Öffentlichkeitsarbeit in Unternehmen
Interview
Die Pressekonferenz ist vorüber, auf Seiten der Journalisten aber sind noch zahlreiche Fragen: Sie verlangen Erläuterungen zum soeben veröffentlichten Geschäftsbericht, detailgenaue Informationen über Ihre Pläne oder einen O-Ton für einen Radio- oder Fernsehbeitrag.
Eine gute Vorbereitung auf eine Interview ist in jedem Fall das beste Mittel, die Unsicherheit gegenüber den Medien zu überwinden. Diese fünf Faustregeln können Ihnen dabei helfen:
Machen Sie sich Ihr eigenes Ziel deutlich
Was will ich selbst? Was ist meine Botschaft, die ich vermitteln möchte? Bereits im Vorfeld sollten Sie sich der Antworten bewusst sein. Und beachten Sie dabei: Geben Sie kein Interview, wenn Sie nichts sagen wollen, oder nichts zu sagen haben!
Führen Sie ein Vorgespräch
„Ich hätte bitte vorher die Fragen schriftlich!“ Bedingungen wie diese erfüllt der Reporter nicht gern, weiß er doch nicht den genauen Wortlaut der Fragen im voraus. Auch für den Interviewten ist ein solches Verfahren nicht von Vorteil: Ein Gesprächspartner, der ständig auf ein Papier in seiner Hand schielt, erweckt den Eindruck von Unsicherheit. Das „Herunterleiern“ von auswendig gelernten Antworten lässt das Interview schnell hölzern und steif erscheinen. Eine spontane Antwort belebt dagegen das Interview. Ein Vorgespräch, in dem man das Thema erörtert und das ungefähre Ziel des Interviews absteckt, schließt auf der anderen Seite das Risiko aus, auf wenig sinnvolle Fragen eines schlecht informierten Journalisten antworten zu müssen und dadurch womöglich Gefahr zu laufen, selbst ins Schlingern zu kommen. Es gilt als oberster Grundsatz: Soviel Vorbereitung wie nötig, so wenig Festlegen wie nötig!
Achten Sie auf Ihre Sprache
Sie reden über Ihr Fachgebiet und sind mit dem Thema vertraut, nicht aber mit der Gesprächssituation. Beobachten Sie deshalb vor einem Interviewtermin Ihr Redeverhalten im Privatleben und sprechen Sie mit Freunden und Bekannten über das Thema. Anstelle eines „Fachchinesisch“, mit dem Sie Ihr Publikum abschrecken würden, prägen Sie sich in einer solchen Runde gute Formulierungen spielend ein, die auch für Nichtexperten verständlich sind. Präzise und bildhaft kann so Ihre Sprache auch dem absolut „Unbeleckten“ Ihr Fachgebiet näher bringen. Vermeiden Sie lange Sätze und Formulierungen wie: „Wenn ich dazu etwas sagen darf...“ oder „Also, meiner Ansicht...“. Anläufe wie diese sind nicht nur nichtssagend, sondern rauben auch der eigentlichen Botschaft die Aussagekraft. Nehmen Sie sich Zeit zum Nachdenken und formulieren Sie Ihre Antworten in klaren, schnörkellosen Sätzen. Vorsicht mit Zahlen! In den „flüchtigen“ Medien Funk und Fernsehen sollte mit Zahlenmaterial sehr sparsam umgegangen werden, denn ein Zurückblättern, wie in der Zeitung, ist hier nicht möglich. In der Regel heißt das: Nicht mehr als drei Zahlenangaben in einer Aussage!
Geben Sie sich locker und natürlich
Sie sind, wie Sie sind. Und daran ändert auch das Mikrophon oder die Kamera, die plötzlich auf Sie gerichtet sind, nichts. Vergessen Sie die Technik um sich herum und seien Sie ganz entspannt! Geben Sie sich in dem Bestreben, locker zu wirken, nicht zuviel Mühe! Kaum etwas wirkt so lächerlich wie aufgesetzte, vielleicht schon verkrampfte Lockerheit. Versuchen Sie vielmehr Ihre Aussagen mit einer natürlichen Lebendigkeit zu schildern. Und: Haben Sie keine Scheu, klar Ihren Standpunkt zu vertreten. Sie dürfen mit ihrer Meinung ruhig einmal anecken, denn Ausgewogenheit ist langweilig.
Kommen Sie den Journalisten entgegen
Vermeiden Sie Extreme bei der Beantwortung der Fragen. Bleiben Sie beim Thema, werden Sie nicht ausschweifend. Geben Sie dem Interviewer Gelegenheit, weitere Fragen zu stellen. Und andererseits: Lassen Sie den Journalisten nicht mit einsilbigen Antworten verhungern. Erzählen Sie aus eigenem Antrieb.
Verschiedene Typen von Interviews
Interview ist nicht gleich Interview. Interviews werden gehalten unter den verschiedensten Bedingungen. Ist es eine Aufzeichnung, das heißt, wird es aufgenommen und dann hinterher bearbeitet? Oder ist es ein Live-Interview, das so, wie es ist, ohne es nachträglich ändern oder ausbessern zu können, über den Äther geht? Findet das Interview im Sendestudio oder in Ihnen bekannten Räumlichkeiten statt? Ist es vielleicht bei Ihnen zu Hause, oder findet es möglicherweise sogar statt bei einem Spaziergang in freier Natur? Den Gestaltungsmöglichkeiten für ein Interview sind kaum Grenzen gesetzt.
