IHK-Jahresbericht 2023
Am 10. August fand in Münster die Regionalkonferenz Nordrhein-Westfalen für den Deutschlandtakt des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) in der IHK in Münster statt. Vor Ort stellten Vertreterinnen und Vertreter der nationalen und regionalen Schienenbranche gemeinsam mit der Politik den Nutzen für die Region vor und gingen in den Austausch mit der Wirtschaft und den Bürgerinnen und Bürgern. Zudem wurde die Rahmenvereinbarung für den Ausbau der Strecke Münster – Lünen vorgestellt und unterschrieben.
Mit der am 29. September erfolgten Freigabe des ersten Bauabschnitts des Lückenschlusses der B 67 bei Dülmen-Merfeld ist auch die regionale Wirtschaft ihrem Ziel ein großes Stück nähergekommen. Schon seit weit mehr als 20 Jahren fordert die IHK eine durchgängige und leistungsfähige Bundesstraße von Isselburg an der deutsch-niederländischen Grenze über Bocholt bis zur A 43 in Dülmen. „Der Lückenschluss der B 67n führt zu einer leistungsfähigen West-Ost-Verbindung, spart Zeit und Kosten und stärkt damit die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen sowie die Mobilität der Menschen in unserer Region“, fasste Krumme, langjähriger Sprecher der ehemaligen Unternehmerinitiative B 67n, den positiven Effekt der Straße zusammen.
Verkehr und Infrastruktur
Schienenverkehr
Regionalkonferenz NRW zum Deutschlandtakt in der IHK
© Möller/IHK
Im Vorfeld der Regionalkonferenz diskutierten Unternehmensvertreter bereits in einem Workshop mit den Gutachtern des Deutschlandtaktes sowie dem BMDV über Verbesserungen und Weiterentwicklungen des Deutschlandtaktes in NRW.
Zweigleisiger Ausbau Münster-Lünen: „Planungen nun zügig vorantreiben“
Als Meilenstein zur Realisierung des zweigleisigen Ausbaus der Schienenstrecke zwischen Münster und Lünen wertet die IHK Nord Westfalen die am 10. August in der IHK in Münster unterzeichnete Rahmenvereinbarung von Bund, Land, Deutscher Bahn AG und Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe. „Wir freuen uns sehr, dass mit der heute unterzeichneten Vereinbarung der Startschuss für die konkrete Planung des zwei-gleisigen Ausbaus gegeben wurde“, sagte IHK-Präsident Dr. Benedikt Hüffer bei einem Pressegespräch zur Deutschlandtakt Regionalkonferenz Nordrhein-Westfalen, während der die Vereinbarung unterzeichnet wurde. Auf Basis dieser Vereinbarung gelte es jetzt, die Planungsaufträge schnell zu vergeben und „die Planungen zügig voranzutreiben“, sagte Hüffer.
Freuen sich über die Unterzeichnung der Rahmenvereinbarung zum Ausbau der Schienenstrecke Münster – Lünen in der IHK in Münster: (v.r.) Dr. Benedikt Hüffer (Präsident der IHK Nord Westfalen), Werner Lübberink (Konzernbevollmächtigter der Deutsche Bahn AG für Nordrhein-Westfalen), Carsten Rehers (stellvertretender Verbandsvorsteher des Zweckverbandes Nahverkehr Westfalen-Lippe), Susanne Henckel (Staatssekretärin im Bundesministerium für Digitales und Verkehr), Oliver Krischer (Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen) und Markus Lewe (Oberbürgermeister der Stadt Münster).
© Möller/IHK
Gespräch zur Nord-West-Schienenmagistrale mit DB Netz AG
Konkrete Maßnahmen für den Ausbau der Nord-West-Schienenmagistrale von Dortmund über Münster, Osnabrück, Bremen und Hamburg bis Schleswig-Holstein/Mecklenburg-Vorpommern diskutierten die am Projekt beteiligten Industrie- und Handelskammern und ihre Landesvereinigungen mit Ingrid Felipe, DB Netz AG-Vorständin für Infrastrukturplanung und -projekte am 23. Oktober in Frankfurt am Main. Die zentralen Forderungen der IHKn decken sich im Wesentlichen mit den Zielsetzungen der Deutschen Bahn und werden daher von der DB ausdrücklich unterstützt. Der Großteil der Schienenmagistrale werde zudem in das Hochleistungsnetz der DB integriert und im Zeitraum von 2027 bis 2030 abschnittsweise generalsaniert, so die DB.
B 67n: Auf der Zielgeraden
Freut sich über die Freigabe des vorletzten Teilstücks der B 67n: Heinrich-Georg Krumme, langjähriger Sprecher der ehemaligen Unternehmerinitiative B 67n.
