Editorial

Dickes Brett gebohrt

Der 10. August 2023 war ein besonderer Tag für die IHK Nord Westfalen. Bund, Land, Deutsche Bahn und Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe haben an diesem Tag in der IHK eine Vereinbarung über den zweigleisigen Ausbau der Schienenstrecke Münster-Lünen unterzeichnet. Endlich. (Von Dr. Benedikt Hüffer, IHK-Präsident)
Dieser Erfolg ist das Ergebnis von hartnäckiger Interessenvertretung. Genauer gesagt: Gesamtinteressenvertretung. Selten wird konkreter und sichtbarer, was das eigentlich heißt, was den zentralen gesetzlichen Auftrag einer IHK umschreibt*: Die Gesamtinteressen der gewerblichen Wirtschaft gegenüber Politik und Verwaltung zu vertreten, bedeutet sich dafür einzusetzen, dass Politik und Verwaltung Regelungen treffen und Maßnahmen ergreifen, von denen die Wirtschaft im IHK-Bezirk insgesamt am meisten profitiert, nicht einzelne Branchen oder Unternehmen, sondern die wirtschaftliche Entwicklung. Kurz gesagt, so zu handeln, dass der Wirtschaftsmotor brummt.
Politikberatung gelingt nicht immer und schon gar nicht mit so öffentlicher Anerkennung wie im „Fall Münster - Seit 30 JahrenLünen“. Die Tagesarbeit, die mit diesem Auftrag einhergeht, besteht in der Regel aus Stellungnahmen zu Bauleit- oder Regionalplanung oder aktuellen Gesetzentwürfen aus Düsseldorf, Berlin oder Brüssel. Dabei kommen kleine, aber für viele Unternehmen wichtige Detailänderungen an Gesetzen, die die IHK erreicht hat, nicht unbedingt in das Scheinwerferlicht der Medien. So wie zum Beispiel die Entlastungsregelung im Strompreisbremsegesetz für den Fall atypischer Energieverbräuche.
Aus dem Alltagsgeschäft heraus ragen politische Positionen und Beschlüsse der Vollversammlung: Zum Beispiel die Zweigleisigkeit der Schienenstrecke Münster-Lünen. Seit über 30 Jahren steht das Projekt hier auf der Agenda. Schlimm genug, dass es Jahrzehnte dauert, bis ein so offenkundiger Standortnachteil für eine Wirtschaftsregion endlich beseitigt wird. Gerade bei Verkehrsprojekten ist das nicht ungewöhnlich. Es zeigt, wie wichtig es ist, dass Institutionen wie die IHK mit Ausdauer und vielen Partnern aus der Region nicht lockerlassen, bis das dicke Brett gebohrt ist.
*Klarer Vorteil für die Onlineausgabe: Im Editorial auf Seite 3 der gedruckten Ausgabe des aktuellen Wirtschaftsspiegels sind der Redaktion technische Fehler unterlaufen. Beim Wechsel zwischen zwei Bearbeitungsebenen sind Teile aus der Bildzeile im Fließtext gelandet, wodurch der Lesefluss an zwei Stellen kräftig gestört wird. Diese Fehler, über die wir uns kräftig ärgern, konnten wir in der Onlineversion natürlich schnell korrigieren. Hier können Sie den Text jetzt „störungsfrei“ lesen.

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