Pressemeldung, 10. Oktober 2024
Konjunkturumfrage der IHK Köln: Wirtschaft immer tiefer in der Krise
Die Unternehmen in Deutschland und am Wirtschaftsstandort Köln geraten im internationalen Wettbewerb immer mehr ins Hintertreffen. Das zeigt die Konjunkturumfrage der IHK Köln unter ihren Mitgliedsunternehmen im Herbst 2024.
- Ergebnisse der Konjunkturumfrage für den gesamten IHK-Bezirk: Lage deutlich verschlechtert
- Geschäftserwartungen bleiben pessimistisch
- Kaum neue Investitionen: Ein klares Zeichen für Vertrauensverlust
- Exporterwartungen der Industrie weiter ausgebremst
- Schlechtere Beschäftigungsaussichten infolge schlechter Lage
- Finanzlage vieler Betriebe verschärft sich
- Ergebnisse für die Stadt Köln
- Ergebnisse für die Stadt Leverkusen
- Ergebnisse für den Rheinisch-Bergischen Kreis
- Ergebnisse für den Rhein-Erft-Kreis
- Ergebnisse für den Oberbergischen Kreis
- Allgemeines
Mit gravierenden Folgen, so Dr. Uwe Vetterlein, Hauptgeschäftsführer der IHK Köln:
„Die Bedingungen für die Industrie sind inzwischen so schlecht, dass immer mehr Unternehmen abwandern. Die Deindustrialisierung ist längst im Gang.“
Dementsprechend dramatisch fällt die Konjunkturumfrage der IHK Köln unter ihren Mitgliedsunternehmen aus. Bei der aktuellen Befragung im Herbst 2024 sind sämtliche Indikatoren noch tiefer ins Minus gerutscht.
Der Konjunkturklimaindikator, der die Situation zusammenfasst, ist um sieben Punkte auf nur noch 88,3 Punkte gesunken. Schlechter war er nur während des Corona-Schocks 2020. Der langjährige Durchschnitt liegt bei 107,8 Punkten. Besonders besorgniserregend: Den Unternehmen fehlt jede Fantasie, wie sich die Lage absehbar verbessern könnte. Dementsprechend schlecht sind die Erwartungen für die nächsten zwölf Monate.
Diese Krise ist zwar vor allem eine Krise der Industrie – bürokratische Fesseln, die Energiekosten, der Fachkräftemangel, die marode Infrastruktur, die stark gestiegenen Arbeitskosten, vor allem aber die industriefeindlich wahrgenommene Wirtschaftspolitik belasten die Unternehmen. Negativ betroffen ist auch der Handel. Neben strukturellen Problemen durch den Online-Handel macht den Unternehmen die schwächelnde Inlandsnachfrage zu schaffen.
Dass es anders geht, zeigt der internationale Vergleich: Andere Länder – auch europäische Nachbarländer -- weisen positive Wachstumsraten aus und ziehen Direktinvestitionen aus Deutschland an. Deutschland verliert den Anschluss und bleibt beim Wachstum auch 2025 OECD-Schlusslicht.
IHK-Hauptgeschäftsführer Uwe Vetterlein:
„Um aus dieser Krise zu kommen, brauchen wir wieder eine verlässliche Wirtschaftspolitik, die attraktive Rahmenbedingungen schafft und Vertrauen aufbaut, und keine, die die Unternehmen zusätzlich belastet. Das gilt auch für die Kommunen: Differenzierte und damit höhere Hebesätze bei der Grundsteuer für Gewerbegrundstücke sind eine solche zusätzliche Belastung, die mit der aktuellen Wirtschaftslage absolut unverträglich ist und so nicht kommen darf,“ sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Uwe Vetterlein.
Ergebnisse der Konjunkturumfrage für den gesamten IHK-Bezirk: Lage deutlich verschlechtert
Erstmals seit der Coronakrise ist der Indikator für die aktuelle Lage der Unternehmen mit einem Rückgang von mehr als acht Punkten ins Minus gerutscht. Nur noch 21 Prozent der Betriebe (Vorumfrage 24 Prozent) bezeichnen ihre derzeitige Geschäftslage als gut, 28 Prozent sprechen von einer schlechten Lage (Vorumfrage 23 Prozent). Die negativen Erwartungen der Unternehmen der letzten Monate haben sich damit zum großen Teil bestätigt.