© Grundmann/IHK Nord Westfalen
Jetzt fehlt nur noch das Teilstück zwischen Reken und Merfeld, mit dessen Fertigstellung in 2026 gerechnet werden kann. „Auf der Zielgeraden“ steht deshalb unübersehbar auf dem Plakat, das die IHK an der B 474 in der Nähe der neuen Auffahrt auf die B 474n / B 67n aufgestellt hat.
Straßenverkehr
A 1-Ausbau: „Stopp nicht hinnehmbar“
Der sechsstreifige Ausbau der Autobahn A1 zwischen Münster-Nord und dem Kreuz Lotte-Osnabrück sollte im September 2023 beginnen und Ende 2027 abgeschlossen sein. Im Oktober teilte die DEGES (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH) jedoch mit, dass für das Projekt „kein zuschlagfähiges Angebot“ vorläge. Denn dieser Abschnitt sollte ursprünglich im sogenannten ÖPP-Verfahren gebaut werden, sprich, ein privates Unternehmen baut und bekommt dafür die Mauteinnahmen. „Diese Entscheidung der DEGES ist für die regionale Wirtschaft weder nachvollziehbar noch hinnehmbar. Die IHK wird daher gemeinsam mit den kommunalen Spitzen und Mandatsträgern der Region darauf drängen, dass die Zeitachse für den Ausbau trotzdem eingehalten wird“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel.
A 42: IHKs erwarten beschleunigten Brückenneubau
Nach der Sperrung der Autobahn 42 zwischen Bottrop-Süd und Essen-Nord erwarten die IHK Nord Westfalen und die IHK zu Essen, dass die erheblichen Auswirkungen auf die lokale und regionale Wirtschaft so gut es geht begrenzt werden. „Falls sich bestätigen sollte, dass die Brücke von Lkw mit mehr als 3,5 Tonnen Gesamtgewicht nicht mehr befahren werden darf, muss im bereits weit vorangeschrittenen Planfeststellungsverfahren jede Zeitreserve auf den Prüfstand, um möglichst bald mit dem Neubau der Brücke beginnen zu können“, so Dr. Fritz Jaeckel, Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen.
„Die Sperrung der A 42 ist für viele Unternehmen eine echte Belastungsprobe“, betonte Jaeckel. Schon jetzt müssten Unternehmen im Ruhrgebiet aufgrund der zahlreichen Staus mit höheren Fahrzeiten und Kosten kalkulieren als anderswo. Nach der Sperrung der Emschertalbrücke im Zuge der A 43 zwischen Recklinghausen und Herne habe es jetzt erneut das Ruhrgebiet getroffen. „Die Sperrungen sind ein spürbarer Standortnachteil, der die Wettbewerbsfähigkeit vieler Unternehmen beeinträchtigt“, zeigte sich Jaeckel besorgt.
A 52: Rückenwind für den Ausbau
Nach den Beschlüssen des Koalitionsausschusses in Berlin im März 2023 sind die Chancen für einen beschleunigten Ausbau der B 224 zur A 52 im Bereich Bottrop/Gladbeck deutlich gestiegen. „Wir begrüßen ausdrücklich, dass alle relevanten Teilabschnitte der A 52 in die bundesweite Prioritätenliste aufgenommen wurden“, zeigte sich der Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen, Dr. Fritz Jaeckel erfreut. „Das könnte der notwendige Turbo sein, um diesen Autobahnabschnitt endlich fertigzustellen“, hofft er. „Nach vielen Jahrzehnten des Ringens um eine möglichst stadtverträgliche Lösung können wir für die A 52 jetzt Tempo machen und vielleicht ein wenig Zeit wieder aufholen“, zeigte sich der IHK-Chef zuversichtlich. Jaeckel: „Die A 52 steht ein Stück weit als Synonym für die Herausforderungen des weiterhin andauernden Strukturwandels in der Emscher-Lippe-Region. Wenn sich – wie jetzt – eine besondere Chance bietet, dann müssen wir sie beherzt ergreifen und im Sinne der Zukunftsfähigkeit der Region nutzen.“
Neben der A 52 gehören auch die A 1 zwischen Ascheberg und dem Kamener Kreuz, das Autobahndreieck Bottrop im Zuge der A 2, die A 30 zwischen dem Autobahnkreuz Lotte/Osnabrück und Osnabrück-Süd sowie die A 43 zwischen Marl-Sinsen und Witten-Heven zu den Projekten, die beschleunigt werden sollen.
