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Vollversammlung blickt auf Großprojekte
Das Präsidium der IHK mit Hauptgeschäftsführer Matthias Leder (2.v.r.): Rainer Dietz, Ilona Roth, Rainer Schwarz und Constanze von Alvensleben (v.l.)
© Ann-Kathrin Oberst/IHK GI-FB
Im Fokus der IHK-Vollversammlung standen Aktivitäten zur Fachkräftesicherung sowie der Hessentag 2025 in Bad Vilbel, der schon seine Schatten vorauswirft. Und ein einstimmiges Votum erhielt der Jahresabschluss 2023.
Auf ihrer jüngsten Vollversammlung präsentierte die Industrie- und Handelskammer Gießen-Friedberg die finanziellen Ergebnisse für das Jahr 2023. Der Ansatz im Wirtschaftsplan 2023 wurde übertroffen. Die IHK erzielte einen Jahresüberschuss in Höhe von rund 2,55 Millionen Euro. Bei den betrieblichen Erträgen war im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um rund 2,729 Millionen Euro zu verzeichnen, sie betrugen somit rund 13,63 Millionen Euro. Der Jahresabschluss 2023 wurde einstimmig von den Mit[1]gliedern der Vollversammlung (VV) festgestellt. Im Vergleich zu anderen Industrie- und Handelskammern reduziert die heterogene Mitgliederstruktur des IHK-Bezirks die Abhängigkeit von einzelnen Branchen oder Unternehmen, sodass die finanzielle Situation der IHK auf einer soliden Basis steht. Der Jahresüberschuss aus 2023 führt im Jahr 2024 einmalig zu einer hohen Ausschüttung an die IHK-Mitglieder: der Umlagehebesatz wurde von 0,27 auf 0,10 Prozent gesenkt und damit fast um zwei Drittel gesenkt.
Ebenfalls einstimmig sprach sich die VV für die neu kooptierten Mitglieder Bettina Leidner (Hotel und Restaurant Heyligenstaedt GmbH) und Mario Leo (Result Consulting GmbH) aus. Wenn Wirtschaftszweige oder Regionen in der neu gewählten Vollversammlung noch nicht angemessen repräsentiert sind, können Unternehmerinnen oder Unternehmer kooptiert werden. Auch die beiden ehrenamtlichen Rechnungsprüfer Petra Kalbhenn und Michael Menges sind für die Prüfung der Jahresrechnung von der VV einstimmig bestätigt worden.
Top-Betriebe der Region
Als neu gewählte Mitglieder der VV stellten sich Sven Bieber (Bieber + Marburg GmbH & Co. KG) und Ingo Schleher (Bänninger Kunststoff-Produkte GmbH) vor. Ob Leitungen für die Wasserversorgung bei Temperaturen bis zu 95 Grad, Löschleitungen oder innovative Rohrsysteme, die keine Korrosion im Innern des Rohrs zulassen – das Produktportfolio der Bänninger Unternehmensgruppe bietet vielfältige Lösungen für Verbindungen an, wie Ingo Schleher anschaulich darlegte. „Spritzguss und Rohrextrusion sind unsere Schwerpunkte“, führte der Prokurist aus. Die Gruppe mit Hauptsitz in Reiskirchen sei seit der Übernahme durch die Familien Stamm und Ertl 1987 stetig gewachsen, so etwa in Staßfurt in Sachsen-Anhalt, Polen und Dubai.
„Wir sind ein Stahlvollsortimenter, der sehr große Anarbeitungsmöglichkeiten für unsere Kunden bietet – das ist unsere große Leistung“, beschrieb Sven Bieber das Allein[1]stellungsmerkmal von Bieber + Marburg. Der Stahlhandelsstandort Gießen erstreckt sich über eine Hallenfläche von 43.000 Quadratmetern, weitere vier Hektar möchte das Unternehmen erwerben. Mit 48 Lkw und knapp 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern versorgt Bieber + Marburg beispielsweise Wohngebiete, Logistikzentren oder Straßen und ICE-Trassen mit Bauprodukten sowie die stahlverarbeitende Industrie im Umkreis von 300 Kilometern mit Rohren, Stabstahl, Trägern, Blechen, Qualitäts-, Blank- und Edelstählen in den verschiedensten Längen und Güten.
Internationales Engagement der IHK
Mit über 100 Teilnehmern aus zehn Ländern, darunter Vertreter aus Nigeria, Brasilien und China, war die internationale Konferenz „The World meets in Giessen“ ein voller Erfolg. „Die Netzwerkkonferenz unter[1]stützt die weitere Internationalisierung der IHK Gießen-Friedberg“, erläuterte ICH-Hauptgeschäftsführer Matthias Leder auf der Vollversammlung. Sie fand im Juni bereits zum zweiten Mal statt und hat das Potenzial, zum Markenzeichen der IHK zu werden.
