Das Tor zu ausländischen Märkten

„Alles rund um die Außenwirtschaft“ lautet das Motto des IHK-Geschäftsbereichs International. Dabei beschäftigen sich die 14 hochmotivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den drei Themenschwerpunkten Interessensvertretung, Hoheitliche Aufgaben sowie Dienstleistung und Service.
Wo finde ich weit
erführende Informationen zum Waren- und Dienstleistungsexport? Was muss ich bei der Entscheidung für einen Zielmarkt beachten? Ist eine Investition im Ausland für mein Unternehmen überhaupt interessant? Das sind nur einige der Fragen, mit denen sich der IHK-Geschäftsbereich International unter Leitung von Robert Malzacher und seinem Stellvertreter Tim Müller jeden Tag beschäftigt. Dabei stellen Hoheitliche Aufgaben mit 60 Prozent den Arbeitsschwerpunkt dar. „Im Mittelpunkt unserer Tätigkeit steht die Mitgliederberatung zum Thema Zoll- und Außenwirtschaftsrecht. Die Ursprungszeugnisse, die von uns ausgestellt werden, sind Eintrittskarten für Waren zum Markt in andere Länder“, erklärt Müller. Allein im vergangenen Jahr seien 13.857 bescheinigte Außenwirtschaftsdokumente ausgestellt worden. 1.585 Kundenanfragen wurden 2023 bearbeitet, 85 Prozent davon digital. Die Kolleginnen der Service Center in Gießen und Friedberg kümmern sich um die Ursprungszeugnisse für die Kunden. Selina Kipp und Durim Vataj stehen in allen Fragen zum Zoll- und Exportrecht für die Unternehmen bereit.

Zollberatung, Seminare, Webinare und das „Zollforum Mittelhessen“

In den Bereich Dienstleistung und Service, der 25 Prozent des Arbeitsvolumens ausmacht, fällt unter anderem die Beratung über neue Handelsabkommen und Sanktionen sowie das Organisieren von Weiterbildungsveranstaltungen, wie beispielsweise von Zollseminaren, die auch als Webinar angeboten werden. „Im vergangenen Jahr hatten wir 42 Veranstaltungen mit 399 Teilnehmern“, unterstreicht Müller. Die größte war das Zollforum Mittelhessen, das die IHK Gießen-Friedberg einmal pro Jahr gemeinsam mit dem Hauptzollamt Gießen organsiert und das mit 64 Teilnehmerinnen und Teilnehmern gut besucht war. Der Geschäftsbereich International hat sowohl die Federführung des IHK-Arbeitskreises China als auch des Exportleiterkreises. Beide Arbeitskreise werden innerhalb des IHK-Verbundes Mittelhessen mit den IHKs Lahn-Dill und Limburg sowie Kassel-Marburg (Gaststatus) veranstaltet.

Wettbewerbsfähigkeit stärken

Die verbleibenden 15 Prozent des Tätigkeitsbereichs entfallen auf die Interessensvertretung. „Wir machen uns für die Belange der regionalen Wirtschaft stark“, betont Müller. Als Beispiel nennt er das Thema Bürokratieabbau. „2016 haben wir in enger Zusammenarbeit mit der DIHK eine Modifizierung des Unionszollkodex (UZK) erreicht.“ Mit dem Positionspapier „Wirtschaft übernimmt Verantwortung für nachhaltige Lieferketten“, das einstimmig von der Vollversammlung verabschiedet wurde, hat die IHK Gießen-Friedberg auf das 2021 beschlossene neue Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz reagiert. In dem Papier wird klargestellt, dass eine Verantwortung in der Lieferkette nur dann übernommen werden kann, wenn es auch möglich ist, Einfluss und Kontrolle auf die Lieferanten auszuüben. Gemeinsames Ziel ist es, die Belastung für kleine und mittelständische Unternehmen zu minimieren, unpräzise Regeln zu vermeiden und die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft im Blick zu behalten.

