Bündelung von Kompetenzen – Sitzung des IHK-Regionalausschusses Wetterau
Wachstum nachhaltig gestalten war das Thema der ersten Sitzung des IHK-Regionalausschusses Wetterau unter Leitung der neuen Vorsitzenden Jenny Junghanns-Moll. Eingeladen hatte die Hassia Verpackungsmaschinen GmbH in Ranstadt.
Ende Oktober traf sich der IHK-Regionalausschuss Wetterau unter seiner neuen Vorsitzenden Jenny Junghanns-Moll bei der Hassia Verpackungsmaschinen GmbH in Ranstadt. Nachdem Jenny Junghanns-Moll von der MMD Automobile GmbH die rund 30 Mitglieder begrüßt hatte, gab Bernd-Uwe Domes von der Wirtschaftsförderung Wetterau einen umfassenden Einblick in „Neue Strategien in der Stadtentwicklung – gemeinsam und nachhaltig“: „Der Entwicklungsdruck aus Frankfurt breitet sich im Radius von 60 Kilometern konzentrisch aus“, erklärte er. Dabei sei die Dynamik im Landkreis Wetterau von 1990 bis 2022 mit 24 Prozent höher als in der Metropole selbst. Als Grund nannte der Experte die Folge negativer Agglomerationseffekte, wie beispielsweise eine überlastete Infrastruktur, die Verknappung von Flächen oder verschlechterte Lebensbedingungen. Nun gelte es, das Wachstum nachhaltig, sprich ressourcenschonend, potenzialorientiert und umweltfreundlich zu gestalten. Hierzu müssten „Instrumente und Hebel für eine gezielte Innenentwicklung der Kommunen‘“ initiiert werden. Eine wichtige Basis stelle die Regionalstrategie Ortsinnenentwicklung als Ergebnis des Forschungsprojektes „Kommune Innovativ“ zusammen mit der Justus-Liebig-Universität Gießen, der Wirtschaftsförderung Wetterau, den drei Modellkommunen Butzbach, Nidda und Ortenberg sowie dem Amt für Bodenmanagement Büdingen und dem Landkreis dar.
Der IHK-Regionalausschuss Wetterau zu Gast bei der Hassia Verpackungsmaschinen GmbH in Ranstadt.
© Petra A. Zielinski
Nachhaltige Stadtentwicklung
„Eine große Herausforderung ist, dass Klein- und Mittelstädte erkennbar bleiben mit eigenem Profil und Charakteristik“, machte Bernd-Uwe Domes deutlich. Ein Leitbild müsse offengelegt, entwickelt und profiliert werden. Dafür brauche es einen flexiblen Strukturentwicklungsplan und Experten, die den Prozess planen, gestalten und moderieren. „Unsere Klein- und Mittelstädte stehen vor tiefgreifenden Veränderungsprozessen, bei denen den Kommunalverwaltungen eine Schlüsselrolle zukommt. Wichtig sei neben Expertenwissen auch die Bündelung lokaler Kompetenzen durch die systemische Verankerung von Bürgerbeteiligung und Unternehmertum. „Eine nachhaltige Stadtentwicklung nach außen setzt eine nachhaltige Verwaltungsentwicklung nach innen voraus“, unterstrich er. Dabei müssten Kommunalverwaltungen als lernende Organisation mit einem modernisierten Verwaltungsleitbild weiterentwickelt werden. Wünschenswert sei unter anderem eine Implementierung von Dialogplattformen, beispielsweise in Form eines digitalen Ideenmelders oder eines Stadtmacherforums.
Abschließend wünschte sich Domes eine bessere Verdrahtung der Hochschulen mit Stadtgesellschaft, Unternehmen und Kommunen. „Dadurch können die Grundlagen zur Entstehung und Entwicklung von Innovationsökosystemen verbessert werden.“ Die Wirtschaftsförderung fördere gezielt die Zusammenarbeit mit den Hochschulen.
Sein Kollege Klaus Karger ergänzte, dass sich die Wirtschaftsförderung Wetterau zusammen mit dem Landkreis und vier Wetterauer Kommunen auf der ExpoReal-Messe in München am Gemeinschaftsstand der Metropolregion FrankfurtRheinMain präsentiert habe. Beim Auftritt auf der Metropolarena sei der „Wetteraukreis als der grüne Teil der Metropolregion“ präsentiert worden. Die nächste Sitzung des Regionalausschusses Wetterau ist für den 27. März 2025 geplant.
