Lösungen, die Kreise ziehen
Wie Ökonomie und Ökologie Hand in Hand gehen, zeigen die Unternehmen der Energie- und Umweltbranche in der Region. In und um Köln entstehen Lösungen für globale Herausforderungen.
Text: Barbara Willms
Unternehmen aus dem Umwelt- oder Energiebereich leisten insgesamt einen entscheidenden Beitrag zu den Themen Umweltfreundlichkeit, Energieeffizienz und Kreislaufwirtschaft. Diese Unternehmen bieten Lösungen und sind gleichzeitig Treiber der notwendigen Transformation zu einer ressourcenschonenden Wirtschaft. Durch eine partnerschaftliche und vernetzte Zusammenarbeit gelingen auch komplexe Themen wie die Kreislaufwirtschaft.
Energie, Recycling, Beratung und vieles mehr
Die Vielfalt der Themen spiegelt sich in der Bandbreite der Unternehmen aus dem Energie- und Umweltsektor wider. Neben Unternehmen aus der Energieversorgung und dem Recycling mit häufig vielen Beschäftigten gehören zu ihr auch Ingenieurbüros für Umwelttechnik und Energieberatung sowie die Wasserversorgung oder Abwasserentsorgung. Dazu gibt es Kooperationen mit Unternehmen etwa aus dem Maschinenbau und der Chemie. So sind zum Beispiel die Sortieranlagen des Maschinenbauers Sutco RecyclingTechnik aus Bergisch Gladbach für Recycling-Aufgaben weltweit gefragt.
IHK-Ausschuss für Umwelt und Energie
Im Ausschuss für Umwelt und Energie entwickeln die Mitglieder Vorschläge im Hinblick auf nationale und globale Klimaziele. Sie sollen der Politik als Orientierung dienen. Zudem werden Stellungnahmen zu Gesetzgebungsvorhaben erarbeitet, um die Umwelt- und Energiepolitik auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene mitzugestalten.
Ansprechpartner: Christian Vossler
Im Ausschuss für Umwelt und Energie entwickeln die Mitglieder Vorschläge im Hinblick auf nationale und globale Klimaziele. Sie sollen der Politik als Orientierung dienen. Zudem werden Stellungnahmen zu Gesetzgebungsvorhaben erarbeitet, um die Umwelt- und Energiepolitik auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene mitzugestalten.
Ansprechpartner: Christian Vossler
Ebenso vielfältig sind die Herausforderungen für die Betriebe: Veränderungen der internationalen Handelsbeziehungen, Schwierigkeiten bei den Lieferketten und nicht zuletzt der Fachkräftemangel plagen die Unternehmen. Die Gestaltung der Zukunft gehört dabei quer durch die verschiedenen Geschäftsbereiche zur DNA vieler Unternehmen. Unsere Beispiele zeigen das anschaulich.
Next Kraftwerke: vernetzter Strom
So sorgt die Next Kraftwerke GmbH in Köln-Ehrenfeld mit ihrem virtuellen Kraftwerk dafür, dass Strom aus einer Vielzahl unterschiedlicher Quellen ins Stromnetz eingespeist wird. 15.346 Anlagen in Deutschland und dem europäischen Ausland sind an diesem Prozess beteiligt, 17 Technologien vor allem aus dem Bereich erneuerbarer Energien kommen zum Einsatz. Die Next Kraftwerke gehören mit einer vernetzten Leistung von 12.294 Megawatt nach eigenen Angaben zu den größten virtuellen Kraftwerken Europas.
Seit 2009 unter der Regie von Hendrik Sämisch (Foto) und Jochen Schwill am Netz: Die Next Kraftwerke GmbH aus Köln betreibt ein virtuelles Kraftwerk, in dem Stromproduzenten, Stromverbraucher und Stromspeicher intelligent vernetzt sind.