Die Aufzeichnung: Bei Aufzeichnungen werden nur gewisse Stücke des Interviews als sogenannte „Originaltöne“ in den Beitrag gesetzt. Um aber sicherzugehen, dass nur solche „O-Töne“ verwendet werden, die Ihnen gelungen erscheinen, bestehen Sie darauf, dass Sie sich auf einem Monitor die Aufzeichnung ansehen und selbst bestimmen können, welche Teile gesendet werden.
Während der Aufzeichnung können Sie einen Menschen Ihres Vertrauens bitten, Ihr Erscheinungsbild im Monitor zu kontrollieren. Er sollte dabei auch auf die Perspektive während der Aufzeichnung achten. Denn: Aus der Vogelperspektive sehen Sie aus wie ein Frosch, aus der Froschperspektive wie jemand, der voller Hochmut auf seine Zuschauer herabblickt. Die ideale Einstellung ist, wenn sich Ihre Augen in Höhe des Objektivs befinden.
Das Live-Interview im Studio: Bei einem Live-Interview im Studio sollten Sie niemals direkt in die Kamera schauen, sondern immer zu Ihrem Gesprächspartner, auch wenn er Sie gelegentlich irritiert und den Eindruck erweckt, als höre er Ihnen gar nicht zu, weil er ständig an Ihnen vorbeischaut. Dann nämlich kontrolliert er unauffällig die restliche Sendezeit auf einer Uhr im Hintergrund. Er hört Ihnen aber nichtsdestotrotz aufmerksam zu.
Die „Live-Schaltung“: Eine andere Form des Live-Interview ist die sogenannte „Live-Schaltung“. Sie sind mit Ihrem Gesprächspartner im Sendestudio nur über Monitor und Mikrophon verbunden. Versichern Sie sich in dieser Situation, dass Sie so stehen oder sitzen, dass Ihr Blick auf Ihren Monitor, auf dem Sie den Moderator sehen, eine Kommunikation in Augenhöhe auf dem Sendebild herstellt.
Das Statement: Bei Zeitmangel wird häufig nur eine kurze und knappe Stellungnahme, ein Statement, von Ihnen verlangt. Ein Statement ist begrenzt durch einen vorgegebenen Zeitrahmen, der 30 Sekunden zumeist nicht übersteigt. In dieser Zeit muss alles Wichtige gesagt werden. Eine gute Vorbereitung ist wieder unerlässlich. Die Stoppuhr darf Sie bei Ihren Vorbereitungen begleiten, um eine Zeitüberschreitung nicht zu riskieren. Es gilt hier die Faustregel: 7 bis 8 Zeilen zu 60 Anschlägen ergeben bei normaler Sprechgeschwindigkeit die geforderten 30 Sekunden. Gehen Sie dann nach der Fünf-Satz-Regel vor: Im ersten Satz stellen Sie die These auf („Von Lohndumping kann bei uns nicht die Rede sein....“), die von den folgenden drei Sätzen untermauert wird. Der fünfte und letzte Satz bringt dann die Schlussfolgerung. Da der Text äußerst komprimiert ist, ähneln Statements häufig einer Formel. Bemühen Sie sich daher um farbige Formulierungen, die Ihre Aussage kräftig und wirkungsvoll werden lassen.
Was Sie noch beachten sollten
Im Fernsehen wird auf Äußerlichkeiten großen Wert gelegt. Ihre Kleidung und die Wahl der Farben, die im Sendebild später ihre Persönlichkeit unterstreichen sollen, ist daher von großer Bedeutung:
- Eine weiße Bluse oder ein weißes Hemd ist Tabu, denn diese Farbe reflektiert die Helligkeit, insbesondere das Scheinwerferlicht im Studio, so stark, dass selbst bei tiefster Sonnenbräune oder bester Arbeit der Maskenbildner das Gesicht bläulich-blass wirken kann.
- Vermeiden Sie kleinkarierte Muster: Auch mit den modernsten Kameras entstehen bei kleinstrukturierten Stoffen Laufmuster auf dem Bildschirm, die den Zuschauer irritieren und vom eigentlichen Interview ablenken.
- Am besten für den Fernsehauftritt sind flächige Farben, in denen man sich wohlfühlt. Vorsicht aber bei schwarz: Zwar ist schwarz nicht gänzlich ungeeignet, doch besteht die Gefahr, dass das Bild bei zuviel schwarz „absäuft“ und es düster und unattraktiv erscheinen lässt.
- Eine Hilfe beim Interview kann ein Gegenstand sein, an dem man sich „festhalten“ und von möglicher Nervosität ablenkt. Das kann die Lesebrille, eine Büroklammer oder ein Kugelschreiber sein.
- Informieren Sie sich vor dem Interview, wo und in welcher Sendung der geplante Beitrag ausgestrahlt wird. Bei der Vielzahl der Redaktionen mit festen, aber auch vielen freien Mitarbeitern und bei ebenso vielen Produktionsfirmen ist es unerlässlich, sich genaue Angaben machen zu lassen über den Namen des Senders, den Namen der Sendung, das Datum und die genaue Uhrzeit der Ausstrahlung, den Namen des Redaktionsleiters oder des verantwortlichen Redakteurs und den des Mitarbeiters, der den Beitrag gedreht hat, bestenfalls jeweils mit Telefonnummern.