Pressemeldung, 1. Februar 2023
Konjunkturumfrage der IHK Köln zum Jahresbeginn 2023: Resiliente Unternehmen – strukturelle Risiken
Köln, 1. Februar. Die Rezession ist in der Region laut aktueller Konjunkturumfrage der IHK Köln bislang ausgeblieben.
„Die Unternehmen haben sich resilienter erwiesen als zunächst erwartet. Es ist ihrem Mut, ihrer Kreativität und ihrer Anpassungsfähigkeit zu verdanken, dass die Lage besser ist, als befürchtet und die Erwartungen nicht mehr ganz so schlecht ausfallen,“ betont Dr. Uwe Vetterlein, Hauptgeschäftsführer der IHK Köln.
„Der aktive Einsatz der Politik in Krisenzeiten hat durchaus Positives bewirkt. Dennoch verhindert der mangelnde politische Reformwille und die abnehmende Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland eine nachhaltige Erholung. Kritisch ist die Lage besonders bei energieintensiven Industriebetrieben. Diese kämpfen weiter mit hohen Kosten und haben große Sorge vor einer möglichen mangelnden Versorgungssicherheit bei Strom und Gas. Trotz Verbesserung des Konjunkturklimas besteht daher das Risiko, dass viele Schlüsselunternehmen für den Wohlstand in unserer Region ihre Produktion aus Deutschland weg in andere Länder verlagern, in denen Energie sicherer und günstiger zu haben ist“, fasst Uwe Vetterlein die aktuelle Lage zusammen.
Denn die Rahmenbedingungen seien auch abgesehen von den Energiepreisen für die Betriebe mehr als herausfordernd: Viele Unternehmen beklagten, dass die immer weiter ausufernde Bürokratie dringend erforderliche Investitionen hemmt. Außerdem leiden die Unternehmen unter einer häufig überalterten, maroden Infrastruktur und dem sich immer stärker manifestierenden Arbeitskräftemangel.
„Unsere Unternehmen sind engagiert und mutig unterwegs und haben es in den vergangenen Jahren und Monaten mit immer neuen Herausforderungen zu tun gehabt. Die Politik muss sich an die Seite der Unternehmen stellen und endlich die unnötigen Bremsklötze und Hindernisse beseitigen.“, so der IHK-Hauptgeschäftsführer.
Ergebnisse für den gesamten IHK-Bezirk
Lage
Insgesamt lassen die Konjunkturdaten zum Jahresbeginn etwas aufatmen. Der Abwärtstrend ist vorerst abgeschwächt. Grund zur Entwarnung gibt es jedoch angesichts des Kriegs gegen die Ukraine, der hohen Energiepreise, der Inflation, den steigenden Zinsen und den bürokratischen Hemmnissen nicht.
Die positiveren Aussichten resultieren aus aktuell niedrigeren Energiepreisen, dem etwas verbesserten Konsumklima und der leichten Abschwächung der Inflation. Im Ergebnis ist der Konjunkturklimaindex gegenüber der Vorumfrage von 79 auf 98 Punkte gestiegen und bewegt sich wieder in die Richtung der 100 Punktemarke. Darüber beginnt die Wirtschaft zu wachsen, darunter schrumpft sie.
Der Indikator für die Geschäftslage steigt von zehn auf 17 Punkte. Ein Drittel der Unternehmen meldet eine gute Geschäftslage. 49 Prozent schätzen ihre Lage als befriedigend ein. Doch 17 Prozent der Unternehmen geht es schlecht.
Geschäftsaussichten
Die Erwartungen der Betriebe haben sich gegenüber der äußerst schlechten Beurteilung der letzten Umfrage entspannt. 13 Prozent der Unternehmen gehen bereits wieder von einer Verbesserung aus. Allerdings befürchten 32 Prozent der Unternehmen, dass sich Ihre Lage in den kommenden zwölf Monaten weiter verschlechtert. Das ist immer noch ein hohes Niveau, aber weniger als bei der letzten Befragung, Der Erwartungsindikator bleibt aber mit -19 Punkten im negativen Bereich.
