Interview

„Lokale, dekarbonisierte Energie ist ein Wettbewerbsvorteil“

Die RheinEnergie AG versorgt Köln und die Region mit Strom, Gas, Wasser und Wärme. Vorstandsmitglied Susanne Fabry erläutert den aktuellen Stand und die Ausbaupläne.

Wie steht es derzeit um die Wärmeversorgung in Köln?

Derzeit betreibt RheinEnergie in Köln ein Fernwärmenetz von rund 380 Kilometern. Daran sind auch große Industriebetriebe, etwa die Ford-Werke, angeschlossen. Unser Plan ist, bis 2030 das Netz um 50 Kilometer und bis 2035 um weitere 150 Kilometer auszubauen.

Sprechen wir da von „grüner Wärme“?

Derzeit noch nicht, die Wärmeversorgung wird sukzessive auf erneuerbare Quellen umgestellt. Vor wenigen Wochen haben wir den Generalplanerauftrag für eine Großwärmepumpe mit einer Leistung von 150 Megawatt in unserem Heizkraftwerk in Köln-Niehl erteilt. Sie wird die Umweltenergie des Rheins nutzen und unsere Fernwärme-Netzkapazität um 15 Prozent erhöhen. Zudem ist eine 50-Megawatt-Wärmepumpe am Heizkraftwerk in Köln-Merkenich geplant.

Dafür muss die Infrastruktur weiter ausgebaut werden.

Ja, und wir werden bis 2035 rund 3,8 Milliarden Euro investieren, davon fließen rund 1,85 Milliarden Euro in den Aus- und Umbau der Energieinfrastrukturen, wie Strom-, Wasser- und Wärmenetze. Weiterhin analysieren wir aktuell, was noch zu tun ist, damit unser Gasnetz wasserstofftauglich wird.

Von welchen Faktoren hängt die Realisierung ab?

Für den massiven Umbau der Energieinfrastrukturen brauchen wir unter anderem auch die Unterstützung der Genehmigungsbehörden, also vor allem der Kölner Stadtverwaltung – und zwar auf allen Ebenen. Wir benötigen eine aktive Unterstützung des gemeinsamen Ziels, Köln 2035 klimaneutral zu gestalten.
Gefordert ist auch die Landes- und Bundespolitik: Hier erwarten wir die entsprechenden Rahmenbedingungen, etwa durch beschleunigte Verfahren oder die Bereitstellung von Fördergeldern.

Windkraft und Photovoltaik. Wie steht es hiermit?

Uns ist bewusst: Die Versorgung mit lokal erzeugter, dekarbonisierter Energie ist mittlerweile ein Standortfaktor und Wettbewerbsvorteil für die Industrieunternehmen. Ob das Tesla-Werk in Brandenburg oder die Chipfabrik in Sachsen-Anhalt, ohne eine gesicherte Energieversorgung mit grünem Strom würden die Unternehmen dort nicht investieren.
Als RheinEnergie bauen wir deshalb auch in Köln erneuerbare Energien aus. Jüngst haben wir beispielsweise mit der Firma Ford eine Verdreifachung der Leistung der schon existierenden Solaranlage auf dem Betriebsgelände vereinbart. Auch für solche Projekte sind schnellere Genehmigungsverfahren erforderlich.
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