Kompetenzzentrum für Afrika und Schweden

„Die IHK Gießen-Friedberg ist Länderschwerpunkt-Kammer für Schweden und Nigeria. Das bedeutet, dass alle deutschen IHKs sich bei Fragen zum schwedischen oder nigerianischen Markt an unsere Kompetenzzentren wenden“, erläutert Müller. Der Fokus der Arbeit liege allerdings auf Afrika und hier speziell auf Nigeria. Kirsten Albrecht ist Leiterin des Afrika-Kompetenzzentrums und Bárbara Dos Santos Fachreferentin; beide beantworten Fragen zu den spannenden Märkten in Afrika. Die politischen Kontakte in Nigeria werden unter anderem betreut von Norbert Noisser, Senior-Berater Afrika/ China. Afrika bietet große Chancen für die heimische Wirtschaft. Mit seinem Ressourcenreichtum, Humankapital und der aufstrebenden Mittelschicht liegen hier die Märkte der Zukunft. Von 2012 bis 2018 hatte die IHK Gießen-Friedberg eine Berufsbildungspartnerschaft mit Nigeria. Dabei wurde nach Auskunft von Robert Malzacher ein entwicklungspolitisches Leitbild für „Hilfe zur Selbsthilfe“ in den Mittelpunkt gestellt. „Wir haben eng mit lokalen Institutionen der Privatwirtschaft und der beruflichen Bildung, wie beispielsweise Kammern, zusammengearbeitet.“ Dabei sei es gemeinsam mit dem Geschäftsbereich Aus- und Weiterbildung und den Partnern vor Ort gelungen, Komponenten des deutschen dualen Ausbildungssystems in Nigeria zu implementieren. Maßgeblich verantwortet haben diese Berufsbildungspartnerschaft Geschäftsführer Robert Malzacher und die ehemalige Geschäftsführerin der Aus- und Weiterbildung, Elke Ehlen. „Unser Ziel ist es, durch die Kooperation die Ausbildung in Nigeria zu fördern und dadurch zu einem späteren Zeitpunkt auch dem Fachkräftemangel in Deutschland entgegenzuwirken“, erläutert Malzacher. Der Erfolg hat der IHK Gießen-Friedberg recht gegeben: Über 290 Menschen konnten ausgebildet werden, die nach Beendigung ihrer Ausbildung von ihren jeweiligen Betrieben nicht nur eine Festanstellung erhielten, sondern auch ein deutlich höheres Gehalt. Darüber hinaus wurden 310 weitere Personen zu Ausbildern geschult. Die Berufspartnerschaft wurde zweimal für drei Jahre vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert. Seit 2023 besteht eine Kammer- und Verbandspartnerschaft mit nigerianischen Partnerkammern, die bereits alle in der Berufsbildungspartnerschaft mitgewirkt haben.
Auch im Kompetenzzentrum Schweden der IHK Gießen-Friedberg werden Unternehmer bei individuellen Anliegen beraten und unterstützt. Schweden und Deutschland verbindet eine lange gemeinsame Geschichte im Handel. Gerade in den Bereichen Innovation, Umwelt und Digitalisierung ist aktuell vieles im Wandel und Schweden realisiert neue Ideen erfolgreich. So werden beispielsweise bereits rund 50 Prozent der Elektrizität aus erneuerbaren Energien bezogen und bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens gilt das nordische Land als Vorreiter in ganz Europa.

The World meets in Giessen

Bereits zum zweiten Male hat die IHK Gießen-Friedberg unter Federführung des Geschäftsbereichs International zur Netzwerkkonferenz „The World meets in Giessen“ am 13. Juni 2024 eingeladen. Über 100 Teilnehmer aus fünf Kontinenten waren dabei. Im Rahmen der Konferenz hatten Unternehmen die Möglichkeit, hochrangige internationale Geschäftspartner aus der ganzen Welt zu treffen, zu netzwerken und mit möglichen neuen Partnern (Sourcing, Sales, FDI) in Kontakt zu treten. Darüber hinaus wurden Marktinformationen und Informationen über Unterstützungsmöglichkeiten angeboten.


VON PETRA A. ZIELINSKI

Stand: 29.08.2024