Wirtschaftspolitik erneut größtes Geschäftsrisiko

IHK-Umfrage: Konjunkturklima in Ostthüringen weiter auf Talfahrt

Aus Sicht der Ostthüringer Wirtschaft ist das Jahr 2024 schwierig gestartet. Nach einer insgesamt schwachen Entwicklung im Vorjahr kann die Konjunktur noch immer nicht Tritt fassen. Die hiesigen Unternehmen sind weiter im Sog der schwachen nationalen und globalen Wirtschaftsentwicklung. Der IHK-Konjunkturklimaindikator bleibt auch zu Jahresbeginn auf Talfahrt und rangiert mit 81,0 Punkten noch unter dem Wert der Vorumfrage im Herbst 2023 (87,6).
So die wesentlichen Ergebnisse der Konjunkturumfrage der IHK Ostthüringen zum Jahreswechsel, an der 369 Unternehmen mit zusammen 11.846 Beschäftigten teilnahmen.
Die gegenwärtige Geschäftslage wird von den Ostthüringer Unternehmen so ungünstig wie zuletzt zu Jahresbeginn 2021, inmitten der Corona-Pandemie, eingeschätzt. 29 Prozent der Betriebe zeigen sich unzufrieden mit ihrer wirtschaftlichen Situation, weitere 42 Prozent der Befragten vergeben die Note befriedigend. Eine gute Geschäftslage melden nur noch 29 Prozent der hiesigen Firmen.
„Die Unternehmen stehen unter enormem Kostendruck. Mittel für notwendige Investitionen sind vielerorts kaum vorhanden. Hinzu kommt eine Wirtschaftspolitik, die von den Unternehmen erneut als größtes Geschäftsrisiko bewertet wird: zu viel an Steuern, Abgaben, Verboten und Bürokratie“, erklärt Almut Weinert, Leiterin des Geschäftsbereichs Wirtschaft und Technologie in der IHK Ostthüringen zu Gera.
Die Lage ist in allen Branchen angespannt. Die Industrie hat mit einer schleppenden Auftragsentwicklung zu kämpfen. Im Baugewerbe belasten Investitionszurückhaltung und gestiegene Zinsen das Geschäft. Das schlechte Konsumklima sorgte für ein überwiegend enttäuschendes Weihnachtsgeschäft im Ostthüringer Handel. Im Verkehrs- und Dienstleistungsgewerbe hinterlässt die Konjunkturschwäche in der Industrie zunehmend Spuren und unter den touristischen Betrieben ist die Stimmung aufgrund der wieder angehobenen Umsatzsteuer auf Speisen gedrückt.
Die Erwartungen der Unternehmen lassen kaum Hoffnung auf eine konjunkturelle Belebung im Jahresverlauf zu. Nur 12 Prozent der Betriebe geben eine positive Prognose ab, während fast die Hälfte aller Befragten mit einer ungünstigeren Entwicklung und 41 Prozent mit gleichbleibenden Geschäften rechnen. Die Zurückhaltung spiegelt sich in den Personalplänen wider. Nur acht Prozent der Betriebe rechnen mit neuen Mitarbeitern und 21 Prozent erwarten einen Personalrückgang. Die Personalgewinnung bleibt trotz Konjunkturflaute und gestiegener Arbeitslosenzahlen schwierig. Der Arbeitskräftemangel ist für 47 Prozent der befragten Unternehmen ein Risiko.
„Die Unternehmen benötigen dringend einen Richtungswechsel in der Wirtschaftspolitik, zukunftsfähige Rahmenbedingungen plus Planbarkeit und Verlässlichkeit. Investitionen in unseren Standort müssen sich wieder lohnen. Das heißt: wettbewerbsfähige Energiepreise und niedrigere Steuern, einfache und schnelle Genehmigungsverfahren und ein Ende des zunehmenden Bürokratiewahnsinns“, fordert Weinert. Nur so komme die Wirtschaft zurück auf Wachstumskurs.
06.02.2024, ba