Geschäftserwartungen bleiben pessimistisch
Die Angaben der Betriebe zu den Erwartungen für die nächsten Monate lassen jeden Hoffnungsschimmer auf ein Ende der Krise verblassen. Nur jedes zehnte Unternehmen (Vorumfrage 14 Prozent) erwartet eine Verbesserung seiner Geschäfte, dagegen befürchten 27 Prozent (Vorumfrage 24 Prozent) eine weitere Verschlechterung. 62 Prozent rechnen zumindest nicht mit einer Verbesserung ihrer Lage.
Kaum neue Investitionen: Ein klares Zeichen für Vertrauensverlust
Die im Vergleich zur Vorumfrage nochmals eingetrübten Investitionsabsichten verdeutlichen das fehlende Vertrauen der Unternehmen in eine Trendwende. Nur 26 Prozent planen höhere Investitionen, 34 Prozent aber niedrigere.
Exporterwartungen der Industrie weiter ausgebremst
Die Exporterwartungen der Industrieunternehmen bleiben mit minus 16,5 Punkten deutlich im Keller. Nur 12 Prozent der Betriebe erwarten bessere Ausfuhrgeschäfte, 29 Prozent hingegen gehen von einer Verschlechterung aus. „Deutschland fällt als Exportnation zunehmend zurück, denn in anderen Industrieländern laufen die Geschäfte wesentlich besser“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Vetterlein.
Schlechtere Beschäftigungsaussichten infolge schlechter Lage
Auch der Beschäftigungsindikator verschlechtert sich bei der aktuellen Umfrage erneut und setzt mit minus 12,4 den Negativtrend zum vierten Mal in Folge fort. Das heißt: Mit diesmal 26 Prozent wollen erneut mehr Unternehmen Personal abbauen als andere aufbauen wollen (14 Prozent). In der Folge stieg zuletzt trotz Arbeits- und Fachkräftemangel die Arbeitslosenquote in unserem IHK-Bezirk auf zuletzt 7,5 Prozent im September an. „Viele Unternehmen stehen unter einem enormen Kostendruck, was sich inzwischen auch in der sinkenden Zahl offener Stellen niederschlägt.“
Finanzlage vieler Betriebe verschärft sich
47 Prozent der Unternehmen sprechen von Problemen bei ihrer Finanzierung, insgesamt hat jedes fünfte Unternehmen mit Liquiditätsengpässen und dem Verzehr von Eigenkapital zu kämpfen. Es sind wieder mehr Betriebe von Insolvenz bedroht. „Ein Anstieg der Insolvenzen im IHK-Bezirk Köln um 20 Prozent im ersten Halbjahr zeigt, dass die Krise inzwischen immer mehr Existenzen bedroht.“, so Vetterlein. Und: „Es ist zu befürchten, dass die Insolvenzzahlen weiter steigen.“
Ergebnisse für die Stadt Köln
In der Stadt Köln hat sich die Lage der Unternehmen insgesamt leicht verschlechtert. Nur noch 26 Prozent der Unternehmen beurteilen ihre derzeitige Lage als „gut“ (Vorumfrage 29 Prozent). 25 Prozent (Vorumfrage 24 Prozent) beschreiben ihre Lage als „schlecht“ – fünf Prozent mehr als zu Jahresbeginn. Ein Viertel der Betriebe befürchtet eine ungünstigere Entwicklung, nur zehn Prozent gehen von einer Verbesserung ihrer Situation aus. Die Investitionspläne der Unternehmen haben sich minimal verbessert, die Beschäftigungsabsichten bleiben nahezu unverändert. 29 Prozent der Unternehmen wollen weniger investieren, 21 Prozent Stellen abbauen. Dagegen wollen 30 Prozent mehr investieren und 17 Prozent mehr Stellen schaffen.
Die drei Hauptrisiken sind für Kölner Unternehmen weiterhin die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (56 Prozent) und der Fachkräftemangel (51 Prozent) – an erster Stelle steht diesmal die schwache Inlandsnachfrage (60 Prozent).
