Planung
Gewerbe- und Industriegebiete bilden das Rückgrat der regionalen Wirtschaft. Bestehende und neue Wirtschaftsflächen planerisch zu sichern ist daher eine wichtige Entwicklungsgrundlage für die regionale Wirtschaft. Diese Flächenpotenziale zu mobilisieren und einer gewerblichen Nutzung zuzuführen ist notwendig, damit bereits ansässige Unternehmen erweitern und sich neue Unternehmen ansiedeln können.
Vielerorts besteht ein Mangel an Bauland – nicht nur für Wohnungen, sondern auch für Gewerbe und Industrie. Um Gewerbe, Industrie und Wohnnutzungen gleichermaßen zu berücksichtigen, ist aus Sicht der Wirtschaft eine vorausschauende Planung erforderlich.
Fehlende Betriebserweiterungsflächen für den Bau einer neuen Produktions- oder Lagerhalle oder eine nicht genehmigte Betriebsleiterwohnung stellen für die Sicherung und Entwicklung eines Unternehmensstandorts häufig große Herausforderungen dar. Auch Konflikte im Bereich Produktionslärm oder An- und Ablieferungsverkehr entstehen aus betrieblicher Sicht meist plötzlich und unerwartet. Häufig, weil in der Nachbarschaft konkrete Bauarbeiten sichtbar werden – zum Beispiel eine vor den Werkstoren entstehende Wohnsiedlung - und sich damit Nutzungsstrukturen verändern.
Über die Nutzung von Flächen wird in der Öffentlichkeit leidenschaftlich diskutiert. Unter dem Stichwort "Landschaftsverbrauch" kommt die Wirtschaft häufig nicht gut weg, der „Flächenhunger“ der Wirtschaft wird beklagt. Die „10 Fakten zur Flächennutzung in NRW“ sollen einen Beitrag liefern, um die Diskussion zu versachlichen und im Dialog einen zielführenden Kompromiss zu finden, der den Belangen von Natur, Landwirtschaft, Wohnbauentwicklung und Wirtschaft entspricht. Die Betrachtung der amtlichen Daten von IT.NRW zeigt, dass Gewerbe und Industrie Flächen an andere Nutzungen abgeben. Es wird zudem deutlich, dass der Anteil der Grünflächen nicht etwa sinkt, sondern steigt. Der Raum, den die Wirtschaft nutzen kann, wird immer kleiner, während die Flächen für "grüne Nutzungen" wachsen. Für die Wirtschaft ist es daher unerlässlich, dass ein quantitativ und qualitativ ausreichendes Angebot an freien Gewerbeflächen zur Verfügung steht.
Ob Unternehmenserweiterung, Einkaufszentrum oder Umgehungsstraße – wer mit Bauprojekten die Natur verändert, muss diese ausgleichen. Für die Wirtschaft werden Kompensationsmaßnahmen zum Problem, weil deren Kosten die finanziellen Möglichkeiten gerade kleiner und mittlerer Betriebe übersteigen können. Zusätzlich belasten mit Gewerbe-, Industrie- und Infrastrukturflächen regelmäßig einhergehenden Kompensationsmaßnahmen auch die Landwirtschaft durch Flächenverlust. Die Nettonutzung von Gewerbe- und Industrieflächen nimmt aufgrund von integrierten Kompensationsmaßnahmen sowie großzügiger grünplanerischer Vorhaben daher weiter ab.
Fachinformationen
Neben der Mitwirkung an Planungsprozessen ist es auch Aufgabe der IHK politische Beratungs- und Entscheidungsprozesse in planungsrelevanten Themen kritisch zu begleiten. Die folgenden Fachinformationen sollen zur Sensibilisierung für Interessen der Wirtschaft in Belangen der Raumentwicklung und zur Versachlichung von Diskussionen beitragen.
