IHK-Medieninformation

Verregneter Jahresstart in der Wirtschaft

Wie die regionalen Unternehmen aus Industrie, Handel, Dienstleistungen und Tourismus in das neue Jahr gestartet sind und welche Aussichten sie für die Zukunft haben – das hat die IHK Niederbayern in der Frühjahrsrunde ihrer Konjunkturumfrage erhoben.
Alexander Schreiner, der Hauptgeschäftsführer der IHK, fasst die Umfrageergebnisse zusammen: „Die niederbayerische Wirtschaft steht unter Druck. Die Unsicherheiten für die Zukunft sind groß, das Vorkrisenniveau aus der Zeit vor Corona bleibt unerreicht. Insgesamt zeichnet sich nur wenig Aufwind für die wirtschaftliche Entwicklung ab.“ So legt der IHK-Konjunkturklimaindikator, für den die Bewertungen der aktuellen Geschäftslage mit den Erwartungen für die Zukunft verrechnet werden, im Vergleich zur Vorumfrage im vergangenen Herbst wieder zu. Der Abwärtstrend scheint gestoppt. Aber auch der aktuelle Wert verharrt im Langfristvergleich auf einem deutlich unterdurchschnittlichen Niveau.
Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage hat sich im Vergleich zur Vorumfrage kaum bewegt. 85 Prozent der befragten Betriebe bezeichnen ihre Geschäftslage als gut oder zumindest befriedigend, 15 Prozent als schlecht. Dass der Konjunkturklimaindikator einen leichten Zuwachs verzeichnet, liegt daher an moderat verbesserten Aussichten der Unternehmen für die Zukunft. „Wichtig ist dabei allerdings der Blick auf die unterschiedlichen Wirtschaftsbereiche. Der niederbayerische Handel etwa oder die Tourismusbetriebe bleiben im Saldo knapp negativ. Die Industrie zeigt sich, ausgehend von einer angespannten Geschäftslage, für die Zukunft etwas positiver gestimmt – mit Ausnahme der Bauindustrie. Einen vergleichsweise deutlichen Anstieg nach oben können lediglich die Dienstleister verbuchen“, erläutert Schreiner die Branchenunterschiede.
Dass sich trotz des leicht steigenden Konjunkturtrends in der niederbayerischen Wirtschaft keine Aufbruchstimmung breitmachen will, liegt laut Schreiner an der Bewertung der wirtschaftlichen Risiken. „Bei den bekannten Faktoren sehen die Unternehmen keinerlei Verbesserungen: Der Arbeitskräftemangel ist unverändert Risikofaktor Nummer 1. Die Kosten bleiben hoch oder steigen weiter, etwa für Energie, Rohstoffe und Personal. Gleichzeitig werten die Betriebe die stockende Inlandsnachfrage als Risiko und auch das Auslandsgeschäft schwächelt“, berichtet Schreiner.
Auf ein Thema, das in der IHK-Umfrage besonders heraussticht, weist IHK-Präsident Thomas Leebmann hin: „Die Unternehmen strafen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen regelrecht ab. Die Einträge in den Freitextfeldern der IHK-Umfrage sprechen hier eine deutliche Sprache. Die Betriebe kritisieren beispielsweise kleinteilige Überregulierung oder den immer weiter steigenden Aufwand für Dokumentationspflichten, Umweltvorgaben, Steuer- oder Zollvorschriften. Solche Punkte kosten uns Unternehmer immens viel Zeit, Geld und Kraft – Ressourcen, die viel besser in die Fortentwicklung unserer Betriebe und damit den Erhalt von Arbeitsplätzen und Wertschöpfung investiert wären“, kritisiert Leebmann.
Für den IHK-Präsidenten ist es daher wichtig, die Forderungen der Wirtschaft der Politik zu vermitteln – aber er wolle nicht nur kritisieren, sondern auch nach konkreten Lösungen suchen, betont Leebmann. Er nennt dafür ein Beispiel: So haben sich vor Kurzem die bayerischen IHKs mit dem Finanzministerium auf einen Katalog an Maßnahmen geeinigt, um die Zusammenarbeit zwischen der regionalen Wirtschaft und den bayerischen Steuerbehörden einfacher, moderner und effizienter zu gestalten. Dazu gehören etwa Punkte wie schnellere Außenprüfungen, ein verbesserter, wechselseitiger Datenaustausch oder ganz allgemein der Grundsatz einer vertrauensvollen Zusammenarbeit statt der Konfrontation mit einem überbürokratischen Steuervollzug. „Solche Erfolge sind möglich, wenn sich die Politik auf die Realität in den Betrieben einlässt und die unternehmerische Freiheit fördert, anstatt sie immer weiter einzuengen“, zeigt sich Leebmann überzeugt.
Viele weitere Informationen zur aktuellen Konjunkturumfrage finden Sie hier.