Ergebnisse für die Stadt Leverkusen
Der konjunkturelle Lichtblick, der sich noch bei der Frühjahrsbefragung in der Stadt Leverkusen zeigte, verkehrt sich im Herbst in einen Negativtrend. Nur noch 20 Prozent der Unternehmen (Vorumfrage 34 Prozent) melden eine gute Geschäftslage, 22 Prozent (Vorumfrage 18 Prozent) qualifizieren ihre Geschäftslage als „schlecht“. Immerhin hat sich bei den Unternehmen in Leverkusen die Investitionsbereitschaft verbessert; im Saldo wollen wieder mehr Unternehmen (plus 17 Prozentpunkte) investieren. Die Beschäftigungspläne der Unternehmen haben sich dagegen deutlich verschlechtert. 19 Prozent planen eine Ausweitung, 31 Prozent wollen die Beschäftigtenzahl verringern.
Als Hauptrisiken für die wirtschaftliche Entwicklung nennen die Unternehmen die Inlandsnachfrage (59 Prozent), den Fachkräftemangel (58 Prozent), und die Arbeitskosten (47 Prozent).
Ergebnisse für den Rheinisch-Bergischen Kreis
Insgesamt deutlich verschlechtert hat sich der Blick der Unternehmen im Rheinisch-Bergischen Kreis auf ihre Geschäftslage. Mehr Betriebe als in der Vorumfrage bezeichnen ihre Lage als „schlecht“ (34 statt 19 Prozent), immerhin 21 Prozent (Vorumfrage 16 Prozent“ beurteilen ihre momentane Situation als „gut“. Die Erwartungen der Unternehmen haben sich leicht verbessert, bleiben jedoch insgesamt pessimistisch. 20 Prozent gehen von einer Verbesserung der Lage aus (Vorumfrage 11 Prozent), 27 Prozent von einer ungünstigeren Entwicklung für die nächsten zwölf Monate aus (Vorumfrage 25 Prozent).
Als Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung sehen die Unternehmen im Rheinisch-Bergischen Kreis an erster Stelle weiterhin die Inlandsnachfrage (60 Prozent), gefolgt von den Arbeitskosten (49 Prozent) und den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (47 Prozent).
Ergebnisse für den Rhein-Erft-Kreis
Sowohl bei der Beurteilung der aktuellen Lage als auch bei den Erwartungen fallen die Ergebnisse der Befragung bei den Unternehmen im Rhein-Erft-Kreis deutlich schlechter aus als im Frühjahr. 14 Prozent der Unternehmen bezeichnen ihre Lage als „gut“ an (Vorumfrage: 24 Prozent), 25 Prozent als „schlecht“ (20 Prozent). Die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate haben sich ebenfalls deutlich verschlechtert. Nur sechs Prozent rechnen mit einer besseren Geschäftsentwicklung, hingegen 32 Prozent (Vorumfrage: 19 Prozent) mit einer Verschlechterung.
Als Hauptrisiken für die wirtschaftliche Entwicklung sehen die Unternehmen im Rhein-Erft-Kreis weiterhin den Fachkräftemangel (63 Prozent), gefolgt von der Inlandsnachfrage (54 Prozent) und den Arbeitskosten (54 Prozent).
Ergebnisse für den Oberbergischen Kreis
Die Lage im Oberbergischen Kreis hat sich im Vergleich zum Frühjahr leicht verschlechtert, ebenso die Erwartungen. Nur 16 Prozent (Vorumfrage 13) bewerten ihre Lage als „gut“, 40 Prozent (Vorumfrage 33) hingegen sprechen von einer „schlechten“ Lage. Ähnlich die Entwicklung beim Blick in die Zukunft: Nur noch 11 Prozent (Vorumfrage: 15) glauben, dass sich ihre Lage in den kommenden zwölf Monaten verbessert, 28 Prozent (Vorumfrage: 24) glauben an eine schlechtere Entwicklung.
Als Hauptrisiken für die künftige wirtschaftliche Entwicklung sehen die Unternehmen im Oberbergischen Kreis weiterhin die Inlandsnachfrage (69 Prozent), die Arbeitskosten (58 Prozent) und den Fachkräftemangel (52 Prozent).
Allgemeines
Die Konjunkturumfrage Herbst 2024 wurde vom 2. bis 20. September bei rund 2.400 Unternehmen aus unserem IHK-Bezirk durchgeführt. 677 Unternehmen haben sich beteiligt. Die ausführlichen Ergebnisse des Konjunkturberichts zum Herbst 2024 finden Sie auf unserer Internetseite unter www.ihk.de/koeln/konjunkturbericht.