„Der amerikanische Zeitgeist ist Gift für unsere Wirtschaft“

Besorgt reagiert die Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein auf das vorläufige Ergebnis der US-Wahl. Die America-first-Politik und die zu erwartenden Einfuhrzölle drohen auch Betriebe aus der Region hart zu treffen. „Europa muss zusammenrücken“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Dieter Salomon.
Der US-amerikanische Markt ist auch für die Wirtschaft am südlichen Oberrhein von elementarer Bedeutung. Rund 200 Unternehmen im Kammerbezirk exportieren Waren in die Vereinigten Staaten. Großunternehmen wie Testo, Duravit oder Sick betreiben eigene Standorte in den USA. „Trumps protektionistische America-first-Politik würde unsere exportorientierte Wirtschaft vor ein Riesenproblem stellen“, sagt Salomon.
Die hohen Einfuhrzölle, die Trump angekündigt hat, würden deutsche Produkte in den USA erheblich verteuern. In Deutschland produzierende Unternehmen sind unter diesen Bedingungen auf dem US-amerikanischen Markt kaum mehr konkurrenzfähig. „Das Ziel ist klar: Deutsche Arbeitsplätze sollen in die USA verlagert werden“, sagt Salomon.
„Europa muss zusammenrücken."
Zur Wahrheit gehöre aber auch: In der Handelspolitik trennen Trump und die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris keine Welten. Seit Jahren erlebt der Protektionismus in den USA eine Renaissance. „Der amerikanische Zeitgeist ist Gift für unsere Wirtschaft“, sagt Salomon. Schon Bidens Ökoprogramm verfolgte den Zweck, Arbeitsplätze aus dem Ausland in die Staaten zu holen. „Trumps Zollpolitik wird diesen Abwanderungsdruck auf unsere Unternehmen verstärken“, warnt Salomon.
Der IHK-Hauptgeschäftsführer, der der vor wenigen Wochen mit einer Delegation regionaler Unternehmen Washington und Chicago besuchte, sieht die deutsche Politik nicht gut auf eine zweite Trump-Amtszeit vorbereitet. Obwohl Trump schon einmal an der Macht war und man wissen sollte, was einen erwartet, seien noch keine hinreichenden geo- und wirtschaftspolitischen Konsequenzen gezogen worden. Aus Salomons Sicht lautet die wichtigste Lehre: „Europa muss zusammenrücken, um im Handelskonflikt der beiden Großmächte USA und China nicht zerrieben zu werden.“ Dazu bedürfe es einer starken deutsch-französischen Achse, wovon insbesondere auch unsere Region profitieren würde. „Doch leider sprechen Deutschland und Frankreich momentan nicht mit einer Stimme. Und an diesem unterkühlten Verhältnis trägt nicht Macron Schuld“, betont Salomon.
(6.11.2024)