© IHK Köln / Thilo Schmülgen
„Die digitale Vernetzung im virtuellen Kraftwerk bietet vielfältige Möglichkeiten“, erklärt Hendrik Sämisch, Mitglied der Geschäftsführung des Unternehmens. „Wir erstellen zum Beispiel laufend Erzeugungs- und Nutzungsprognosen und sorgen für eine gleichmäßigere Auslastung der Stromnetze.“
Die Geschichte der Next Kraftwerke begann 2009, als Hendrik Sämisch und Jochen Schwill, die zuvor am Energiewirtschaftlichen Institut der Universität zu Köln über die Zukunft der Strommärkte geforscht hatten, das Unternehmen gründeten. Ziel war von Beginn an die Vernetzung kleiner Einheiten, so Sämisch: „Wir haben damit angefangen, Notstromaggregate im Stadtgebiet Köln zu vernetzen, und damals konnten wir nur erahnen, wohin unser Weg uns führen würde.“
Energiegewinner: Solarparks auf Firmendächern
Im Fokus der Energiegewinner eG hingegen stehen Planung, Bau und Betrieb von Photovoltaikanlagen. 2010 als Zusammenschluss zehn ehrenamtlich arbeitender Mitglieder zur Energiegewinner eG gestartet, zählt die Genossenschaft heute mehr als 2.900 Mitglieder. Ihr Slogan: Bürger. Energie. Genossenschaft. Vom Angebot der Genossenschaft profitieren aber auch Unternehmen. 2017 gründete sich die Tochtergesellschaft Energiegewinner Technik GmbH. Diese plant und baut PV-Anlagen in allen Größenordnungen.
Die Genossenschaft Energiegewinner eG und ihre Tochtergesellschaft Energiegewinner Technik GmbH um Vorstandsmitglied und Geschäftsführer Hubert Vienken plant, baut, finanziert und betreibt Photovoltaikanlagen und Ladeinfrastruktur für E-Mobile.
© IHK Köln / Thilo Schmülgen
Solche Anlagen wurden zum Beispiel beim Kompressoren-Hersteller ATLAS COPCO im Kölner Süden, auf dem Handelshof in Köln-Müngersdorf, in einem großen Gewerbepark in Köln-Ehrenfeld und bei vielen weiteren Objekten in der Region realisiert.
Auch wenn sich heute aufgrund des Wachstums nicht mehr alle Genossenschaftsmitglieder untereinander kennen, betont Hubert Vienken, Vorstand der Genossenschaft und Geschäftsführer der Energiegewinner Technik GmbH: „Der persönliche Kontakt zwischen Mitgliedern, den Mitarbeitenden der Genossenschaft und der Energiegewinner Technik ist typisch für uns und liegt uns am Herzen.“
Wistema: Verfahren zur Kunststoff-Rückgewinnung aus Kerpen
Irgendwann wird es den Begriff „Abfall“ vielleicht nicht mehr geben. Zu den Unternehmen, die auf dieses Ziel hinarbeiten, gehört die Wistema in Kerpen-Buir. Seit 2003 werden hier Verfahrenstechniken zur Aufarbeitung von Abfall- und Nebenprodukten aus der Kunststoffherstellung entwickelt. Mit dem Know-how aus Kerpen wird international recycelt und neu produziert, nicht nur in europäischen Ländern, auch in der Türkei, in Nordafrika, Indien, China und Südamerika.
Seit 2009 recycelt die Wistema GmbH Neben- und Abfallprodukte der chemischen Industrie, berichtet Sales Manager Abdi El-Akrouche. Mit einem 10.000 m² großen Lager- und Logistikzentrum ist das Unternehmen außerdem seit 2021 in Kerpen ansässig.
© IHK Köln / Thilo Schmülgen
Rezyklate müssen unterschiedlich hohe qualitative Anforderungen erfüllen, je nachdem, wo sie eingesetzt werden. „Wir gehen nicht in die höchste Stufe, also die Pharma- oder Medizinanwendung“, erläutert Sales Manager Abdi El-Akrouche, „sondern in die technische Anwendung, bei der nicht so aufwendige Prüfungen notwendig sind.“
Ein Beispiel: Gleitmittel. Früher wurden sie verbrannt. Die Wistema hat über Jahre ein Verfahren entwickelt, mit dem Gleitmittel recycelt werden. Heute sind die Rezyklate ein international gefragter Rohstoff. Aus milchigem Kunstgranulat, Farbpigmenten und dem Rezyklate entstehen zum Beispiel gleichmäßig durchgefärbte Rohre für die Bauwirtschaft.
