drei Fakten

  1. Gewerbe- und IndustrieflÀchen machen nur drei Prozent der FlÀche Nord-Westfalens aus.
    Zum Vergleich: FĂŒr Wohnen und Verkehr stehen jeweils sechs Prozent zur VerfĂŒgung.
  2. Neue WirtschaftsflĂ€chen werden vor allem in den Kreisen entwickelt, in den kreisfreien StĂ€dten Bottrop, Gelsenkirchen und MĂŒnster gibt die Wirtschaft FlĂ€chen zugunsten anderer Nutzungen ab.
  3. Nur 66 Prozent der FlÀchen in Industrie- und Gewerbegebieten werden tatsÀchlich auch durch Gewerbe und Industrie genutzt.
    Große Teile werden von Nutzern belegt, die planungsrechtlich auch in Zentren zulĂ€ssig sind wie Handel, Dienstleistungen und Beherbergungsbetriebe, aber auch Verwaltungen.
Diese und weitere Fakten hat die IHK in der im vergangenen Jahr veröffentlichten BroschĂŒre „FlĂ€chennutzung in Nord-Westfalen – Kurzcheck WirtschaftsflĂ€chen“ zusammengefasst. Die Faktensammlung sowie weitere IHK-Veröffentlichungen zu Raumplanung und FlĂ€chenpolitik stehen im Internet zur VerfĂŒgung.
Zur Fachseite Regionalplanung und zur IHK-Pressemeldung “IHK setzt auf Änderung des Regionalplans” vom 13. MĂ€rz 2023.