IHKplus 3.2024 | Durchblick

Künstliche Intelligenz: Einfach mal starten!

Online-Terminabstimmung, virtuelle Konferenz statt Arbeitsreise, Fernwartung via Web – digitale Tools und smarte Werkzeuge sind aus unserem Unternehmensalltag kaum mehr wegzudenken. Sie helfen, unsere Abläufe zu verbessern, einfacher zu gestalten und produktiver zu sein. Noch mehr Potenzial gibt es mit Anwendungen wie zum Beispiel ChatGPT. Noch nicht gestartet? Dann wird es Zeit!
Virtuelle Hilfsprogramme, die intelligent sind, auf riesige Datenmengen zurückgreifen und unendlich viele Anwendungsbereiche bedienen – das sind die sogenannten KI-Basismodelle. Mittlerweile längst zum Hype geworden ist ChatGPT – Generative pre-trained transformers (auf Deutsch: „Generativer vortrainierter Transformator“). Dieser Chatbot ist in der Lage, menschliche Sprache zu verstehen und komplexe Aufgaben einfach und schnell zu lösen. „Und wer Probleme schnell und einfach löst, ist effizient und spart Zeit“, sagt Mike Gahn, IHK-Vizepräsident und Co-Vorsitzender des Ausschusses Digitales und Innovation der IHK Köln, „daher widmen wir uns 2024 speziell dem Thema, wie wir unsere Unternehmen bei dieser Entwicklung unterstützen und voranbringen können.“
Aber wie starten? Beispiele von Aufgabenstellungen (den sogenannten Prompts) gibt es bei ChatGPT aus allen Unternehmensbereichen. Dabei hängt das Ergebnis natürlich stark von dem Input, der Datenqualität und der eigentlichen Frage ab. Dieter Schiefer, Digitalexperte der IHK Köln, gibt folgenden Hinweis: „Ruhig erst mal mit Fragen aus Bereichen starten, in denen man sich persönlich gut auskennt. Dann kann man die Qualität und die Arbeitsweise des Chatbots gut erproben. Und was auch hilft: Fragen Sie ChatGPT einfach, welche zusätzlichen Fragen er braucht, um die Aufgabe perfekt zu lösen. Darauf gibt es meist sehr hilfreiche Antworten!“
Ebenfalls wichtig: die eigene Rolle klären. Also zum Beispiel: „Ich betreibe einen Online-Handel und möchte, dass meine Artikelbeschreibungen besonders das Produktmerkmal Langlebigkeit hervorheben.“