Stark im Bereich Verpackungen und Maschinenbau
Um einen Blick hinter die Kulissen zu werfen, ist der Regionalausschuss Wetterau gern bei regionalen Unternehmen zu Gast. Dieses Mal war er in die Hassia Verpackungsmaschinen GmbH in Ranstadt eingeladen. Rund 230 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind aktuell bei der Hassia Verpackungsmaschinen GmbH tätig, wie Geschäftsführer Siegfried Wacker seinen Gästen berichtete. Seit 2015 gehöre das Unternehmen zur italienischen IMA S.p.A. (Industria Macchine Automatiche) aus Bologna, einem der weltweit größten Verpackungsmaschinenhersteller. In über 80 Ländern seien Vertriebsleute unterwegs, um Kundenwünsche zu erfüllen.
Angefangen habe alles vor 70 Jahren, als Konstrukteur Karl Klein eine Firma für rationelle Verpackungen gründete, erzählte Wacker. Dank großer Nachfrage sei 1955 damit begonnen worden, zusätzlich auch Maschinen zu bauen. „Damit war der Grundstein für die erste Fertigungshalle gelegt.“ Heute baue Hassia sowohl FFS-Maschinen, die von der flachen Folie bis zum fertigen Produkt die komplette Produktion übernehmen, sogenannte Form-Füll-Schließ-Maschinen, als auch FS-Maschinen, die Becher füllen und verschließen, sogenannte Füll-Schließ-Maschinen. „Bei Portionsverpackungen sind wir in der Lage, bis zu 144.000 Becher pro Stunde zu befüllen.“ Darüber hinaus verfüge Hassia über ein eigenes Labor zur mikrobiologischen Testung der Maschinen und Packstoffe.
Von Ketchup bis Babynahrung
Viele der heute weltweit gängigen Verpackungsformen haben ihren Ursprung in Ranstadt, wie Wacker berichtete. Als Beispiel nannte der Geschäftsführer unter anderem den Becher für Joghurt mit der Ecke, Portionsbeutel für Senf, Ketchup, Kaffeeweiser, Konfitüre oder Butter sowie die Tabletten-Durchdrück-Packung (Blister). Zu den Kunden zählen neben den kleinen Lebensmittelherstellern und Molkereien auch alle namhaften internationalen Lebensmittelmarken und Konzerne.
„In den 1980er-Jahren hat Hassia die erste aseptische Tiefziehmaschine für keimfreie Becherverpackungen ausgeliefert“, berichtete Wacker. Das Unternehmen habe den Aseptik-Prozess bei den Becher-Tiefziehanlagen zur Packmittelentkeimung ganz ohne Chemie, nur mit Dampf, realisiert. Dieses ökologisch unbedenkliche System werde beispielsweise in den USA für die Verpackung von Babynahrung in Kunststoffbecher eingesetzt. Der Aseptik-Prozess ermögliche es, lange Haltbarkeiten von Produkten außerhalb der Kühlkette zu gewährleisten.
Fachpersonal gesucht
Von Beginn an setzt der Verpackungsmaschinenspezialist darauf, seine Fachkräfte von morgen selbst auszubilden. „Unsere Auszubildenden erwartet eine praxis- und projektorientierte Ausbildung. In den Fachabteilungen werden ihnen grundlegende Kenntnisse und Arbeitstechniken vermittelt. Sie lernen alle relevanten Tätigkeitsbereiche kennen, um das nötige Rüstzeug als Fachkräfte von morgen zu bekommen“, unterstrich der Geschäftsführer. Aktuell sei es vor allem in den Bereichen wie Fertigung, Maschinenmontage, im Service und in der Konstruktion schwierig, qualifiziertes Fachpersonal zu finden.
Bei einem anschließenden Rundgang durch das Unternehmen erfuhren die Mitglieder des Regionalausschusses Wetterau unter anderem, dass in einer Halle des Unternehmens bis zu neun Großmaschinen gleichzeitig gefertigt werden können.
Herausgegeben am 15. November 2024
Pressemeldung Nr. 73
Verantwortlich für den Inhalt: Petra A. Zielinski Tel. 06031/609-1920
Pressestelle: Doris Steininger, Tel. 06031/609-1100
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Stand: 15.11.2024