Nachhaltig, technologieoffen und innovativ handeln
Zukunftsweisendes Unternehmertum
Situation im Elbe-Weser-Raum
Um sich stark verändernden Märkten gerecht zu werden und um im internationalen Wettbewerb Schritt halten zu können, müssen Unternehmen sich ständig technologisch weiterentwickeln. Dafür benötigen sie genügend Zeit, Kapazitäten und Freiräume, um in die Zukunft zu denken. Mehrheitlich sind die Unternehmen aus einer Situation der Vollauslastung, gar Überlastung, in teilweise stark veränderten Märkten und einem radikalen Markteinbruch gelandet.
Laut IHK-Umfragen sehen fast 80 Prozent Technologiedefizite im eigenen Unternehmen und erwarten gleichzeitig mittelgroße bis große Produktionsänderungen in den nächsten Jahren.
Fortschreitende Automatisierung und Technologisierung, Robotik, künstliche Intelligenz und 3D-Druck sind nur einige Schlagwörter, die Märkte verändern.
Entscheidend aber ist, dass der Anteil der wertschöpfungsfernen Tätigkeiten – Stichwort Überbürokratisierung – in Unternehmen einen kritischen Punkt überschreitet. Die Ressourcen zum Erhalt der Innovationsfähigkeit für die zukünftige Wertschöpfung des Unternehmens stehen nicht mehr oder nur noch stark eingeschränkt zur Verfügung.
Was wir fordern
Know-how sichern
Um ihren Erfolg in die Zukunft zu tragen, müssen Unternehmen den Mitarbeitern die Möglichkeit geben, ihr Wissen und ihr Können weiterzuentwickeln. Hierfür müssen neue Modelle des Wissenstransfers und der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und auch Forschungseinrichtungen entstehen. Die Transformation der Automobilindustrie ist der drängendste Bereich, in dem dies umgesetzt werden muss. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) muss den begonnenen Prozess der Neuausrichtung eines erweiterten Transfers fortsetzen, auf mittelständische Unternehmen ausrichten und das Modell dann auf weitere Branchen ausweiten.
Bewährte Strukturen für den Wissens- und Technologietransfer stärken
Der Zusammenschluss der Landkreise der Region über die ARTIE, das regionale Netzwerk für Technologie, Innovation und Entwicklung, hat sich für den Wissens- und Technologietransfer in der Region sehr bewährt. Ausführendes Organ ist das Transferzentrum Elbe-Weser (TZEW).
Die ARTIE konnte mittlerweile in Form der Innovationsagentur Nordostniedersachsen (INNO.NON) verstetigt werden und setzt als erweiterte Plattform der Region innovative Projekte um.
Neue Technologien eröffnen nachhaltig Chancen
Um keine der wirtschaftlich notwendigen, zukunftsweisenden Lösungen mit nachhaltiger Wirkung zu übersehen, muss technologieoffen und strategisch gedacht werden. Bund und Land müssen technologieoffenes Handeln ermöglichen.
Flexible Strategien für die Zukunft gestalten
Passgenaue Produkte mit hoher Qualität, aus optimierter Produktion, zu Preisen, die im Weltmarkt bestehen können, sind die Erfolgsfaktoren deutscher Unternehmen. Um aber gleichzeitig schnelle Reaktionen auf Marktveränderungen zu erreichen, muss der Bund Mittel und Instrumente zur Verfügung stellen, um den Grad der Innovationsfähigkeit in den Unternehmen zu erhöhen. Unternehmen muss die Möglichkeit gegeben werden, ihre individuelle Innovationsstrategie zu entwickeln. Wertschöpfungsferne Tätigkeiten müssen auf ein Minimum reduziert werden
Bürokratischen Aufwand begrenzen
Die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens ist begrenzt. Unternehmer brauchen freie Kapazitäten für die Zukunftsgestaltung ihres Unternehmens. Das Unternehmertum muss wieder in den Mittelpunkt der Tätigkeit rücken. Antrags- und Genehmigungsverfahren müssen vereinfacht und beschleunigt werden durch mehr automatisierte Prozesse sowie den Einsatz künstlicher Intelligenz in der Verwaltung.
Rechtssicherheit für digitale Zukunftsmärkte gewährleisten
Ein verlässlicher Rechtsrahmen ist eine Grundvoraussetzung für ein funktionierendes Wirtschaftssystem. Er muss aber auch verständlich sein und darf die Innovationsbereitschaft nicht hemmen. Gerade bei den zahlreichen Vorgaben im Online-Recht und im Datenschutz muss der Gesetzgeber für mehr Klarheit und Vereinfachung sorgen, ohne die schützende Wirkung der Regeln zu beeinträchtigen.
