01. September 2024, Nummer 19
Eine erfolgreiche, zuversichtliche und standorttreue Wirtschaft braucht eine Regierung mit Sachverstand, Realismus und Berechenbarkeit
Dr. Andreas Sperl, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Dresden, äußert sich zum Ergebnis der Landtagswahl Sachsen 2024:
Das Wahlergebnis für Sachsen bestätigt die Vorhersagen mit starken Rändern, die ihren Zulauf mehrheitlich Themen verdanken dürften, die nicht in Sachsen verantwortet werden. Das ärgert mich, dennoch müssen wir das Ergebnis ernst nehmen, klug damit umgehen und es tunlichst vermeiden, reflexartig Schuldzuweisungen zu verteilen. Schon gar nicht in Richtung der Wähler.Mit Blick auf die nun anstehenden Sondierungsgespräche und späteren Koalitionsverhandlungen plädiere ich für eine pragmatische Sichtweise. Keiner der Parteien, die in den neuen sächsischen Landtag einziehen werden, dürfte an politischer Instabilität und daraus resultierenden, negativen Folgen für unseren Wirtschaftsstandort gelegen sein.Darüber hinaus hoffe ich, dass alle Beteiligten die Erkenntnis teilen - und zu einem der Leitfäden ihrer gemeinsamen Gespräche machen - dass nur eine gesunde sächsische Wirtschaft die Wertschöpfung erbringen kann, die wir für die Sicherung unseres Wohlstandes und die vielfältigen Transformationsaufgaben, die vor uns liegen, benötigen.Eine erfolgreiche, zuversichtliche und standorttreue Wirtschaft braucht keine Politik, die sich in ideologischen Grabenkämpfen aufreibt, sondern eine, die von Sachverstand, gesundem Realismus, Praxisbezug und Berechenbarkeit geprägt ist. Gelingt es ihr darüber hinaus, Ideen für die Zukunft Sachsens zu entwickeln, die von der Wirtschaft nicht nur akzeptiert werden, sondern für die viele Unternehmerinnen und Unternehmen aktiv mit anpacken wollen, wäre schon sehr viel gewonnen.Ich bin mir darüber im Klaren, dass der individuelle Gestaltungswille der Parteien heute größer denn je ist, was ein stringentes und partnerschaftliches Regierungshandeln in Koalitionen nicht einfach macht. Trotzdem wünsche ich mir, dass es einer neuen sächsischen Regierung – egal, aus welchen Akteuren sie sich zusammensetzen wird - gelingt, der über viele Jahre geschriebene Erfolgsgeschichte Sachsens wieder neuen Schwung zu verleihen, ein neues Wir-Gefühl entstehen zu lassen und für einen Freistaat zu arbeiten, in dem sich alle Sächsinnen und Sachsen zu Hause fühlen.