- Wirtschaftsflächen aktivieren – Potenziale für die Wirtschaft in die Umsetzung bringen
- Flächennutzung in Nord-Westfalen – Kurzcheck Wirtschaftsflächen
- Wirtschaftsflächen nachhaltig gestalten – Perspektiven und Beiträge der Wirtschaft
- Positionspapier Zugang zu regionalen Rohstoffen langfristig sichern
- Eckpunktepapier zur nachhaltigen Regionalentwicklung
- Studie: Gewerbeflächen in der Emscher-Lippe-Region
- Flächenpolitik: E-Book Wirtschaft benötigt Bauland
- Wirtschaftsspiegel-Titelthema Standorte planen und sichern
- Faktenpapier zur Flächennutzung in NRW
- Positionspapier Flächensparend kompensieren
- Flächendaten im Wirtschaftsatlas zur Versachlichung der Diskussion
Wirtschaftsflächen aktivieren – Potenziale für die Wirtschaft in die Umsetzung bringen
© IHK
Öffentliche Planungsträger und Unternehmen stehen bei der Aktivierung von Flächenreserven jedoch vor großen Herausforderungen, die komplizierte und lange Mobilisierungsprozesse zur Folge haben. Veränderte Rahmenbedingungen der letzten Jahre haben die Herausforderungen bei der Flächenmobilisierung zusätzlich erhöht. So treffen Flächenbedarfe der Wirtschaft auf die steigende Flächennachfrage für erneuerbare Energien und andere Nutzungen, bspw. Wohnen. Gleichzeitig sinkt insgesamt die Verkaufsbereitschaft von Eigentümern. Parallel werden planungs- und umweltrechtliche Anforderungen zunehmend komplexer.
Der Mobilisierung planungsrechtlich gesicherter Flächenreserven kommt daher eine zunehmende Bedeutung zu. Diese Publikation (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 8995 KB) zeigt anhand von Beispielen aus der Praxis auf, wie Kommunen und Unternehmen, unterstützt durch weitere öffentliche Akteure, erfolgreich gemeinsam Flächen aktivieren können.
Flächennutzung in Nord-Westfalen – Kurzcheck Wirtschaftsflächen
© IHK
Fläche ist eine endliche Ressource, an die vielfältige Nutzungsansprüche gestellt werden. Der Ausbau erneuerbarer Energien und der Verkehrsinfrastruktur, neue Wirtschaftsflächen und Wohngebiete, Landwirtschaft und Erholung – alles braucht seinen Platz. Ein Überblick über die aktuelle Flächennutzung und die Entwicklungen der letzten Jahre im IHK-Bezirk Nord Westfalen soll einen Beitrag zur Versachlichung der Debatte über die Flächennutzung leisten. Denn: Gewerbe- und Industrieflächen machen nur drei Prozent der Fläche Nord-Westfalens aus und nehmen damit weit weniger Fläche in Anspruch als etwa Wohnen oder Verkehr. Kurzcheck Wirtschaftsflächen (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 4730 KB)
Wirtschaftsflächen nachhaltig gestalten – Perspektiven und Beiträge der Wirtschaft
Die Attraktivität bestehender Gewerbe- und Industriegebiete und das Angebot neuer Wirtschaftsflächen sind wichtige Standortfaktoren für die Region Nord-Westfalen. Gestiegene Anforderungen an Ökologie, Nachhaltigkeit und ein hoher Druck auf das begrenzte Gut Fläche stellen Kommunen und Unternehmen gleichermaßen vor neue Herausforderungen.
Wie können Flächenbedarfe der Wirtschaft und Nachhaltigkeitsziele gemeinsam verwirklicht werden?
Die nachhaltige Entwicklung von Wirtschaftsflächen erfordert eine standortspezifische Betrachtung und bewegt sich in einem breiten Spannungsfeld zwischen zügig umsetzbaren Maßnahmen und langfristigen Veränderungsprozessen. Hierbei sind die Belange der Wirtschaft in den Entscheidungs- und Planungsprozessen angemessen zu berücksichtigen. Diese Publikation (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 3572 KB) zeigt mögliche Handlungsoptionen für Verwaltung und Politik sowie aktive Beiträge der Wirtschaft auf.
Positionspapier Zugang zu regionalen Rohstoffen langfristig sichern
© IHK Nord Westfalen
Das Vorkommen regionaler Rohstoffe ist begrenzt, ortsgebunden und nicht vermehrbar. Zugleich sind die Rohstoffe eine wichtige Grundlage der regionalen Wirtschaft. Sie bilden die Basis für die unmittelbare rohstoffgewinnende und -verarbeitende Industrie selbst und für die nachgelagerten Wirtschaftszweige. Das Positionspapier beschreibt die Situation der Rohstoffindustrie, nennt Rahmenbedingungen und Ziele aus Sicht der Wirtschaft und formuliert fünf Kernforderungen zur Nutzung regionaler Rohstoffe.
