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Stromverbrauch digitalisieren
Am 17. April findet im IHK-Bildungszentrum in Münster der Digital Summit Euregio statt. Auf der Green Stage wird Phil Eisberg, Geschäftsführer des Cleantech-Startups 1KOMMA5°, intelligente Lösungen für eine nachhaltige Welt vorstellen. Vorab wollte Kerstin Weidner, Teamleiterin Digitalisierung und Innovation bei der IHK Nord Westfalen, wie das aussehen könnte.
Kerstin Weidner: Was bedeutet Green-Tech aus Ihrer Sicht?
Phil Eisberg: Green Tech als Oberbegriff ist eine Transformation der Energieträger hin zu den erneuerbaren Energien. Also von einem Energiesystem, wie wir es kennen, was auf fossilen Energieträgern basiert, hin zu Erneuerbaren. Wenn ich mir jetzt nur den Begriff „Tech“ in Green Tech anschaue, geht es da vor allem um die technologische Ebene der Transformation: Wie können wir Strom erzeugen? Wie können wir ihn verteilen? Wie können wir ihn nutzbar machen für Privatpersonen, für Unternehmen, für Industrie?
Aber es gibt ja dann auch die wirtschaftlichen Faktoren, die menschliche Komponente, das sind alles Faktoren, die mit der Transformation einhergehen. Wichtig ist, dass vor allem die technologische Ebene „grün“ werden muss.
Weidner: Warum sind die Unternehmen in Nord-Westfalen so stark, was das angeht?
Eisberg: Zum Thema „Grüne Technologien“ hat sich für mich exemplarisch die Kommune Saerbeck als Leuchtturmprojekt für die Region zum Thema Wasserstoff herauskristallisiert. Das hat auch dazu geführt, dass sich Enapter als einer der Hersteller für Elektrolyseure hier angesiedelt hat. Wir haben als Region gezeigt, dass wir wirklich das Interesse daran haben, eine Transformation vorzunehmen. Und wir haben auch bewiesen, dass wir die Schritte gehen, um in grüne Technologien investieren zu können.
Ein weiterer Faktor ist, dass wir nicht so viele besonders große Industrieunternehmen hier haben. Mit den kleinen und mittelständischen Betrieben ist vielleicht auch der Umstieg einfacher als in anderen Regionen.
Weidner: Und was genau trägt 1KOMMA5° Voltark in puncto Green Tech bei?
Eisberg: Der Anspruch von 1KOMMA5° Voltark ist es, eine absolute Dezentralität zu schaffen. Wir schauen uns an: Wo soll der Strom erzeugt werden und wo wird auch verbraucht? Denn je näher die Erzeugung am Verbrauch ist, desto effizienter ist das gesamte Energiesystem. Das ist unser Kerngeschäft.
Weidner: Wo geht die Reise in Sachen Energietransformation hin?
Eisberg: Ich glaube, es ist extrem wichtig, dass wir Intelligenz in unser Stromsystem bekommen. Kohlekraftwerke laufen auf einer gleichmäßigen, konstanten Last. Das ist sehr einfach zu steuern. Jetzt muss man sich vorstellen: Wenn wir eine Transformation angehen, haben wir abertausende kleine Systeme wie Photovoltaikanlagen und Windkraftanlagen, aber auch Verbraucher wie E-Autos. Das ist eine ganz andere Komplexität, die da auf uns zukommt. Dafür ist es essenziell, dass wir Verbrauch und Erzeugung erst einmal anfangen zu messen, damit wir eine Datenbasis haben, um Erzeugung und Verbrauch aufeinander abstimmen zu können.
Diese notwendige Intelligenz kann über Smart Meter Gateways sichergestellt werden. Smart Meter Gateways versenden Daten über aktuelle Stromverbräuche und ermöglichen es den Netzbetreibern, einen Überblick über Erzeugung und Lasten im Netzgebiet zu erhalten. Da unterstützt uns unser intelligentes Tool, der „Energiemanager“. Der ist an die deutsche Strombörse angekoppelt und mit dem Deutschen Wetterdienst verbunden. So bekommen wir Prognosen über die tagesaktuelle Stromerzeugung.
Unser Stromsystem ist aktuell noch völlig unterdigitalisiert. Die meisten Verbraucher haben immer noch die alten Stromzähler im Einsatz, die nur in eine Richtung drehen. Das kennt man von zu Hause. Da sind die Niederlande viel weiter. Mit den Smart Metern ist das Stromnetz digital vernetzt und es kann jederzeit ausgelesen werden, wieviel Strom wann wo verbraucht wird. Das ist essenziell für eine grüne Transformation, die wir vor uns haben.
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Redaktion Wirtschaftsspiegel