Ostthüringer Wirtschaft: Talfahrt gestoppt, aber keine Trendwende
IHK-Konjunkturumfrage: Rahmenbedingungen belasten Geschäftslage
Die aktuelle Konjunkturumfrage der IHK Ostthüringen signalisiert noch keine Aufbruchstimmung. Vielmehr dominiert weiter eine ganze Reihe von Konjunkturrisiken.
Der IHK-Konjunkturklimaindikator für Ostthüringen, der die Bewertungen der gegenwärtigen Geschäftslage und die Erwartungen der hiesigen Unternehmen aggregiert, notiert im Frühjahr bei 89 Punkten (plus acht) und bleibt damit im mehrjährigen Vergleich deutlich unterdurchschnittlich. Die schwache Nachfrageentwicklung und Sorgen um die Wettbewerbsfähigkeit aufgrund hoher Kosten und nachteiliger wirtschaftspolitischer Rahmenbedingungen belasten die Geschäftslage und den Ausblick vieler Unternehmen.
In den meisten Ostthüringer Landkreise und kreisfreien Städten verbessert sich zwar die Stimmung unter den Unternehmen, aber eine echte Trendwende zeichnet sich noch nicht ab.
Die Wirtschaft in der kreisfreien Stadt Gera arbeitet sich langsam aus dem konjunkturellen Tal. Die Unternehmen bewerten ihre Geschäftslage günstiger als in der Vorumfrage. 28 Prozent der Betriebe beurteilen ihre wirtschaftliche Situation als gut, weitere 51 Prozent der Befragten sind zufrieden, während 21 Prozent der Unternehmen schlechte Geschäfte im ersten Jahresquartal registrieren. Auch die Erwartungen sind im Frühjahr nicht mehr so negativ wie noch zu Jahresbeginn. Gleichwohl überwiegen nach wie die negativen Einschätzungen (40 Prozent, minus zehn) gegenüber den positiven Geschäftsprognosen (13 Prozent, plus sieben).
In der kreisfreien Stadt Jena bleibt das Konjunkturklima im regionalen Vergleich am günstigsten. Vier von fünf Unternehmen bewerten ihre Geschäftslage als gut oder befriedigend. Allerdings verzeichnen 40 Prozent der Befragten einen Auftragsrückgang im Vergleich zum Vorjahr. Eine gestiegene Nachfrage melden indes nur 15 Prozent der Betriebe. Die Erwartungen sind bei vielen Unternehmen geprägt von Unsicherheiten bezüglich der Konjunktur- und Nachfrageentwicklung, einer Unzufriedenheit mit den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und Personalsorgen aufgrund des Fachkräftemangels. Jedes dritte Jenaer Unternehmen rechnet mit schlechteren Geschäften in den nächsten zwölf Monaten, 44 Prozent erwarten keine Veränderung und 23 Prozent der Firmen in der Lichtstadt geben eine positive Prognose ab.
Die Stimmung unter den Unternehmen im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt hat sich im Frühjahr aufgehellt. Der regionale Konjunkturklimaindikator steigt im Vergleich zur Vorumfrage um 17 auf 91 Punkte. Die Verbesserung ist zu großen Teilen auf die Erwartung günstigerer Geschäfte in den kommenden Monaten zurückzuführen. Zumindest der Anteil derjenigen Unternehmen, die mit einer schlechteren Entwicklung rechnen, ist deutlich zurückgegangen (24 Prozent, minus 23). Die nach wie vor zurückhaltenden Investitionsabsichten lassen jedoch in der Breite noch keine größeren Wachstumsimpulse erwarten. Derzeit plant nur jedes zehnte Unternehmen am Saalebogen mit höheren Investitionsausgaben.
Ein ähnliches Bild zeigt sich im Saale-Holzland-Kreis. Hier verbessert sich die Geschäftslage der Unternehmen geringfügig im Vergleich zur Vorumfrage, wenngleich der Saldo aus positiven und negativen Bewertungen im Minusbereich bleibt. Mit Blick auf die kommenden Monate sind deutlich weniger Betriebe pessimistisch. Dennoch bleibt der Anteil der ungünstigen Geschäftsprognosen mit 41 Prozent (minus 20) hoch. Zugleich rechnen nur 13 Prozent der befragten Unternehmer (plus vier) mit einer besseren Entwicklung. Somit sind die konjunkturellen Aussichten insgesamt eher verhalten. Das zeigen nicht zuletzt auch die Investitions- und Personalpläne der Unternehmen im Landkreis, die im mehrjährigen Vergleich auf einem niedrigen Niveau verharren.
