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Hundert Jahre Betten Lenth
Ein Traditionsunternehmen auf dem Schiffenberger Weg in Gießen feiert ein seltenes Jubiläum: Betten-Lenth. Die Strategie, das Geschäft stets den wirtschaftlichen Veränderungen anzupassen, könnte der Schlüssel zu diesem besonderen Erfolg gewesen sein.
Die Inhaber von Betten Lenth in Gießen: Marion und Peter Nagel
© Betten-Lenth GmbH
„Wir sind in Gießen eines der relativ wenigen Geschäfte aus dem Fachhandels-Mittelstand, das übriggeblieben ist. Wir sind sehr stolz darauf, 100 Jahre geschafft zu haben; und wir sind auch überzeugt davon, noch weitere Jahre zu bestehen", sind sich Peter Nagel und seine Frau Marion, Inhaber der Gießener Betten-Lenth GmbH in vierter Generation, einig. Ihre Tochter Christina, die unter anderem im Prüfungsausschuss der IHK Gießen-Friedberg ist, steht bereits in den Startlöchern, um den Staffelstab von ihnen zu übernehmen.
Zusammen wollen Eltern und Tochter in den kommenden Monaten die Geschäftsabläufe, Sortimente und das Personal auf eine noch tragfähigere Basis stellen, damit Betten-Lenth auch zukünftige Anforderungen stemmen kann, wie zum Beispiel den Generationenwechsel. „Wie viele andere Unternehmen in Deutschland haben auch wir Probleme, gutes Personal zu finden. Wenn uns Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Teil nach mehr als 30 Jahren Betriebszugehörigkeit verlassen, dann werden wir ihre Aufgaben auf die anderen übertragen“, erzählt der Inhaber.
„Von den derzeit zehn Angestellten gehen in den nächsten fünf Jahren zwei oder drei in Rente. Auch die müssen ersetzt werden.“
Ihre Nachfolger müssten auch andere, neue Fähigkeiten mitbringen: Zum Beispiel sollten sie sich mit dem Aufbau und der Pflege eines Online-Shops auskennen, ohne den es heutzutage nicht mehr geht, oder mit der Präsenz bei Social Media.
Auszubildende zu finden sei ebenfalls schwierig. „Als primär stationärer Handel können wir kein Homeoffice bieten, was aber sehr gefragt ist. Ein anderes Problem ist, dass unsere Anforderungen an Auszubildende hoch sind: Sie müssen die deutsche Sprache beherrschen, um Aufträge schreiben zu können. Sie müssen mathematische Kenntnisse mitbringen, um Angebote und Rechnungen schreiben zu können. Sie müssen zuverlässig sein, damit sichergestellt ist, dass sie die Ware pünktlich ausliefern. Dass sie ordentlich auftreten müssen, versteht sich von selbst“, zählt Peter Nagel auf. „Leider ist unsere Branche bei den Auszubildenden, die diese Erwartungen erfüllen könnten, nicht sonderlich gefragt.“ Das liege zum Teil an den starren Arbeitszeiten, die sie hätten.
Alles begann mit einem Aussteuergeschäft
Das Gründungsjahr von Betten-Lenth kam durch eine Anfrage der IHK ans Licht. 1974 erhielt der damalige Eigentümer, Heinrich Lenth, ein Schreiben der Industrie- und Handelskammer, in dem er gebeten wurde, dieser das Gründungsdatum des Geschäftes mitzuteilen. Er gab den 1. Juli 1924 an, sodass dieses Datum von der IHK vermerkt und veröffentlicht wurde. (Die ersten Anfänge des Geschäftes gehen sogar bis in die 1870er Jahre zurück.)
Bis in die 1970er-Jahre hinein handelte es sich um ein Aussteuergeschäft in der Bleichstraße 35, in dem Meterware Stoff verkauft wurde, um daraus Bettwäsche, Kopfkissenbezüge und Ähnliches zu fertigen. Heinrich Lenth, der das Geschäft von seinem Vater nach dem Zweiten Weltkrieg übernommen hatte, fügte dem Sortiment Daunendecken als Ware hinzu und eröffnete einen weiteren Standort am Seltersweg. Obwohl die Räumlichkeiten kleiner waren als in der Bleichstraße, verkaufte er dort das gleiche Sortiment. Jahre später kam noch ein Geschäft im City Center in sichtbarer Lage hinzu mit deutlich größeren Räumen, sodass sich dort das Angebot um Matratzen und Bettgestelle erweiterte.
Kunden kommen aus ganz Mittelhessen
1987 übernahmen schließlich Peter Nagel und seine Ehefrau Marion das Geschäft. Seine Eltern, Alsfelder Geschäftsfreunde von Heinrich Lenth und ebenfalls Inhaber eines Bettengeschäftes, hatten es diesem 1978 abgekauft.
Heute gibt es nur noch einen Standort, und zwar den im Schiffenberger Weg 76. „Hier haben wir genügend Raum und auch Parkmöglichkeiten vor der Tür für unsere Kunden und unsere Transporter“, betont Peter Nagel. Ein großes Standbein sei die Federbettenreinigung.
„Unsere Kunden kommen aus ganz Mittelhessen, von Schotten und Grünberg bis nach Bad Nauheim.“
Denn Betten-Lenth ist weit und breit das einzige Geschäft, das diesen Service noch anbietet.
Ebenfalls neu und eine Investition in die Zukunft seien der Fuhrpark und das Warenwirtschaftssystem, das in diesem Jahr vollständig modernisiert wurde. „Seit Corona geht es wieder bergauf. Wir freuen uns auf das, was kommen mag“, sagt Nagel
VON GABRIELE REINARTZ
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Dr. Gabriele Reinartz
Stand: 10.10.2024