Drehkreuze der Logistik
Flugzeug oder Lkw? Schiff oder Güterzug? Logistik funktioniert nur im Verbund. Wie genau? Dazu hat sich IHKplus an den Drehkreuzen Flughafen und Frachthafen umgehört.
Vor wenigen Wochen hat die neue HGK Intermodal GmbH ihren Betrieb aufgenommen, die Containerterminals in den Frachthäfen Duisburg, Krefeld, Düsseldorf und Köln bündelt. Was nach einer Formalie klingt, ist gleich zweifach sinnvoll. Erstens: Die Zusammenarbeit der Nachbarn wird damit noch intensiver. Die Stärke dieses Verbundes zeigt sich in Zahlen: jährlich mehr als 1,5 Millionen Container-Handlings sowie 700.000 transportierte TEU-Einheiten, die jeweils einem 20-Fuß-Standardcontainer entsprechen, gemeinsam mehr als 150 Millionen Euro Umsatz.
500 Container auf einem Schiff
Zweitens: die Verbindung, die im Wort „Intermodal“ steckt. „Es geht darum, die Vorzüge jedes Transportmittels effizient zu nutzen und damit eine nachhaltige Logistik zu ermöglichen“, sagt Markus Krämer, CEO des Shareholders HGK Logistics und Intermodal. Die Rechnung ist einfach: Während ein Binnenschiff mehr als 500 der Standardcontainer transportieren kann, sind es auf einem Güterzug maximal 100 und auf einem Lkw allenfalls zwei.
Ein Binnenschiff kann rund 500 Standardcontainer transportieren.
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Zumindest für die Langstrecke hat das Schiff Vorteile gegenüber der Straße. Und das gilt auch für die Klimabilanz, denn dem Kohlendioxid-Ausstoß von 32 Gramm pro Tonnenkilometer eines Fluss-Frachtschiffes stehen 103 Gramm Ausstoß eines Lkw gegenüber. Allerdings kommt der Güterzug sogar nur auf einen Wert von 19 Gramm. Deshalb sind die Kapazitäten dafür im Niehler Hafen in den vergangenen Jahren auch deutlich ausgebaut worden. Insgesamt bietet die Business Unit Transportation der HGK Logistics und Intermodal 18 Zugverbindungen pro Woche an.
Von großer Bedeutung für die effiziente Verknüpfung der Verkehrsträger ist eine moderne Hafenlogistik. Um hier Kapazitäten und Tempo zu erhöhen und zugleich Kosten zu reduzieren, hat die HGK-Gruppe 2022 in Niehl die Start-up-Plattform „Innovation Harbour Cologne“ gestartet. Mithilfe einer bildverarbeitenden Künstlichen Intelligenz werden zum Beispiel in einem aktuellen Projekt die relevanten Daten von Containern erfasst und an das Managementsystem weitergegeben.
Täglich mehr als 40.000 Pakete
Hochmoderne Logistik also, die den effizientesten Weg sucht. Genau dieses Prinzip gilt auch für den Frachtverkehr am Flughafen Köln/Bonn, der für den Lieferverkehr in die Region und als internationaler Hub enorm wichtig ist. Im Jahr 2022 wurde trotz der schwierigen weltpolitischen Lage mit 971.000 Tonnen fast so viel Fracht abgewickelt wie im Rekordjahr davor. Das Beispiel FedEx Express zeigt die Bedeutung dieser Sparte.
Der Kölner FedEx-Standort wurde 2010 eröffnet. Heute fertigen mehr als 900 Mitarbeitende pro Woche rund 60 Flüge aus und in Richtung Europa, USA und Asien ab. Dazu kommen über 650 eingehende und über 700 ausgehende Lkw-Verbindungen in jeder Woche. Allein in den ersten zehn Jahren seit dem Start des Standorts im Juni 2010 wurden mehr als 140 Millionen Pakete umgeschlagen. Im selben Zeitraum hat sich das Sortiervolumen von täglich 16.000 auf 40.000 mehr als verdoppelt, mittlerweile ist es nochmal deutlich höher. „Der Standort mit seiner hochmodernen, umweltfreundlichen Flugzeugflotte ist ein wichtiger Baustein im Netzwerk von FedEx Express in Europa“, sagt Matthias Barbian, Managing Director Ramp & Gateways Operations Germany.
Rund 60 Flüge aus und in Richtung Europa, USA und Asien pro Woche fertigen die mehr als 900 Mitarbeitenden allein am FedEx-Standort Köln ab.
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Nachtflug ist unerlässlich
FedEx sieht seinen Standort als zeitgemäßes Beispiel für ein „integriertes Luft- und Straßennetzwerk“. Auch hier also gilt es, die verschiedenen Verkehrsträger optimal zu nutzen. Dafür braucht es indes auch Planungssicherheit und verlässliche Rahmenbedingungen. Der Flughafen Köln/Bonn hat eine Betriebsgenehmigung rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr. Grund dafür ist die besondere Bedeutung als wichtige Infrastruktureinrichtung des Landes NRW, die im Zentrum von Europas stärkster Import-Export-Region liegt.
Durch die globale Vernetzung ist der Nachtflug unerlässlich. Zwei Drittel des Frachtverkehrs werden nachts umgeschlagen. Ein großer Standortvorteil für die gesamte Region Köln, die vom Zusammenspiel der einzelnen Verkehrsträger im Herzen Europas profitiert. Deshalb setzt sich die IHK Köln bereits seit Jahren aktiv dafür ein, dass die Nachtflugerlaubnis auch über 2030 hinaus erhalten bleibt. Damit große Unternehmen wie FedEx Express und UPS planen können, muss die Entscheidung durch die Politik jedoch zeitnah erfolgen.
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Christopher Köhne
Verkehrspolitik, Logistik, Mobilität