Im Saale-Orla-Kreis tritt die Konjunktur auf der Stelle. Die gegenwärtige Geschäftslage bezeichnet nur jedes fünfte Unternehmen als gut, eine befriedigende bzw. saisonübliche Lage melden immerhin 53 Prozent der Befragten. Trotz Rückgang bleibt der Anteil von 28 Prozent der Unternehmen mit einer negativen Lageeinschätzung hoch (Vorumfrage: 37 Prozent). Die schwache Binnenkonjunktur belastet vielerorts die Auftragslage: 45 Prozent der Befragten registrieren ein rückläufiges Volumen bei den Bestellungen im Vorjahresvergleich; ein Plus können derzeit nur sieben Prozent der Betriebe verbuchen. Mit Blick auf die künftigen Geschäfte zeigen sich nur 17 Prozent der Firmen optimistisch, während 38 Prozent der Befragten keine Veränderung erwarten und 45 Prozent der Unternehmen im Landkreis mit einer ungünstigeren Entwicklung rechnen.
Die Unternehmen im Landkreis Greiz sind überwiegend unzufrieden mit der Entwicklung ihrer Geschäfte im ersten Jahresquartal. 40 Prozent der Befragten fällen ein negatives Urteil, lediglich 15 Prozent der Firmenchefs melden eine gute Geschäftslage. Die Erwartungen an die kommenden Monate verbessern sich hingegen, der zuletzt hohe Anteil ungünstiger Geschäftsprognosen ist deutlich zurückgegangen (32 Prozent, minus 17). Ein wirklicher Aufschwung ist für die meisten Unternehmen jedoch weiter nicht abzusehen, lediglich 15 Prozent der Firmen im Landkreis (plus 3) erwarten eine günstigere Entwicklung. Diese Zurückhaltung spiegeln auch die Personalpläne der Unternehmen wider: Nur 13 Prozent der Befragten wollen in den nächsten Monaten neue Stellen schaffen.
Positive Konjunktursignale sendet die Wirtschaft im Altenburger Land. Der regionale Konjunkturklimaindikator legt um 12 Punkte zu und rangiert nun bei 92 Punkten. Dies vor allem deshalb, weil die Unternehmen wieder zuversichtlicher in die Zukunft blicken. 24 Prozent der Betriebe (plus 13) rechnen mit einer besseren Geschäftsentwicklung – das genügt, um im regionalen Vergleich den Platz an der Spitze einzunehmen. Weitere 46 Prozent der Unternehmen erwarten keine Veränderung, während der Anteil negativer Einschätzung auf 30 Prozent (minus 12) zurückgeht. Dass die Aussicht auf eine nachhaltige konjunkturelle Erholung trotzdem noch weit entfernt ist, zeigen die vorsichtigen Investitions- und Beschäftigungsabsichten. Nur 16 Prozent der Unternehmen im Landkreis planen mit steigenden Investitionsausgaben und lediglich sechs Prozent der Firmenchefs wollen Personal einstellen.
Die aktuellen Stimmungswerte der Ostthüringer Wirtschaft zeigen noch keine Trendwende an, die Konjunkturrisiken bleiben hoch. „Die Politik in Erfurt, Berlin und Brüssel muss endlich ins Handeln kommen. Wir verlieren massiv an Wettbewerbsfähigkeit. Die Kostenlast muss auf ein international vergleichbares Niveau sinken. Die dringenden Herausforderungen sind deshalb spürbare Schritte beim Bürokratieabbau als Ganzes, sichere und bezahlbare Energieversorgung, Entlastung bei Steuern und Abgaben sowie Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren“, fordert Almut Weinert, Leiterin des Geschäftsbereichs Wirtschaft und Technologie in der IHK Ostthüringen, und betont: „Die derzeitige Unsicherheit über Rahmenbedingungen schadet dem Standort massiv. In der Pflicht sind alle politischen Ebenen und Akteure, damit die überwiegend klein- und mittelständisch geprägte Wirtschaft im Land wieder mehr Freiheit für Innovation und Investitionen gewinnt und neuen Optimismus tankt.“
11.06.2024, ba