Betriebsgeheimnisse und personenbezogene Daten schützen
Unternehmen investieren umso eher in zukunftssichernde technologische Lösungen, je geringer das Risiko eines Datenverlustes ist. Sie müssen sich insbesondere vor Industriespionage, Cyberattacken sowie vor unausgereiften Cloudverarbeitungen schützen. Dazu muss der Staat die nötige technische Infrastruktur entwickeln, fördern und ständig auf dem neuesten Stand halten.
Wettbewerb mit gleichen Mitteln schaffen, auch international
Die deutschen Unternehmen dürfen im internationalen Wettbewerb nicht durch strengere Maßstäbe als in anderen Ländern benachteiligt werden. Dennoch sollten die Maßstäbe möglichst hoch sein und rechtsstaatlichen Prinzipien entsprechen. Politisch getroffene Entscheidungen dürfen nicht fortlaufend geändert oder sogar rückwirkend angepasst werden.
Innovation und Entwicklung in Unternehmen finanziell fördern
Insgesamt sollte die Förderlandschaft harmonisiert werden, damit ohne allzu großen Aufwand die passende Förderung gefunden und beantragt werden kann. Hiermit ist sowohl eine Konsolidierung auf wenige Programme mit breiterem Förderansatz gemeint, als auch eine einheitliche Strukturierung, die die Antragstellung deutlich erleichtert, indem die Antragsform programmunabhängig identisch ist. Die digitale Antragstellung muss hier zum Standard werden. Der Mittelstand sollte besondere Berücksichtigung in der Förderlandschaft finden. Die steuerliche Erleichterung für Forschung und Entwicklung (Forschungszulagengesetz) sollte weiter ausgebaut werden.
Was wir tun
Die IHK bietet strategische und klassische Innovationsgespräche für Mitgliedsunternehmen sowie Kooperationsgespräche zwischen Unternehmen und/oder Hochschulen und Forschungseinrichtungen an. Sie organisiert Beratungstouren, bei der sie zusammen mit Fachpartnern der Region direkt zu den Unternehmen kommt und zu Themen wie Industrie 4.0, e-mobiler Strukturwandel oder „Corona verändert“ berät. Sie betreut die Arbeitskreise Machine Learning, 3D-Druck und Operations Excellence. In der Veranstaltungsreihe „Forschung erforschen!“ stellt die IHK Beispiele für die erfolgreiche Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft vor. In Zusammenarbeit mit spezialisierten Anwälten berät die IHK zum Thema Patent- und Markenschutz. Mit dem Bundeswirtschaftsministerium arbeitet sie an Lösungen zur Transformation der Automobilindustrie. Ziel ist es, ein Modell zu finden, das auf andere Branchen übertragen werden kann. Sie unterstützt Mitgliedsunternehmen bei Innovationen im Bereich Wasserstofftechnologie vertraulich, neutral und interdisziplinär, zum Beispiel im Rahmen des Wasserstoffnetzwerkes H2.N.O.N. Jährlich kürt die IHK Unternehmen aus der Region zu „IHK-Innovationsbotschaftern“, die in einem Netzwerk verbunden sind.
Zahlen, Daten, Fakten aus dem Elbe-Weser-Raum
- Über 70 Prozent der Unternehmen finanzieren ihre Innovationen mit Eigenkapital. Für Innovationsvorhaben sind Fördermittel nur für rund ein Drittel der Unternehmen das Mittel der Wahl.
- 2018 wurden 3,13 Prozent des BIPs für Forschung und Entwicklung (FuE) ausgegeben. Das war ein neuer Rekordwert. Der Staat und private Institutionen steuern hierbei 13,5 Prozent der Ausgaben bei, Hochschulen 17,4 Prozent. Das Gros der FuE-Ausgaben Deutschlands kommt jedoch aus der privaten Wirtschaft: 69,1 Prozent steuert sie bei. Seit dem 1.1.2020 ermöglicht das Forschungszulagengesetz, 25 Prozent der FuE-Personalkosten steuerlich abzusetzen.
Ergebnisse aus der Arbeit der IHK-Innovationsförderung mit unseren Mitgliedsunternehmen:
- Nur jedes vierte Unternehmen setzt sich regelmäßig und strukturiert mit der Zukunft des eigenen Unternehmens auseinander.
- Bei der Hälfte der Unternehmen bremst Mitarbeitermangel das Wachstum. (Stand vor der Pandemie)
- Rund jeder fünfte Mitarbeiter ist im Schnitt in Supportprozessen (ohne direkten Kundennutzen) tätig.
- Viele Unternehmen überschätzen ihre Krisenbewältigungskompetenz. Statt echter Innovations- und Wandlungsfähigkeit wird oftmals operativer Aktionismus an den Tag gelegt, z. B. Digitalisierung suboptimaler Prozesse. Die Überlebensfähigkeit vieler Unternehmen scheitert am Mindset. Es gilt das Motto: Effizienz vor Exploration.
Weiterführende Links
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