22.05.2024, Nummer: 13
IHK-Konjunktur-Update: Wirtschaftliche Erholung nochmals verschoben - Klimaindex sinkt binnen Jahresfrist von 111 auf 99 Punkte
Nachdem die konjunkturelle Situation der Gesamtwirtschaft zu Jahresbeginn von Stagnation geprägt war gibt es derzeit wieder etwas Bewegung. Bei den Einschätzungen zur aktuellen Geschäftslage hat diese Bewegung leider ein negatives Vorzeichen. Wie die Prognosen in der letzten Umfrage es erwarten ließen, rutschen die Einschätzung zur Geschäftslage weiter ab. Lediglich ein knappes Drittel der Unternehmen (32 %) vermelden gute Geschäfte. Nur im Frühjahr 2020, dem ersten Corona-Lockdown, waren es weniger. Während der Anteil der Unternehmen mit zufriedenstellender Lage nahezu unverändert ist, erhöhte sich der Anteil der Unternehmen mit schlechter Geschäftslage auf 21 %. Die rückläufige Lageentwicklung ist in allen Wirtschaftsbereichen zu beobachten, lediglich das Baugewerbe stemmt sich gegen den Abwärtstrend.
Bei den Geschäftserwartungen gehen 15 % der Befragten davon aus, dass sich ihre Geschäftslage in den kommenden Monaten verbessern wird, deutlich mehr (27 %) erwarten allerdings eine weitere Verschlechterung. Trotz dieser pessimistischen Aussicht steigt der Saldo aus positiven und negativen Einschätzungen steigt von – 23 Punkte zu Jahresbeginn auf –12 Punkte. Eine spürbare Verbesserung, wenngleich der Wert noch immer deutlich im negativen Bereich liegt. Es liegt nahe, von einer beginnenden Bodenbildung zu sprechen.
Der IHK-Geschäftsklimaindex, der die Einschätzungen zur aktuellen Lage und zu den Erwartungen in den Unternehmen gleichrangig berücksichtigt, sinkt binnen Jahresfrist von 111 Punkten auf 99 Punkte. Das ist der gleiche Wert wie zu Jahresbeginn 2024. So das Fazit der Konjunkturumfrage der IHK Dresden im April 2024, an der sich rund 550 Firmen aller Wirtschaftsbereiche mit mehr als 29.000 Beschäftigten beteiligten.
Die Branchen
Nach dem deutlichen Rückgang der Einschätzungen zur Geschäftslage im Herbst letzten Jahres und einer Stagnation zu Jahresbeginn wird aktuell die Situation in der Industrie nochmals schlechter eingeschätzt. Der Anteil der Firmen mit guter Geschäftslage nimmt seit Jahresbeginn um 10 Prozentpunkte von 36 auf 26 % ab. Trotz der angespannten Lage verbessern sich aktuell die Geschäftsprognosen wieder etwas. 15 statt wie zuletzt 12 % erwarten eine Verbesserung der Situation. Auch bei den pessimistischen Unternehmen sinkt der Anteil von 33 auf 27 %.
Nachdem die kontinuierliche Verschlechterung der Geschäftslage zu Jahresbeginn gestoppt werden konnte, geht es in der Bauwirtschaft nun zum zweiten Mal einen kleinen Schritt nach oben. 40 % melden eine gute Geschäftslage, 18 % schlechte. Bei den Geschäftserwartungen gibt es kaum Veränderungen im Vergleich zum Jahresbeginn, und zu diesem Zeitpunkt waren sie äußerst pessimistisch. 39 % Pessimisten stehen nur 8 % Optimisten gegenüber.
Betrachtet man den Handel insgesamt, so geht auch hier die Zufriedenheit mit der aktuellen Geschäftslage wieder leicht zurück. Die Änderungen zum Jahresbeginn sind dabei nicht drastisch. 19 % melden gute Geschäfte, 25 % schlechte. Die Unterschiede zwischen Einzelhandel und Großhandel treten aber wieder stärker zutage. Im Großhandel überwiegt der Anteil der Unternehmen mit einer guten Lage knapp den Anteil derer mit einer schlechten Einschätzung, im Einzelhandel hingegen rutscht die im Saldo ermittelte Zufriedenheit von -6 Punkten auf -12 Punkte ab. Bei den Geschäftsprognosen sind die Aussagen im Handel insgesamt wieder spürbar besser geworden. Während noch zu Jahresbeginn deutlich über die Hälfte der Unternehmen eine Verschlechterung vorhersah, ist es nun nur noch ein reichliches Viertel (28 %). Jeder fünfte Händler rechnet dagegen mit einer besseren Lage.