Die Investitionspläne der Unternehmen haben sich leicht verbessert, befinden sich aber nach wie vor auf niedrigem Niveau. 28 Prozent der Unternehmen planen höhere Investitionen, dagegen wollen 29 Prozent ihre Investitionen reduzieren. Vor allem in der Industrie stellt aber ein beträchtlicher Anteil der Firmen notwendige Investitionen zurück, gerade die energieintensiven Unternehmen verhalten sich zurückhaltend.
Die Exporterwartungen der Unternehmen haben sich im Vergleich zur letzten Befragung deutlich verbessert. Dennoch liegt der Exportindikator weiter auf einem sehr niedrigen Niveau von minus 15 Punkten. 28 Prozent der Unternehmen gehen von einem Rückgang des Exportgeschäfts in den kommenden zwölf Monaten aus. 58 Prozent erwarten eine gleichbleibende Entwicklung, nur 13 Prozent einen Anstieg.
Beschäftigung
Die Beschäftigungspläne der Betriebe sind nahezu unverändert. Der Indikator liegt weiterhin im neutralen Bereich. Allerdings zeigt der aktuelle Höchststand von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, dass Mitarbeitende rar sind. Für die Unternehmen hat sich der Mangel an Fachkräften mittlerweile zu einem Mangel an Arbeitskräften ausgeweitet.
Risiken
Hauptrisiko bleiben für die Betriebe nach wie vor die hohen Energie- und Rohstoffpreise (71 Prozent). Darauf folgt der Fachkräftemangel, den 63 Prozent als riskant für das eigene Geschäft einschätzen. Inflation und ein schwaches Konsumklima führen dazu, dass die Inlandsnachfrage weiterhin als großes Risiko bestehen bleibt (50 Prozent).
Ergebnisse für die Stadt Köln
Die Geschäftslage der Kölner Unternehmen hat sich zum Jahresbeginn leicht verbessert: 36 Prozent beurteilen ihre Lage als gut (Vorumfrage 35 Prozent) – 16 Prozent als schlecht (Vorumfrage 20 Prozent).
Die Erwartungen der Unternehmen in Köln haben sich seit der letzten Befragung deutlich verbessert: 15 Prozent gehen von einer Verbesserung der Situation aus (Vorumfrage 10 Prozent), 27 Prozent befürchten eine Verschlechterung (Vorumfrage 47 Prozent).
Die Investitions- und Beschäftigungsabsichten sind nahezu unverändert: 34 Prozent der Unternehmen planen eine Ausweitung des Investitionsvolumens, 20 Prozent eine Verringerung. 26 Prozent möchten zusätzliche Arbeitsplätze schaffen, 17 Prozent planen mit weniger Beschäftigten.
Bei den Hauptrisiken liegen aus Sicht der Kölner Unternehmen der Fachkräftemangel (66 Prozent) sowie die Energie- und Rohstoffpreise (66 Prozent) gleichauf.
Ergebnisse für die Stadt Leverkusen und den Rheinisch-Bergischen Kreis
Gegenüber der Herbstumfrage hat sich die Lage der Unternehmen in Leverkusen deutlich verbessert. 39 Prozent (Vorumfrage 28 Prozent) der Unternehmen melden eine gute Geschäftslage und 19 Prozent eine schlechte (Vorumfrage 22 Prozent).
Die Erwartungen sind ebenfalls wesentlich optimistischer, auch wenn für die kommenden zwölf Monate lediglich 21 Prozent der Unternehmen von einer Verbesserung ausgehen und immerhin noch 26 Prozent von einer Verschlechterung.
Die Investitionsbereitschaft der Unternehmen ist größer geworden: 33 Prozent planen eine Erhöhung und nur noch 23 Prozent eine Reduzierung der Investitionen. Auch die Beschäftigungspläne haben sich leicht verbessert, der Beschäftigungsindikator liegt wieder bei plus 14 Punkten (Vorumfrage: vier Punkte).
Als Hauptrisiken nennen die Unternehmen in Leverkusen die Energie- und Rohstoffpreise (67 Prozent), den Fachkräftemangel (54 Prozent) und die Arbeitskosten (54 Prozent).
Auch im Rheinisch-Bergischen Kreis hellt sich die Lage auf. Zwar bewerten 22 Prozent der Unternehmen etwas weniger ihre Lage als gut (Vorumfrage 25 Prozent). Eine schlechte Lage melden nur noch 15 Prozent (Vorumfrage 26 Prozent).
