Deutsch-französisches Abkommen zur grenzüberschreitenden Berufsausbildung
Zum Abkommen zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Französischen Republik über die grenzüberschreitende Berufsausbildung vom Juli 2023 sagt Eberhard Liebherr, Präsident der IHK Südlicher Oberrhein:
„Natürlich war der Fokus bei der Unterzeichnung des ersten Abkommens im Jahr 2013 in Saint Louis ein anderer. Heute, zehn Jahre später, leben wir in einer wirtschaftlich prosperierenden Grenzregion. Dies gilt sowohl für die elsässische als auch für die deutsche Seite. Auf der deutschen Seite herrscht Vollbeschäftigung und auch im Elsass herrscht in einigen Bereichen Fachkräftemangel.
Zum Zeitpunkt der Unterzeichnung des ersten Abkommens klagte das Elsass über eine Jugendarbeitslosigkeit von 20 bis 25 Prozent, bei uns stand sie bei zwei Prozent. Damals war das Ziel, jungen Elsässer:innen die Chance auf eine solide Ausbildung zu bieten und deutschen Betrieben die Chance auf eine Fachkraft. Heute stehen interkulturelle Kompetenzen im Vordergrund des Modells.
In unserer wirtschaftlich eng verwobenen Grenzregion werden sowohl in Deutschland als auch in Frankreich Menschen gesucht, die erstens die Sprache des Nachbarn beherrschen und zweitens Kenntnisse über die Kunden von der anderen Rheinseite haben, die wissen, welche Besonderheiten oder Standards zu beachten sind. Hier bietet die grenzüberschreitende Ausbildung noch immer große Chancen. Nicht in dem Sinne, dass sie den Fachkräftemangel auf deutscher Seite löst. Aber in dem Sinne, dass sie wichtige Kompetenzen fördert.
Das Modell ist eine tolle Chance. Für die jungen Leute, für uns als Gesellschaft, für Europa. Sicher braucht es noch einige Anstrengungen, damit wir es richtig zum Laufen bringen. Wichtig ist, dass wir am Ball bleiben. Auch in schwierigen Situationen. Da denke ich beispielsweise an die Pandemie zurück. So etwas wie einseitige Grenzschließungen darf es einfach nicht mehr geben – und zwar nicht nur mit Blick auf die grenzüberschreitende Berufsausbildung.“