Die Dienstleister sind nach wie vor der Wirtschaftsbereich mit den besten Einschätzungen zur Geschäftslage. Aber auch in diesem Bereich gab es einen Rückgang der Zufriedenheit von 57 % zu Jahresbeginn auf jetzt 52 %. Auch bei den Geschäftsprognosen sind die Dienstleister am optimistischsten. Das ist angesichts der vergleichsweise guten Ausgangslage ein positives Signal. Neben den 18 %, die von einer Verbesserung ausgehen, gibt es noch 17 %, die entgegengesetzte Prognosen abgeben
Die in der vorhergehenden Umfrage abgegebenen Prognosen des Verkehrsgewerbes hatten nichts Gutes erahnen lassen. Fast zwei Drittel der Befragten hatten damals eine schlechtere Geschäftslage vorausgesagt. Vor diesem Hintergrund war die aktuelle Entwicklung zu erwarten. Und so melden 28 % der Unternehmen eine schlechte Lage und nur noch 17 % sehen sich einer guten wirtschaftlichen Situation gegenüber. Bei den Geschäftsprognosen gibt es nur wenig Bewegung. Trotz eines leichten Anstiegs gehen nur noch 5 % der Befragten von einer baldigen Besserung der Lage aus. Die knappe Hälfte der Unternehmen (47 %) rechnet dagegen mit einer weiteren Verschlechterung.
Trotz kurzeitig schon sommerlicher Temperaturen scheinen eher die Kälteeinbrüche im Frühjahr das Meinungsbild zur aktuellen Geschäftslage im Wirtschaftsbereich Tourismus/Gastgewerbe bestimmt zu haben. Ein reichliches Viertel der Betriebe (27 %) meldet gute Geschäfte. Diesen stehen allerdings ein knappes Drittel an Befragten (32 %) gegenüber, die sich in einer schlechten wirtschaftlichen Situation befinden. Zwar steigt der Saldo der Geschäftserwartungen im Vergleich zum Jahresbeginn an, verharrt aber deutlich im negativen Bereich und liegt deutlich unter dem Vergleichswert vom letzten Frühjahr. Nur 13 % der Befragten erwarten eine Verbesserung der Lage, 29 % rechnen mit einer Verschlechterung. Dabei sind die Gastronomen besonders skeptisch, gefolgt von den Beherbergungsbetrieben.
Investition und Beschäftigung
Innerhalb des eingetrübten Investitionsklimas steigt der Anteil derer, die überhaupt in den letzten 12 Monaten keine Investitionen getätigt haben und dies auch nicht für die nächsten Monate planen auf über ein Viertel der Befragten an. 16 % der Unternehmen, die zunehmende Investitionen planen, steht ein knappes Drittel der Firmen (31 %) gegenüber, die Ihre Investitionen im kommenden Jahr verringern werden. Bei den Investitionsmotiven dominiert erneut die Beschaffung von Ersatz (71 % der investierenden Unternehmen). An zweiter Stelle mit 38 % und weiter in der Bedeutung gestiegen wird die Rationalisierung als Grund genannt. Kontinuierliche Kostensteigerungen, aktuell vor allem bei den Arbeitskosten, sorgen dabei für erhöhten Anpassungsdruck. Trotz erhöhter Absatzsorgen investieren mit jeweils 27 % der investierenden Unternehmen wieder ein größerer Anteil als zuletzt auch in Kapazitätserweiterungen und Produkt- bzw. Verfahrensinnovationen.
Die Planungen zur zukünftigen Beschäftigtenzahl sind seit über zwei Jahren leicht rückläufig. Aktuell sinkt der Saldo weiter. Während 17 % der Befragten erwarten, dass sich die Zahl ihrer Beschäftigten erhöhen wird, geht inzwischen mehr als ein Viertel (27 %) von einer rückläufigen Mitarbeiterzahl aus. 56 % der Unternehmen planen keine Veränderungen bei der Belegschaft.
Risikoradar
Erstmals führen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen das Risikoradar an. Binnen Jahresfrist springen sie von 49 % auf 65 % der Nennungen. Unzufriedenheit wird dabei vor allem mit der Arbeit der Bundesregierung signalisiert. Mit den Arbeitskosten (64 %) und den Energiepreisen (61 %) folgen zwei Kostenfaktoren. Der Fachkräftemangel rangiert mit 59 % zwar immer noch auf hohem Risikoniveau, lag im Frühjahr 2023 aber noch mit 67 % an erster Stelle. Die schwache konjunkturelle Lage dürfte sich hier niederschlagen.