IHK-Medieninformation

Wirtschaftsstandort Deutschland in der Krise: Jetzt sind auch Jobs in Gefahr

IHK-Konjunkturumfrage zeigt besonders in der Industrie alarmierende Zahlen (14.10.2024)
Der Arbeitsmarkt in Niederbayern steht vor einer Trendwende. In den vergangenen Jahren stieg die Zahl der Beschäftigten immer weiter. Doch in der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage unter den Betrieben aus Industrie, Handel und Dienstleistungen zeigt sich: Immer mehr Unternehmen in Niederbayern gehen in den kommenden zwölf Monaten von einer rückläufigen Beschäftigtenzahl aus (21 Prozent), besonders in der Industrie (28 Prozent). Bereits jetzt passen immer mehr Betriebe ihre Kapazitäten durch Kurzarbeit oder längerfristig Personalabbau an.
Diese Entwicklung steht sinnbildlich für das Gesamtergebnis der neuesten IHK-Konjunkturumfrage. Der Konjunkturklimaindikator, der die aktuelle Lage sowie die Erwartungen für die Zukunft miteinander verknüpft, ist im Sinkflug und befindet sich 16 Prozent unterm Durchschnitt. Nur noch 34 Prozent aller befragten Unternehmen bewerten die Geschäftslage als gut, 19 Prozent bereits als schlecht. Die Erwartungen für die Zukunft bereiten noch mehr Grund zur Sorge: Rund ein Drittel sieht jetzt schon massive Probleme für die Zukunft. „Die Gesamtstimmung in der Wirtschaft ist ähnlich schlecht wie zur Corona-Zeit“, sagt Alexander Schreiner, Hauptgeschäftsführer der IHK Niederbayern.
Die negative Entwicklung betrifft alle Branchen, ist aber in der Industrie besonders ausgeprägt. Rund die Hälfte aller Unternehmen verzeichnet sinkende Auftragsvolumina – auch hier stechen die Zahlen der Industriebetriebe hervor. Ganz gravierend sind die Zahlen im Fahrzeugbau, Zulieferbetriebe miteingerechnet. Hier berichten knapp 95 Prozent von einem in den letzten sechs Monaten gesunkenen Auftragsvolumen, sowohl im In- als auch im Ausland. 56 Prozent der Fahrzeugbau-Unternehmen melden eine schlechte Geschäftslage, 68 Prozent gehen von sinkenden Beschäftigungszahlen aus.
IHK-Präsident Thomas Leebmann ordnet die Ergebnisse ein: „Der Wirtschaftsstandort Deutschland gerät im globalen Wettbewerb immer mehr ins Hintertreffen. Es ist weit mehr als eine konjunkturelle Krise, eine kurzfristige Besserung ist nicht in Sicht. Das liegt vor allem an den sich weiter verschlechternden Rahmenbedingungen, die die Unternehmen in Deutschland vorfinden: Hohe Arbeits- und Energiekosten, überbordende Bürokratie, dazu kommt inzwischen eine schwächelnde Nachfrage im In- und Ausland.“
Nicht nur in der Industrie zeigt sich die negative Entwicklung. So macht die Konsumzurückhaltung der Verbraucher etwa dem Handel schwer zu schaffen. Mehr als 80 Prozent der Befragten beklagen ausbleibende Kunden – so viele wie in keiner anderen Branche. Selbst das bevorstehende Weihnachtsgeschäft scheint die Stimmung nicht zu heben. Obwohl die Kaufkraft der Haushalte durch Lohn- und Gehaltssteigerungen in Kombination mit rückläufigen Inflationsraten theoretisch gestiegen ist, bleiben die Umsatzerwartungen überwiegend pessimistisch. Im Tourismusgewerbe klaffen die gegenwärtige Geschäftslage und die Erwartungen für die Zukunft weit auseinander. Obwohl die aktuelle Situation als recht positiv beschrieben wird, wird für das kommende Jahr nahezu einhellig mit Einbußen gerechnet.
„Die Betriebe spüren an allen Ecken und Enden Unsicherheiten. Das macht den Wirtschaftsstandort Deutschland immer unattraktiver. Gefragt sind jetzt ein klarer politischer Kurs und ein entschiedenes Angehen der vielen Herausforderungen. Doch leider ist das Krisenmanagement der Politik bisher ungenügend“, sagt Schreiner.