IHK stößt bei EU auf offene Ohren

Nord-Westfalen/Brüssel. – Ein positives Fazit der Präsidiumsfahrt nach Brüssel hat die IHK Nord Westfalen gezogen. „Mit unseren sehr konkreten Hinweisen aus dem Unternehmensalltag sind wir sowohl bei den Mitgliedern des europäischen Parlaments als auch bei den Direktoren der EU-Kommission auf offene Ohren gestoßen“, resümierte IHK-Präsident Dr. Benedikt Hüffer die Gespräche. Insbesondere bei den Regelungen zur nachhaltigen Finanzierung (Sustainable Finance) sieht Hüffer die Chance, dass es noch zu Vereinfachungen kommt.

Das Positionspapier der IHK-Vollversammlung sei dort bekannt gewesen, berichtete Hüffer: „Es lag auf dem Tisch. Der für nachhaltige Finanzierung zuständige Direktor Marcel Haag hat uns bestätigt, dass die dort aufgeführten Bedenken im Wesentlichen mit seinen eigenen übereinstimmen.“ Die IHK werde an dem Thema dranbleiben, „da ist noch Gestaltungsspielraum, den wir für Nachbesserungen nutzen müssen“, fühlt sich Hüffer nach den Gesprächen motiviert.

„Die Reise hat sich gelohnt“, bringt es Hüffer auf den Punkt. Die Gesprächspartner gerade auch aus der EU-Verwaltung hätten die Präsidiumsmitglieder, die mit konkreten Beispielen aus ihren Unternehmen immer wieder die Auswirkungen von EU-Regelungen auf die Wettbewerbsfähigkeit aufzeigen konnten, aufgefordert, weiterhin Hinweise für Verbesserungen zu liefern. „Das werden wir über die DIHK machen, aber bei zentralen Anliegen unserer Vollversammlung auch weiterhin den direkten Austausch suchen und Kontinuität in den Prozess bringen“, versichert Hüffer und ergänzt: „Nur so schaffen wir es, dass die Belange der kleinen und mittleren Unternehmen berücksichtigt werden.“

Bei fast allen Gesprächen drehte es sich um den richtigen Weg, die Klimaneutralität der europäischen Wirtschaft zu erreichen, ohne ihre Wettbewerbsfähigkeit zu gefährden. „Die Welle von neuen Pflichten, die auf die Unternehmen zurollen, sind das bürokratische Resultat von politischen Mehrheitsentscheidungen, die vor einigen Jahren getroffen worden sind, als die wirtschaftliche Situation noch eine völlig andere war“, erläutert IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel. Er sieht aber nach den Gesprächen Anzeichen dafür, dass auch in Brüssel wahrgenommen werde, dass gerade die kleinen und mittleren Unternehmen überfordert sind. Es kehre mehr Realismus ein, um „Wege zu finden, das auch in der Wirtschaft unumstrittene Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, ohne dass dabei die Wirtschaft auf der Strecke bleibt“.

Mit dem Regelwerk „Sustainable Finance“ will die EU die Kreditvergabe an Unternehmen zukünftig davon abhängig machen, ob und in welchem Umfang die Unternehmen vor allem Klima- und Umweltziele einhalten. So sollen Unternehmen ihre wirtschaftlichen Aktivitäten in Hinblick auf die Nachhaltigkeit klassifizieren und einstufen (EU-Taxonomie). Zudem sind umfangreiche Berichts- und Offenlegungspflichten zur Nachhaltigkeit vorgesehen. Mehr Informationen zu Sustainable Finance.