Die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate sind optimistischer. Acht Prozent der Unternehmen rechnen mit einer positiveren Entwicklung (Vorumfrage drei Prozent), 36 Prozent gehen von einer ungünstigeren Entwicklung aus (Vorumfrage 65 Prozent).
Die Investitionsbereitschaft bleibt gleich: Nur jeder fünfte Betrieb im Rheinisch-Bergischen Kreis möchte mehr investieren, knapp die Hälfte plant geringere Investitionen.
Die Beschäftigungsaussichten haben sich um 17 Punkte zwar verbessert, allerdings liegt der IHK-Beschäftigungsindikator mit minus neun Punkten weiterhin im negativen Bereich.
Als Hauptrisiken nennen die Unternehmen im Rheinisch-Bergischen Kreis an erster Stelle klar die Energie- und Rohstoffpreise (71 Prozent), gefolgt vom Fachkräftemangel (59 Prozent) und den Arbeitskosten (53 Prozent).
Ergebnisse für den Oberbergischen Kreis
Bei den Unternehmen im Oberbergischen Kreis hat sich die Lage gegenüber der Herbstumfrage leicht verbessert. 37 Prozent der Unternehmen melden mittlerweile wieder eine gute Lage (Vorumfrage 32 Prozent), 17 Prozent eine schlechte (Vorumfrage 18 Prozent).
Allerdings sind auch hier die Erwartungen deutlich gestiegen. Elf Prozent (Vorumfrage sieben Prozent) der Betriebe gehen von einer besseren Entwicklung in den kommenden zwölf Monaten aus und noch 40 Prozent (Vorumfrage 58 Prozent) von einer schlechteren.
Die Investitionsbereitschaft in Oberberg hat sich verbessert, allerdings ist der Saldo unverändert negativ. 18 Prozent der Unternehmen planen höhere Investitionen (Vorumfrage 16 Prozent), 35 Prozent niedrigere (Vorumfrage 44 Prozent).
Als Hauptrisiken nennen die oberbergischen Unternehmen neben den Energie- und Rohstoffpreisen (76 Prozent) den Fachkräftemangel (57 Prozent) und die Inlandsnachfrage (54 Prozent).
Ergebnisse für den Rhein-Erft-Kreis
Im Rhein-Erft-Kreis hat sich die Geschäftslage für die Unternehmen leicht verbessert.
Knapp jedes dritte Unternehmen bewertet die eigene Lage als gut (Vorumfrage noch knapp jedes vierte Unternehmen). Knapp jedes fünfte Unternehmen spricht von einer schlechten Geschäftslage (Vorumfrage noch knapp jedes vierte Unternehmen).
Die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate sind jedoch deutlich gestiegen. Zwölf Prozent der Unternehmen gehen von einer besseren Geschäftsentwicklung aus (Vorumfrage fünf Prozent), 35 Prozent von einer schlechteren Entwicklung (Vorumfrage 58 Prozent).
Auch die Investitionsabsichten haben sich verbessert: 27 Prozent der Unternehmen möchten mehr, 25 Prozent möchten weniger investieren.
Die Beschäftigungsaussichten sind unvermindert auf einem niedrigen Niveau. Nur neun Prozent planen mit einem höheren Beschäftigungsstand.
Die Investitionsentscheidungen hängen für 76 Prozent der Betriebe von Ersatzbedarf ab, Umweltschutz ist für 31 Prozent das Hauptmotiv. Als größte Risiken benennen die Unternehmen im Rhein-Erft-Kreis an erster Stelle die gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise mit 78 Prozent. An zweiter Stelle steht der Fachkräftemangel mit 71 Prozent, darauf folgend die Arbeitskosten mit 51 Prozent.
Allgemeines
An der Umfrage haben sich vom 19. Dezember 2022 bis zum 16. Januar 2023 insgesamt 670 Unternehmen aus dem IHK-Bezirk beteiligt (Köln, Leverkusen, Rhein-Erft-Kreis, Rheinisch-Bergischer Kreis, Oberbergischer Kreis).