Eckpunktepapier zur nachhaltigen Regionalentwicklung
Das Papier (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 585 KB) zeigt auf, in welcher Weise sich der Immobilien- und Wohnungsmarkt sowie die Frage der Verfügbarkeit von Industrie- und Gewerbeflächen auf die wirtschaftliche Gesamtentwicklung und die Wachstumsperspektiven des Münsterlandes und der Emscher-Lippe-Region auswirken. Es werden Handlungsansätze aufgezeigt, mit denen Politik und Verwaltung dazu beitragen können, für die Unternehmen ein wachstumsorientiertes Flächenangebot sowie für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein nachfrageorientiertes Wohnraumangebot zur Verfügung zu stellen.
Studie: Gewerbeflächen in der Emscher-Lippe-Region
Das Angebot an aktuell verfügbaren Gewerbe- und Industrieflächen ist von zentraler Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung der gesamten Region und damit für die Frage, ob sie den Strukturwandel bewältigen kann. Die Region benötigt deutlich mehr Gewerbeflächen als bislang planerisch vorgesehen sind.
So lauten die Kernaussagen der Gewerbeflächenstudie (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 7193 KB), die durch die Gesellschaft für wirtschaftliche Strukturforschung (GWS mbH) im Auftrag der Handwerkskammer (HWK) Münster und IHK Nord Westfalen durchgeführt wurde.
Die Wirtschaftskammern fordern gemeinsame Anstrengungen aller Entscheider und Akteure in der Region, um geeignete Maßnahmen umzusetzen, um die unternehmerischen Potenziale zur Bewältigung des Strukturwandels auszuschöpfen.
Flächenpolitik: E-Book Wirtschaft benötigt Bauland
© DIHK
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat ein Acht-Punkte-Papier mit konkreten Lösungsansätzen entwickelt. Zu den flächenpolitischen Ansätze und Forderungen aus Sicht der gewerblichen Wirtschaft gehören unter anderem:
- Fehlendes Bauland für Wohnen und Gewerbe
- Nachhaltige Flächenpolitik darf nicht bei der Innenentwicklung enden
- Heimische Rohstoffversorgung durch vorsorgende Raumordnung sicherstellen
- Interkommunale Kooperationen bieten Lösungen für gewerbliches Bauland
- Digitalisierung nicht nur betriebliche Herausforderung für die Flächenpolitik
- Vorrang für kreative Lösungen beim Flächenausgleich
- Richtiger Maßstab für die Definition der Flächenentwicklung entscheidend
- Statt Flächenhandel – Standorte für Unternehmen regionsspezifisch bereitstellen
Das Bespiele und Hintergrundinformationen umfassende E-Book zeigt Vorschläge aus Sicht der IHK-Organisation für die Herausforderungen für eine zukunftsweisende Boden- und Flächenpolitik. Ziel ist, dass diese Vorschläge in politischen Entscheidungen und planerischen Prozessen Berücksichtigung finden und damit die Grundlage für eine nachhaltige Flächenentwicklung legen.
Wirtschaftsspiegel-Titelthema Standorte planen und sichern
© IHK Nord Westfalen
Das Wirtschaftsspiegel-Titelthema (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 4261 KB) zeigt auf, dass neben innerbetrieblichen Faktoren auch planungs- und immissionsschutzrechtliche Regelungen von erheblicher Bedeutung für Investitionsentscheidungen sind. Neben einzelbetrieblicher Standortentscheidungen ist Flächenpolitik auch ein wichtiger Standortfaktor für die Region Nord Westfalen.
Aber: Städtebauliche Entwicklungen sind sichtbar, zugrundeliegende Planungsprozesse jedoch nicht. Um diese zu verdeutlichen, werden das Planungssystem und Planungsschritte anhand von Beispiel aufgezeigt. So wird klar, dass die IHK sich sowohl als Trägerin öffentlicher Belange in Planungsverfahren für das Gesamtinteresse der Wirtschaft einsetzt als auch einzelne Unternehmen berät und informiert: Zum Beispiel wie unternehmerische Interessen in Bebauungsplan- und Flächennutzungsplanverfahren eingebracht werden können oder welche rechtlichen Rahmenbedingungen zum Beispiel bei einer Neuplanung oder Erweiterung eines Betriebsstandortes zu berücksichtigen sind.
