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Mehr als gute Nachbarn
Die Niederlande und Deutschland verbindet mehr als die gemeinsame Grenze: Es gibt kaum zwei andere Länder auf der Welt, deren Volkswirtschaften so eng miteinander verbunden sind. Die Niederlande sind für deutsche Unternehmen ein wichtiger Exportpartner. Im Jahr 2022 gingen 6,8 Prozent (%) des Exports in die Niederlande. Umgekehrt ist es ähnlich: Deutschland war 2022 Hauptabnehmerland (24,5%) Nr. 1 beim Export.
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Kerstin Weidner: Warum ist die grenzüberschreitende Zusammenarbeit so wichtig und lohnend?
Hans Brouwers: Um aktuelle unternehmerische und gesellschaftliche Herausforderungen meistern zu können, müssen wir unsere „cross-border“ Kooperation – und „Kooperation“ ist da das Zauberwort – fördern und unsere Kräfte bündeln. Nur so können wir konkurrenzfähiger, innovativer, aber auch agiler, schneller, attraktiver als Region auftreten. Und dabei trennt uns die Grenze nicht, sie verbindet uns und macht uns stärker. Dann haben wir auch mehr Zugang zu Talenten, können die Leute „an Bord“ zu behalten und verlieren sie nicht an Berlin, München, Amsterdam oder Rotterdam. Außerdem haben wir gemeinsam einen besseren Zugriff auf europäische Fördertöpfe, um größere Projekte umsetzen zu können.
Weidner: Warum, glauben Sie, sind die Region Nord-Westfalen als auch die östlichen Niederlande eine gemeinsame Tech-Region?
Brouwers: Ich glaube, wir sind mehr „Tech“ als wir denken. Unsere Regionen verfügen über eine vielfältige technologische Infrastruktur, einschließlich Universitäten, Forschungsinstituten und Innovationszentren. Wir haben also mit dieser Infrastruktur alles, was wir benötigen, um Innovationen zu fördern und neue Lösungen zu schaffen. Die müssen dann noch auf den Markt gebracht werden. Und da gibt es mit den Netzwerken vom REACH, der Universität Twente und Novel T ein schönes Netzwerk, um Unternehmen anzusprechen.
Also, wir sind super aufgestellt, um die Digitalisierung miteinander voranzutreiben. Ich glaube nur, dass das vielen nicht so bewusst ist. Wir können da jetzt die Kräfte bündeln, Kompetenzen zusammenzubringen, um unsere Regionen mehr auf den Radar, auch auf den europäischen Richtung Brüssel, zu bekommen. Der Digital Summit Euregio eignet sich hier gut, um Best Practices aufzuzeigen, Unternehmen und Wissenseinrichtungen vorzustellen, die sich mit den Themen in der Region auseinandersetzen.
Weidner: Was können wir voneinander lernen und welchen Beitrag können wir gemeinsam zur Technologie-Exzellenz in unserer Region leisten?
Brouwers: Wir Holländer sind so unternehmerisch, wir sind eine Handelsnation, ihr Deutschen seid eine Industrienation, noch immer. Und wenn die jeweilige DNA zusammengesetzt wird, dann entsteht ein sehr gutes, komplementäres Team. Die Mentalität, wie zum Beispiel Projekte vorangetrieben werden, ist auf den jeweiligen Seiten der Grenze unterschiedlich. Es gibt da kein besser oder schlechter, aber wir können voneinander lernen, Projekte und auch Innovationen schneller und besser vorantreiben, wenn wir unsere Kompetenzen bündeln.
Und wir sollten uns viel mehr Best Pratices anschauen und diese unbedingt sichtbar für alle Wirtschaftsakteure machen – in den Niederlanden und in Deutschland. Es gibt mit vielen Unternehmen und auch im Gesundheitsbereich schon Kooperationen. Davon können beide Seiten lernen und funktionierende Konzepte jenseits der Grenze adaptieren.
Schöne Beispiele deutsch-niederländischer Kooperationen liefern auch die Interreg-Projekte. Interreg ist ein Regionalprogramm der Europäischen Union zur Förderung der grenzübergreifenden Zusammenarbeit. Zu unterschiedlichen Schwerpunkten, zum Beispiel Industrie 4.0, werden deutsche und niederländische Unternehmen und Institutionen sowie Wissenseinrichtungen zusammengebracht, um gemeinsam neue Projekte, Produkte oder Geschäftsprozesse zu definieren und die Digitalisierung voranzutreiben. Beim Digital Summit Euregio werden einige dieser mit Interreg-Mitteln geförderten Projekte vorgestellt.
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Redaktion Wirtschaftsspiegel