Nachhaltige Mobilität
Taxi und Mietwagen „unter Strom“
Rund 40 Teilnehmende informierten sich in der IHK Nord Westfalen beim „IHK-Forum Taxi und Mietwagen“ über das Thema Elektromobilität im Taxigewerbe.
Diskussion über Elektromobilität im Taxi- und Mietwagengewerbe: (v. l. n. r.). Roland Böhm, Taxi-Zentrale Münster e.G., Joél Dupont, Elektromobilität NRW, Daniel Janning, IHK, Nicolas Hendricks, Stadt Münster und Mehmet Erbek, Taxi Union Bottrop.
© IHK/Stein
IHK-Zertifikatslehrgang „Betrieblicher Mobilitätsmanager“
Am 19. Juni 2023 endete der IHK-Zertifikatslehrgang „Betrieblicher Mobilitätsmanager“ am Standort der IHK Nord Westfalen in Münster. Die insgesamt 13 Teilnehmenden erwarben praxisorientiert Kenntnisse und Kompetenzen, um für ihre Unternehmen konkrete Mobilitätskonzepte zu entwickeln und umzusetzen. Mit der Qualifizierung zum Betrieblichen Mobilitätsmanager unterstützt die IHK Unternehmen dabei, wichtige Beiträge zur Sicherung von Fachkräften, zur Gesundheitsförderung, zum Umwelt- und Klimaschutz sowie zur Kostensenkung zu leisten. Das Angebot vom IHK-Netzwerk „Betriebliche Mobilität NRW“ wird vom Verkehrsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.
© Krüdewagen/IHK
Anna Hohnhorst (OASE GmbH, Hörstel), David Blome (Stadtwerke Münster GmbH) sowie Steffen Hemker und Stephan Zech (Flaschenpost SE, Münster) überzeugten mit ihren Mobilitätskonzepten und haben den IHK-Zertifikatslehrgang "Betrieblicher Mobilitätsmanager" mit besonderem Erfolg abgeschlossen.
Nachhaltige Unternehmensmobilität
Im Rahmen eines Webinars wurden unterschiedliche Wege aufgezeigt, wie Unternehmen ihre Beschäftigten dabei unterstützen können, ihre Arbeits- und Dienstwege nachhaltiger zu gestalten. Zum Beispiel mit dem neuen JobTicket im Zuge des Deutschlandtickets, mit der Einführung eines Mobilitätsbudgets oder durch die Ausgestaltung nachhaltiger Mobilitätsrichtlinien. Mit Hilfe dieser Bausteine steigern Unternehmen nicht nur ihre Attraktivität für Fachkräfte, sondern können auch einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, zur Energie- und Kosteneinsparung sowie zur Verbesserung ihrer Standorterreichbarkeit leisten. Mehr als 50 Unternehmen aus dem Münsterland und der Emscher-Lippe-Region nutzen die Möglichkeit, neue Anregungen zu finden und sich über die verschiedenen Mobilitätsangebote zu informieren.
Netzwerkarbeit im Bereich Mobilität und Verkehr
In verschiedenen Orten im Münsterland und der Emscher-Lippe-Region (u.a. Coesfeld, Münster, Warendorf) hat sich die IHK bei der Erarbeitung von Mobilitätskonzepten beteiligt, um die Belange der gewerblichen Wirtschaft im Hinblick auf die Erreichbarkeit von Gewerbestandorten oder die nachhaltigere Gestaltung von Mobilität in den Beteiligungsprozess einzubringen. In weiteren Städten (u.a. Gelsenkirchen, Sassenberg) hat sie Arbeitskreise mit den relevanten Stakeholdern initiiert, um Gewerbegebiete bei der Verbesserung ihrer ÖPNV-Anbindung zu unterstützen. Darüber hinaus hat die IHK den Kreis Warendorf bei seiner Teilnahme am Landeswettbewerb „ways2work“ unterstützt, der die Förderung des überbetrieblichen Mobilitätsmanagements zum Ziel hat. Insgesamt haben es vier Wettbewerbsbeiträge aus dem Münsterland und der Emscher-Lippe-Region in die nächste Runde geschafft.
Prüfungen im Verkehrsbereich
Auch im Jahr 2023 blieb die Anzahl der Prüfungen im Verkehrsbereich trotz weltweiter Krisen und hoher Inflation auf einem stabilen Niveau. Die IHK Nord Westfalen prüfte 1.596 Gefahrgutfahrer, 20 Gefahrgutbeauftragte, 205 angehende Güterkraft-, Taxi-/Mietwagen- und Omnibusunternehmer sowie 1.210 Berufskraftfahrer.