Gemeinsam Herausforderungen meistern

Die Immobilienbranche befindet sich in einem schwierigen Wandlungsprozess – Grund genug für die IHK Gießen-Friedberg, einen eigenen Arbeitskreis (AK) Immobilienwirtschaft ins Leben zu rufen.
„Die Arbeitskreise der IHK orientieren sich am Interesse der Unternehmen“, erläuterte IHK-Geschäftsführer Robert Malzacher. Es ist daher nicht verwunderlich, dass nun auch die Immobilienbranche, die zurzeit vor enormen Herausforderungen steht, eine eigene Plattform zum Austausch bekommt. Zum ersten Treffen des Arbeitskreises (AK) Immobilienwirtschaft hatte die IHK Vertreter verschiedenster Bereiche der Branche eingeladen. Tatsächlich nahmen neben Immobilienmaklern und Bauunternehmern auch Juristen, Energieberater und Bankiers am Arbeitskreis teil. Die Veranstaltung passte Robert Malzacher zufolge sehr gut zu dem IHK-Motto „Mitmachen – Mitbewegen – Mitgewinnen“: „Wir wollen Netzwerke von Vertretern verwandter Branchen für einen gegenseitigen Nutzen zusammenbringen“, hielt Malzacher zu Beginn fest.

Gebäudeenergiegesetz im Fokus

Betreut wird der neu gegründete Arbeitskreis von Sven Sudler aus dem IHK-Geschäftsbereich Recht und Steuern. „Die Baubranche verändert sich derzeit auf vielen Ebenen“, stellte dieser fest. Das Zusammentreffen in einem fachbezogenen Arbeitskreis sieht er jedoch als große Chance, um mit den Herausforderungen politischer und wirtschaftlicher Natur zurechtzukommen. „Das wichtigste Ziel heute ist, dass wir uns gegenseitig kennenlernen“, unterstrich Sudler.
Im Zentrum des ersten Arbeitskreises stand das umstrittene Gebäudeenergiegesetz (GEG), das die Immobilienbranche mit einem erhöhten Sanierungsbedarf belastet. Mit Kai Müller, Energie-Effizienz-Experte, hielt ein Energieberater im Bereich der Möglichkeiten zur effizienten Energienutzung einen Vortrag über die Einzelheiten und Auswirkungen des GEG. Dabei zeigte er am Beispiel von Fenstern, dass ein bestimmter Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert) und damit die Wärmeleitfähigkeit von Bauteilen an der Gebäudehülle nicht überschritten werden dürfe. „Beim Einhalten von noch niedrigeren U-Werten, als vom GEG vorgeschrieben, können Maßnahmen an der Gebäudehülle wie eine Fassaden-, Dach oder Kellerdeckendämmung sowie das Austauschen der Fenster vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) im Rahmen einer Zuschussförderung gefördert werden“, ergänzte der Fachmann.

Wärmepumpen sind die Zukunft

Wärmepumpen werden sich in den Augen des Fachmanns in Zukunft durchsetzen, weil sie „politisch gewollt“ seien. Zudem erfüllten sie die vorgeschriebene 65-Prozent-Regel, das heißt, dass nach Inkrafttreten der jeweiligen kommunalen Wärmeplanung nur noch Heizungsanlagen verbaut werden dürfen, die zu mehr als 65 Prozent erneuerbare Energien für die Heizenergie nutzen würden. „Bei einem hohen Wärmebedarf, insbesondere in Mehrfamilienhäusern, lohnen sich Pelletheizungen, die bereits heute die 65-Prozent-Regel einhalten, weil sie den nachwachsenden Rohstoff Holz nutzen“, fügte Müller hinzu.
Kritisch blickte er auf beim Verkauf oder bei der Vermietung von Immobilien notwendige Energie-Verbrauchsausweise, weil diese anders als nutzerunabhängige Bedarfsausweise einen Vergleich der energetischen Effizienz der Immobilie erschwerten.
In der anschließenden Diskussion über verschiedene Möglichkeiten, eine Immobilie zu heizen oder abzudichten, blickten die Teilnehmer durchaus kritisch auf das GEG. Auch Energieberater Kai Müller räumte ein, Teile des Gesetzes nicht nachvollziehen zu können.
Zu guter Letzt hatten die Teilnehmer aus[1]reichend Möglichkeit zum Netzwerken. „Es ist wichtig für einen Immobilienmakler, auch gute Kontakte zu Anwälten, Energieberatern und der Hausverwaltung zu haben“, betonte die Immobilienmaklerin Christine Grage. Sven Sudler zeigte sich sehr zufrieden mit der ersten Sitzung des neuen AK Immobilienwirtschaft. „Es gab ein reges Interesse, gute Gespräche und viel Einigkeit“, fasste er zusammen. Weitere Treffen dürften folgen.

VON JORIS ZIELINSKI

Stand: 02.09.2024