So hilft ChatGPT weiter

Kundensupport: Automatisierte Kundensupport-Chatbots können häufig gestellte Fragen beantworten, einfache Probleme lösen und Kundenanfragen priorisieren. Beispiele: „Bitte formuliere für diese Kundenanfrage eine freundliche Antwort.“ Passt die Antwort noch nicht? Dann bitten Sie beispielsweise um einfachere Sätze.
Recruiting: Jobangebote können zielgruppengerecht angepasst werden. Beispiel: „Bitte beschreibe diese Stelle attraktiv für junge Bewerber.“
Training und Schulung: Ergänzende Inhalte und Tools können schnell erstellt werden. Beispiel: „Erstelle zu diesen Lehrinhalten zehn Quizfragen, die das Wissen abfragen“.
Marketing und Content: Keywords oder wesentliche Inhalte können besser herausgestellt werden: „Bitte texte diese Produktbeschreibung/Website für Kundinnen und Kunden ohne Vorwissen um.“
Personal: „Erstelle mir einen ausgeglichenen Wochenplan für das Team und berücksichtige alle Brückentage.“
Marktforschung: Unternehmen können ChatGPT verwenden, um Kundenfeedback zu analysieren. Beispiel: „Was war bei diesen Feedbacks das wichtigste Kriterium.“
Organisation: Beispiel: „Stelle mir eine Liste von Hotels zusammen, die weniger als 70 Euro kosten und in der Nähe meines Kunden X ansässig sind."
Und dabei ist ChatGPT nur ein mächtiger „KI-Helfer“ von vielen. Es gibt Anwendungen für Bilder, Designs, Musik, Inspiration, Stimmen und vieles mehr. Das war Grund genug für die IHK Köln, im Juni zum wiederholten Mal einen Praxistag der KI-Tools anzubieten, der unterschiedliche Einsatzzwecke und viele Branchenbeispiele aufzeigte und auch live vorführte.
Aber Vorsicht ist natürlich auch geboten: Daten und Prompts müssen sensibel und mit Blick auf Datenschutz und Geschäftsgeheimnisse ausgewählt werden. Ganz wichtig: keine personenbezogenen Daten oder Geschäftsprozesse einzugeben! Schließlich lernt die KI aus den Fragen ihrer Nutzerinnen und Nutzer und speichert diese auf den Servern von OpenAI. Die Ergebnisse sollen Menschen nicht manipulieren oder schaden; ein Grundsatz, der sich auch in der geplanten KI-Regulierung der EU widerspiegeln wird.
Eins ist sicher: ChatGPT produziert auch Fehler, es ist keine Suchmaschine und kein Recherche-Tool! Daher ist ein zweiter, menschlicher Blick immer notwendig. Ob ChatGPT auch in Ihrem Unternehmen hilft, ist einfach herauszufinden. Starten Sie mit einfachen Befehlen und Fragen, so erhalten Sie schnell ein Gefühl, wie smart und schnell Minutenfresser aus Ihrem Alltag gelöst werden können.

Interview mit Rainer Prinz, KI-Mentor für Unternehmen und Geschäftsführer der explainAI GmbH in Königsdorf:

„Nicht nur ein Marketing-Gag!“

Was sind aus Ihrer Sicht die gängigsten Vorurteile zum Einsatz von KI im Unternehmensalltag?
Die meisten Vorurteile ergeben sich durch fehlendes Verständnis für diese neue Technologie. Die Bandbreite ist enorm. Von „KI ist ein Marketing-Gag“ bis hin zu „KI kann Mitarbeitende vollständig ersetzen“ ist alles dabei. Was wir aktuell bekommen, sind sehr schlaue KI-Assistenzsysteme, mit denen Mitarbeitende gemeinsam an ihren Aufgaben arbeiten können. Aber es braucht eine gewisse „Führungserfahrung“ für diese neuen Systeme. Sie liefern nur sehr gute Ergebnisse, wenn die Mitarbeitenden auch sehr gut danach gefragt haben.
Und was sind typische Fehler beim Einstieg in die KI-Welt?
Typische Fehler sind fehlendes Verständnis für die Fähigkeiten und Grenzen einer KI. Es ist einerseits, als säßen Fahrschülerinnen oder -schüler in Sportwagen, erreichen schlechte Rundenzeiten und der Wagen ist schuld. Andererseits fehlt gerne der kritische Blick auf die Ergebnisse der KI. Dieser Menschentyp liest „autonomes Fahren“ in der Anleitung und glaubt, man kann sich schlafen legen. Ohne Kenntnisse und entsprechendes Training nützen das beste Auto und die beste KI nichts.
Welche Chancen bietet KI mit Blick auf den Fachkräftemangel – in wenigen Sätzen?
Der Einsatz von KI wirkt wie ein Faktor für die bestehende Produktivität. Es gibt Unternehmen völlig neue Möglichkeiten zu wachsen und mit ihren Produkten und Dienstleistungen zu skalieren. Wenn in Deutschland der Fachkräftemangel und der absehbare Verlust von Boomer-Expertise in den Unternehmen ein Problem für Wachstum und Konkurrenzfähigkeit darstellt – KI ist die stärkste technologische Lösung, die uns zur Verfügung steht.

KI-Netzwerke und Veranstaltungen

Auf www.ihk-koeln.de/KI haben wir für Sie einige nützliche Informationen zum Thema KI zusammengestellt. Hier finden Sie auch aktuelle Veranstaltungen zum Thema.
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