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Auf’s Gleis gesetzt
Mit der Unterzeichnung einer Rahmenvereinbarung zwischen Bund, Land und DB wird der zweigleisige Ausbau zwischen Münster und Dortmund endlich konkret. (Von Joachim Brendel)
Die Geschichte um den Ausbau des Schienenstreckenabschnitts zwischen Münster und Lünen drohte zur „Never-Ending-Story“ zu werden. Doch mit der Unterzeichnung einer konkreten Planungsvereinbarung während der NRW-Regionalkonferenz zum Deutschlandtakt am 10. August in der IHK in Münster haben Bund, Land und die DB die Schienenverbindung öffentlich klargestellt: Nun soll es wirklich etwas werden mit dem zweigleisigen Ausbau der Strecke zwischen den benachbarten Westfalen-Metropolen Münster und Dortmund. Mehr Zugangebote und mehr Pünktlichkeit – darauf wartet die Region bereits seit Jahrzehnten.
Vereinbarung unterzeichnet
Die Unterzeichnung der Vereinbarung während der NRW-Regionalkonferenz zum Deutschlandtakt , zu der rund 150 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Bahnbranche in das IHK-Bildungszentrum gekommen waren, hatte schon etwas Staatstragendes. Ähnliches kennt man sonst nur aus den Nachrichtensendungen, wenn etwa bedeutende Wirtschaftsabkommen zwischen mehreren Staaten unterzeichnet werden.
Freuen sich über die Unterzeichnung der Rahmenvereinbarung zum Ausbau der Schienenstrecke Münster – Lünen in der IHK in Münster: (v.r.) Dr. Benedikt Hüffer (Präsident der IHK Nord Westfalen), Werner Lübberink (Konzernbevollmächtigter der Deutsche Bahn AG für Nordrhein-Westfalen), Carsten Rehers (stellvertretender Verbandsvorsteher des Zweckverbandes Nahverkehr Westfalen-Lippe), Susanne Henckel (Staatssekretärin im Bundesministerium für Digitales und Verkehr), Oliver Krischer (Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen) und Markus Lewe (Oberbürgermeister der Stadt Münster).
© Möller/IHK
Dies gilt für Dienstreisen ebenso wie für die Wege der Mitarbeitenden zur Arbeit und zurück. Wichtige Voraussetzung sind attraktive und zuverlässige Alternativen zur Fahrt mit dem Dienstwagen und Privat-PKW oder auch zum Inlandsflug. Für Wirtschaftsregionen und auch für jedes einzelne Unternehmen bedeutet dies, dass sie bei der Frage der verkehrlichen Erreichbarkeit verstärkt auf die Qualität der Schienenverkehrsanbindung achten müssen. Ein Thema, für das sich die IHK Nord Westfalen seit vielen Jahren in besonderer Weise engagiert.
Regelmäßig zu spät
Die im Abschnitt „Münster – Lünen“ nur eingleisig ausgebaute Schienenstrecke drohte in den vergangenen Jahren immer stärker zum strategischen Schwachpunkt für die Weiterentwicklung des Schienenverkehrs in der Region zu werden. Denn bis heute führen alle ICE- und IC-Verbindungen zwischen Nordrhein-Westfalen und Hamburg sowie eine stündlich verkehrende Regionalbahn über genau diesen, über rund 42 Kilometer nur eingleisig ausgebauten Streckenabschnitt zwischen Dortmund und Münster. Das funktioniert so lange wie die Züge fahrplanmäßig unterwegs sind. Ist dies nicht der Fall, passen die geplanten Vorbeifahrten an den wenigen eingerichteten Ausweichstellen nicht mehr und die Züge warten auch schon mal zehn Minuten und mehr, bis der entgegenkommende Zug den sogenannten „Überholbahnhof“ passiert hat. Die hier regelmäßig entstehenden Verspätungen sind dann oft nicht mehr aufzuholen und wirbeln auch anderswo in Deutschland das Fahrplangefüge durcheinander. Ein unhaltbarer Zustand, der zudem jeden weiteren Ausbau des Zugangebotes auf dieser Strecke unmöglich macht.
Erste Überlegungen zum zweigleisigen Ausbau der Strecke reichen bereits in die 1980/1990er Jahre zurück. Die jeweiligen Bundesverkehrswegepläne (BVWP) sehen seit dieser Zeit den zweigleisigen Ausbau vor. Zu Beginn der 2000er Jahre wurden sogar konkrete Planungsschritte eingeleitet, die jedoch nicht zum Abschluss gebracht wurden, nachdem neue Berechnungen Zweifel an der Wirtschaftlichkeit der Maßnahme aufkommen ließen. In der Folge sah der BVWP 2016 nur noch für sieben der insgesamt 42 Kilometer einen Ausbau vor. Mehr, so die Begründung, wäre mit finanziellen Mitteln des Bundes nicht zu rechtfertigen, da der Nutzen insbesondere für den großräumigen Güterverkehr eher gering sei. Sollte dies das endgültige Aus für das Projekt bedeuten?
Standortnachteil Eingleisigkeit
Gemeinsam mit weiteren Partnern aus Wirtschaft und Politik initiierte die IHK Nord Westfalen in den letzten Jahren zahlreiche Aktivitäten, um die Eingleisigkeit zwischen Münster und Lünen nicht zum ewigen Standortnachteil für die Region und zu einem Risiko für die langfristige Integration der Stadt Münster in das ICE-Netz werden zu lassen. Hierzu zählten unter anderem Spitzengespräche von IHK-Präsident und -Hauptgeschäftsführer auf Staatssekretärsebene im Bundesverkehrsministerium sowie regelmäßige Fachgespräche mit dem Landesverkehrsministerium und DB-Fernverkehr in Frankfurt. Eine strategische Allianz von acht Industrie- und Handelskammern zwischen Düsseldorf und Lübeck stellte zudem im Dezember 2022 ein Gutachten zur Bedeutung der „Nord-West – Schienenmagistrale“ vor, in dem der zweigleisige Ausbau „Münster – Lünen“ eine Kernforderung darstellt.
Letztlich scheint sich das vereinte Werben um dieses für die Region so bedeutsame Schienenprojekt ausgezahlt zu haben. Im Herbst 2022 einigten sich das Bundesverkehrsministerium, das Verkehrsministerium NRW, die Deutsche Bahn AG und der betroffene Zweckverband NWL auf eine gemeinsam getragene Finanzierungslösung für einen rund 24 Kilometer langen, zweigleisigen Ausbau zwischen Münster und Werne, die nun während der NRW-Regionalkonferenz zum Deutschlandtakt mit der Unterzeichnung der Planungs- und Finanzierungvereinbarung besiegelt wurde.
Nun gilt es, den Blick nach vorn zu richten – verbunden mit der klaren Erwartungshaltung, dass die konkreten Planungen nunmehr kurzfristig beginnen und der „Zug“ sein Ziel – die Fertigstellung des zweigleisigen Ausbaus auf 24 Kilometern - in der ersten Hälfte der 2030er-Jahre tatsächlich auch erreicht.
IHK-Fachinformationen zur Strecke von Münster nach Lünen
- Schienenverkehr (Nr. 3562838)
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Redaktion Wirtschaftsspiegel