Keynote-Speaker der internationalen Netzwerkkonferenz waren Lai Mohammed, ehemaliger Minister für Information und Kultur der Bundesrepublik Nigeria, und HUANG Yiyang, Generalkonsul der Volksrepublik China. Unter den weiteren hochrangigen Gästen befand sich auch Rudolf Scharping, ehemaliger deutscher Verteidigungsminister und China-Experte. „Unsere Keynote-Speaker sind Türöffner in ihre jeweiligen Länder“, erklärte Leder. „An zwei Tagen soll Gießen ‚der Nabel der Welt‘ sein. Die Idee ist, man kommt zusammen, tauscht Kontakte aus und daraus entstehen schließlich neue Geschäftsmöglichkeiten“, ergänzte er.
Immobilienwirtschaft im Fokus
Auf der Vollversammlung präsentierte sich auch der neu gegründete IHK-Arbeitskreis „Immobilienwirtschaft“. An Themen mangelt es diesem nicht: zu viel Bürokratie, zu viele Einschränkungen, unzählige öffentlich-rechtliche Anforderungen sowie privatrechtliche Anforderungen im Bauwesen oder die Grundsteuerreform zum 1. Januar 2025. Ottmar Lich, Mitglied des Arbeitskreises, hob dessen Funktion als Sprachrohr gegenüber der Politik hervor. „Teilen Sie uns Ihre konkreten Vorschläge zum Bürokratieabbau mit (https://lmy.de/ mleVE), wir geben sie an die politisch Verantwortlichen weiter.“ Neue Mitglieder seien willkommen. Zur Zielgruppe des Arbeitskreises zählen unter anderem Immobilienmakler, Fachanwälte, Bauunternehmer, Bauleitplaner oder Architekten.
Hessentag in Bad Vilbel
Der Hessentag findet im kommenden Jahr auch als ein Großereignis der regionalen Wirtschaft in Mittelhessen statt. Vom 13. bis 22. Juni 2025 steht die Brunnenstadt Bad Vilbel unter den drei Leitmotiven Kultur, Natur und Wasser. Claus-Günther Kunzmann, Hessentagsbeauftragter der Stadt Bad Vilbel und Intendant der Burgfestspiele, wies gegenüber der Vollversammlung auf die positiven Folgen des Hessentages unter anderem für den Tourismus hin. „Wir konnten große Investitionen für die Stadtentwicklung anstoßen, so den Ausbau von Wanderwegen, eine Kneipp-Anlage oder die Erneuerung des Skateparks.“
Der Hessentag werde sich weiträumig über Bad Vilbel erstrecken. Kunzmann zeigte sich optimistisch, was die Nachhalleffekte des Ereignisses betrifft: „Die lokale Gastronomie und Hotellerie wird auch mittelfristig von dem größten und ältesten Landesfest Deutschlands profitieren, da die Stadt mit vielen neuen Attraktionen im Zuge des Hessentages mit vielen neuen Attraktionen bereichert wird.“
VON DORIS STEININGER
Internationaler Fachkräfte Nexus: Angesichts des drängenden Fachkräftebedarfs setzt die Wirtschaft vermehrt auf internationales Personal, doch dabei stehen zahlreiche Herausforderungen im Raum. „Deutschland genießt aufgrund seiner qualitativ hochwertigen Ausbildung und Produkten noch immer Ansehen bei internationalen Fachkräften und Ausbildungsinteressierten“, hob IHK-Fachreferent Andreas Mertenbacher auf der Vollversammlung hervor. Allerdings benötigten die Verfahren zur Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse und der Visumsvergabe meist mehrere Monate und seien zudem mit hohen Kosten und bürokratischem Aufwand verbunden. Die IHK Gießen-Friedberg widme sich diesem Thema und unterstütze ihre Mitgliedsunternehmen in vielerlei Hinsicht. „Seit Beginn des Jahres gibt es das Angebot des Internationalen Fachkräfte Nexus“, führte Mertenbacher aus. Dabei handele es sich um eine regelmäßige Veranstaltungsreihe, die interessierte Mitgliedsunternehmen mit seriösen Drittanbietern vernetze, die Fachkräfte aus dem Ausland vermitteln würden. Viele Dienstleister würden neben der Suche im Herkunftsland nach geeigneten Kandidaten auch Unterstützung beim Anerkennungs- und Visumsprozess sowie bei der Wohnungssuche in Deutschland anbieten. Darüber hinaus würden sie die Integration in die Betriebe unterstützen und die Fachkräfte bei Behördengängen begleiten, erläuterte Mertenbacher. Das Fachkräftenetzwerk der IHK umfasse mittlerweile über 25 Netzwerkpartner, die Fachkräfte aus 36 verschiedenen Ländern nach Deutschland vermitteln könnten. Die Veranstaltungsreihe ist kostenlos, unverbindlich, findet hybrid statt und steht hessenweit allen Betrieben offen.
Kontakt
Doris Steininger
Stand: 11.11.2024