Faktenpapier zur Flächennutzung in NRW
© IHK NRW
Im Bezirk der IHK Nord Westfalen sind 80 Prozent der Fläche sogenannter "Freiraum", also landwirtschaftliche Flächen, Wald, Wasser, Abbauland sowie sonstige Nutzungen im Außenbereich. Der Anteil von Siedlungs- und Verkehrsflächen an der Gesamtfläche beträgt 20%. Lediglich rund ein Zehntel davon, nämlich 1,96 Prozent, entfällt auf Gewerbe- und Industrieflächen.
Positionspapier Flächensparend kompensieren
© IHK Nord Westfalen
Die IHK-Organisation setzt sich für kreative Lösungen bei der Flächenkompensation ein. Mit maßgeschneiderten Kompensationskonzepte sollte von dem rein rechnerischen Ausgleich von Eingriffen abgewichen werden. Diese multifunktionalen Maßnahmen können durch Funktionsüberlagerungen die Flächeninanspruchnahme reduzieren und sind damit kosteneffizient und nachhaltig. Vorrangig sollten solche Kompensationsmaßnahmen sein, die keine zusätzlichen landwirtschaftlichen Flächen beanspruchen und zu positiven Effekten für mehrere Schutzgüter und Funktionen führen.
Flächendaten im Wirtschaftsatlas zur Versachlichung der Diskussion
Die Daten zur Flächennutzung im IHK-Bezirk sind als Standortinformation Teil des Wirtschaftsatlasses. Die Zahlen verdeutlichen, welche Nutzungsarten die Bodenfläche in Nord-Westfalen prägen und sollen die Diskussion über die Flächeninanspruchnahme durch die Wirtschaft versachlichen.
Nutzen Sie bitte auch die Legendeninfo (i) , die Zoomfunktionen und den Vollbildmodus.
Erläuterung zur Nutzung des Wirtschaftsatlasses:
Im Wirtschaftsatlas stellt die Darstellung „Nutzung der Bodenfläche“ das Verhältnis von Freiraumnutzungen zur Siedlungs- und Verkehrsfläche in den Fokus. Die zweite Darstellung verdeutlicht den Anteil der Gewerbe- und Industriefläche an den Siedlungs- und Verkehrsflächen.
Der sparsame Umgang mit Boden ist seit Jahren ein politisches und planerisches Ziel, hinter dem auch die Wirtschaft steht. Im Fokus der Diskussion stehen oftmals die Gewerbe- und Industrieflächen. Ein Blick auf die Flächenanteile zeigt: Die Realität sieht anders aus.
Der sogenannte Freiraum, also landwirtschaftliche Flächen, Wald, Wasser sowie sonstige Nutzungen im Außenbereich, macht mit im Durchschnitt 80 Prozent (%) den größten Anteil der Flächennutzung aus. Die Zahlen zeigen, dass die ländlich strukturierten Kreise im Bezirk der IHK Nord Westfalen zwischen 67 und 86 % Freiraumnutzung aufweisen. Klar ist auch, dass die Städte Münster, Bottrop und Gelsenkirchen einen relativ geringen Anteil von Freiraumnutzungen aufweisen. Doch auch hier zeigen sich zwischen Münster (66 % Freiraum) und Gelsenkirchen (27 % Freiraum) deutliche Unterschiede in der Nutzungsstruktur und – damit auch direkt verbunden – den Flächenpotenzialen für gewerbliche Nutzungen.
Neben den Freiraumnutzungen stehen die Siedlungs- und Verkehrsflächen – im IHK-Bezirk durchschnittlich 20 %. Hervorzuheben ist, dass Gewerbe- und Industrieflächen – als Teilbereich der Siedlungs- und Verkehrsfläche – nur einen Anteil von durchschnittlich 2,5 % ausmachen. Damit entfällt nur ein sehr geringer Anteil auf Wirtschaftsflächen: Im IHK-Bezirk ist der Anteil mit 1,2 % im Kreis Coesfeld der Kleinste, in Bottrop mit 15,8 % der Größte.
Bei der Betrachtung der Zahlen zeigt sich, dass das Bild zugebauter Flächen nicht der Realität entspricht. Nicht jede Siedlungs- und Verkehrsfläche ist auch tatsächlich bebaut. Und deshalb sollte auf den unterschiedlichen Planungsebenen darauf hingewirkt werden, auch in Zukunft ein quantitativ und qualitativ ausreichendes Angebot an Gewerbeflächen zu schaffen. Hierfür gilt es, eine ausreichende Vorsorge zu treffen.