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„Die Apotheken befinden sich im freien Fall“, unterstreicht Mira Sellheim. Auch in Gießen mussten bereits sieben Apotheken schließen. Besonders davon betroffen sei allerdings der ländliche Raum. „Im Schwalm-Eder-Kreis befinden sich auf 100 Quadratkilometern nur noch 2,5 Apotheken“, nennt sie ein erschreckendes Beispiel. Dabei seien Apotheken oftmals die ersten Anlaufstellen für kranke Menschen. Gerade auf dem Land stellten Apotheken „kleine soziale Zentren“ dar, in denen eine gute Beratung stattfinden würde. „Apotheken kaputtzusparen heißt, die flächendeckende, niedrigschwellige und wohnortnahe Arzneimittelverordnung kaputtzusparen“, kritisiert Mira Sellheim. Auch für die Angestellten – 90 Prozent von ihnen seien Frauen – bedeuteten die Schließungen einen schweren Schlag. Generell mangele es nicht nur an qualifiziertem Nachwuchs, auch immer mehr ausgebildete Fachkräfte würden in die Industrie abwandern, wo deutlich mehr gezahlt werden könnte, beobachtet die Apothekerin. Die bislang letzte, minimale Erhöhung des Apothekenhonorars war 2013 und liegt inzwischen elf Jahre zurück. Eine Zeitspanne, in der nicht nur die Inflation, sondern auch die Kosten für Personal, Energie und den Wareneinsatz deutlich gestiegen sind.
Funktionierendes System zerstört
Das Kaputtsparen des Systems habe bereits vor 20 Jahren begonnen, als Karl Lauterbach Staatssekretär im Ministerium von Ulla Schmidt gewesen sei, erinnert sich Mira Sellheim. Damals sei der Grundstein für die Arzneimittel-Rabattverträge zwischen Herstellern und den gesetzlichen Krankenkassen gelegt worden, der letztendlich zu einer Monopolisierung geführt habe. „Lauterbach hat ein super gutfunktionierendes System allmählich zerstört“, erklärt die Apothekerin. Hoffnung setzt Mira Sellheim hingegen auf den hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein. „Eine wohnortnahe Versorgung durch Apotheken ist im hessischen Koalitionsvertrag verankert“, weiß sie. Nachdem ein im Dezember von der Bundesregierung veröffentlichtes Eckpunkte-Papier „nicht viel Sinn“ ergeben habe, würden die Apotheker nun mit Spannung auf einen Referentenentwurf hoffen, der in ein Gesetz münden soll. „Wir alle warten auf ein Signal, dass die Politik unseren Berufsstand nicht ganz zerstören will“, betont Mira Sellheim.
VON PETRA A. ZIELINSKI
Forderungen der BundesvereinigungDeutscherApothekerverbände (ABDA)
Erhöhung des Fixums in der Arzneimittelpreisverordnung
Regelung zur indexierten Erhöhung des Fixums
Einführung einer zusätzlichen regelmäßigen Pauschale für jede Betriebsstätte
Handlungsfreiheit für Apotheken für die schnelle Patientenversorgung
Reduzierung von Retaxationsverfahren auf das sachlich gebotene Maß
Angemessener Engpass-Ausgleich
Beseitigung der finanziellen Risiken aus dem Inkasso des Herstellerrabatts für die Krankenkassen
Schaffung einer Rechtsgrundlage für die Arzt-Apotheker-Kooperation beim Medikationsmanagement