Positionspapier "Zukunft der Mobilität in Gießen"

Präambel

Seit etwa sieben Jahren beschäftigen sich die Wirtschaftsverbände in der Region Gießen intensiver mit dem Thema Verkehrspolitik. Genannt sei hier der Regionalausschuss Gießen der IHK Gießen-Friedberg, der im Rahmen des Projektes „Vision 2030 für die Stadt und den Landkreis Gießen“ seit 2015 im ständigen Dialog mit den politischen Entscheidungsträgern steht. So hat die IHK im Dezember 2018 nach intensiver Diskussion ihre Position zur Dieselabgasthematik veröffentlicht und damit Gehör unter anderem auch beim Bundesverkehrsministerium erlangt.
Als konstruktiven Beitrag zur aktuellen Diskussion über nachhaltige Mobilität in der Universitätsstadt Gießen geben wir unseren Standpunkt und daraus abgeleitete Maßnahmenvorschläge als Impuls in die Politik und die Verwaltung.

Position

Der ungehinderte Verkehr von Personen, Gütern und Dienstleistungen ist eine Grundlage unseres Gemeinwesens. Um dies auch für die Zukunft sicherzustellen, fordern wir intelligente und umweltfreundliche Verkehrskonzepte. Dies gilt in besonderem Maße für Gießen als attraktiven Wirtschafts- und Bildungsstandort.

Begründung

Mobilität ist im Alltag quasi ständig verfügbar und damit selbstverständlich für die Gesellschaft geworden. Dabei wird aber oftmals vergessen, dass Verkehr und Infrastruktur von gesetzlichen Rahmenbedingungen, den zur Verfügung stehenden Ressourcen und daraus resultierenden Vorgaben abhängen. So sind finanzielle Zwänge der öffentlichen Hand z. B. bei der Instandhaltung und dem Ausbau der Verkehrswege zu beachten. Diese müssen an sich verändernde Mobilitätsbedürfnisse angepasst werden. Dabei sollten die resultierenden Maßnahmen die künftigen Verkehrsentwicklungen möglichst frühzeitig antizipieren, um Engpässe zu vermeiden.
Eine Grundvoraussetzung für eine nachhaltige Mobilität ist ein funktionierender ÖPNV.
Zur erfolgreichen Weiterentwicklung der Mobilität in Gießen schlagen wir folgende Maßnahmen für die kurz-, mittel- und langfristige Umsetzung vor:
Kurzfristig:
  • Schaffung eines intelligenten Verkehrssteuerungs- und Parkleitsystems
  • Aufbau eines Radverkehrsnetzes innerhalb des Gießener Anlagenrings
  • Optimierung des urbanen Lieferverkehrs
  • Initiierung eines Ideenwettbewerbs zur nachhaltigen Mobilität
  • Nutzung von Kompetenzen des Hochschulstandortes Gießen für die Mobili-tätsforschung
Mittelfristig:
  • Verbesserung des ÖPNV-Angebots durch Taktverdichtung (innerstädtisch und interkommunal) und Betriebszeitenausweitung
  • Schaffung von Parkraum außerhalb des Innenstadtbereichs mit aktiver Anbin-dung an den ÖPNV
  • Umsetzung der Erkenntnisse aus der Mobilitätsforschung
Langfristig:
  • Erstellung von leistungsfähigen, multimodalen und umweltfreundlichen Mobilitätsszenarien
  • Anpassung der Verkehrsflächen an künftige Bedürfnisse und Anforderungen
Ziel der Maßnahmen ist es, den ungehinderten Verkehr von Personen, Gütern und Dienstleistungen in Gießen langfristig sicherzustellen und somit den Wirtschaftsstandort zu stärken.
IHK Gießen-Friedberg, 20. April 2021
Stand: 17.04.2024