Seit 2021 ist Wistema auch mit einem 10.000 m² großen Lager- und Logistikzentrum in Kerpen ansässig. Dort werden weitere Dienstleistungen für nicht gefährliche Güter wie Umpacken, Blending und Mischen angeboten. Der Betrieb in Kerpen ist eine Niederlassung der Wistema GmbH in Dielheim.
Bei deren Gründung 1990 sei der Gedanke, Neben- und Abfallprodukte der chemischen Industrie zu recyceln, noch relativ neu gewesen, so Abdi El-Akrouche: „Die Gründer gehören zu den Pionieren der Branche.“
cleansort: Recycling von Metallschrott
Dass sich Innovationen im Umweltbereich in vielerlei Hinsicht lohnen, beweist die cleansort GmbH in Rösrath: Das Unternehmen aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis holte sich Ende Oktober beim MUT – DER GRÜNDUNGSPREIS NRW 2023 des NRW-Wirtschafts- und Klimaschutzministeriums und der NRW.BANK den ersten Preis, dotiert mit 30.000 Euro. Ausgezeichnet wurde ihr Konzept für ein besonders effizientes Recyclingverfahren von Metallschrott samt Legierungen – und das in nur sechs Millisekunden und mit einer Erfolgsrate von über 93 Prozent.
Energiewende: Die Unternehmen sind bereit
Wie dieser kommen viele weitere wertvolle Impulse aus den Unternehmen der Region, erklärt Dr. Claudia Eßer-Scherbeck, Geschäftsführerin der SE Scherbeck Energy GmbH in Hürth und Vorsitzende des Ausschusses Umwelt und Energie der IHK Köln. Sie fordert: „Es ist wichtig, dass die regional aktiven Unternehmen die Energie- und Klimawende mitgestalten können. Die Unternehmen sind dazu bereit. Es braucht aber auch eine entschlossenere Flankierung durch die Politik.“
Das sieht auch Dr. Kristel Degener, Leiterin des Geschäftsbereichs Wirtschaft und Politik der IHK Köln, so und ergänzt: „Als IHK Köln möchten wir die Unternehmen für dieses wichtige Zukunftsfeld sensibilisieren und motivieren, voranzugehen. Mit unseren Angeboten wie dem Wettbewerb Going Circular , mit den Energie-Scouts und mit den Circularity-Scouts haben wir konkrete Angebote für die Unternehmen etabliert und zeigen die hohe Kompetenz in der Region!“
Umwelt- und Energiewirtschaft in unserem IHK-Bezirk
Mehr als 1.200 Unternehmen aus den Bereichen der Umwelt- oder Energiewirtschaft gibt es im Bereich der IHK Köln.
Rund 14.000 Menschen sind allein in den Unternehmen der Energieversorgung und des Recyclings beschäftigt.
Rund 11 Milliarden Euro Umsatz jährlich erzielen die Energieversorger. Recyclingunternehmen erwirtschaften einen jährlichen Umsatz von rund 3,3 Milliarden Euro.
Mehr als 1.200 Unternehmen aus den Bereichen der Umwelt- oder Energiewirtschaft gibt es im Bereich der IHK Köln.
Rund 14.000 Menschen sind allein in den Unternehmen der Energieversorgung und des Recyclings beschäftigt.
Rund 11 Milliarden Euro Umsatz jährlich erzielen die Energieversorger. Recyclingunternehmen erwirtschaften einen jährlichen Umsatz von rund 3,3 Milliarden Euro.
Kontakt
Dr. Kristel Degener
Leiterin Wirtschaft und Politik
Christian Vossler
Energie und Umwelt