23.08.2023, Nummer: 31
Wettbewerbsfähigkeit in schwierigem Umfeld sichern – Mittelstand im Fokus behalten
Lukas Rohleder, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Dresden (IHK) und Sachsens Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, Martin Dulig, haben am heutigen Tag Station in mittelständischen Unternehmen im Landkreis Meißen gemacht, darunter bei der Kronospan GmbH in Lampertswalde, einem weltweit führenden Hersteller von hochwertigen Holzwerkstoffen, der am Standort über 600 Mitarbeiter beschäftigt.
Neben einer Vorstellung des Betriebes durch Geschäftsführer Dr. Wolfgang Seifert wartete ein Round Table Gespräch mit weiteren regionalen Unternehmerinnen und Unternehmern auf die Besucher aus Dresden. Und die Gesprächsthemen hatten es in sich: Subventionierte Großansiedlungen und damit verbundene Effekte, wie Fachkräfteabwerbung; die drohende Verlagerung von Produktion ins Ausland aufgrund nicht wettbewerbsfähiger Energiepreise und unklarer Energieversorgung, oder langwierige Genehmigungsverfahren für dringend notwenige technologische Transformationen stellen für viele Gewerbetreibende enorme Herausforderungen dar.
IHK-Chef Rohleder kennt viele der vorgebrachten Punkte bereits aus Gesprächen in den zurückliegenden Wochen und Monaten:
Wir sind von der Corona-Pandemie quasi nahtlos in die nächste Krise geschlittert, die mit Preissteigerungen bei Energie und Rohstoffen, lange nicht gekannten Kapitalkosten, fehlenden Auftragseingängen, verändertem Konsumverhalten und politischen Entscheidungen, vor allem auf Bundesebene, einhergeht, die teilweise kontraproduktiv für den Wirtschaftsstandort ausfallen.
Deswegen gelte es dringend, durch eine
kluge aber auch pragmatische Wirtschafts- und Finanzpolitik verspieltes Vertrauen zurück zu gewinnen
, so Rohleder. Bezüglich der kritischen Stimmen rund um Milliardensubventionen und Großansiedlungen fügt er an:
"Wir sollten stolz auf die jüngsten Ansiedlungserfolge sein. Gerade für den Osten sind das meiner Meinung nach Signale, die für Optimismus und Zukunftsvertrauen stehen. Den weltweiten Subventionswettlauf muss man nicht gut finden, Fakt ist aber, stellt man sich ihm nicht, ist man raus aus dem Spiel. Der Bund fördert in Zeiten des Fachkräftemangels ausdrücklich nicht die Schaffung neuer Arbeitsplätze, sondern ganz gezielt Branchen mit strategischer Bedeutung für die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und Widerstandsfähigkeit unserer Wirtschaft. Ohne Chips läuft kein Auto, keine modern Maschine, keine Wärmepumpe, kein Haushaltsgerät, dreht sich kein Windrad. Für 80 Prozent der Industrieunternehmen sind sie unverzichtbar."
Die Investitionen der Halbleiterkonzerne bringen Sachsen und insbesondere die Dresdner Stadt-Umland-Region weiter nach vorn
, betonte der sächsische Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Dulig.
Von den Milliarden, welche der Bund in die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Chipindustrie investiert, profitieren langfristig wir alle. Allein die Effekte der Jahrhundert-Investition von TSMC für die Bauwirtschaft, das Handwerk, den Handel, die Weiterentwicklung unserer Verkehrsinfrastruktur und die demografische Entwicklung durch den Zuzug von Fachkräften können wir nicht hoch genug schätzen. Die Region wird an Wirtschaftskraft zulegen - durch Folgeeffekte ist mit dem Ausbau von weiteren Unternehmensstandorten und zusätzlichen Neuansiedlungen zu rechnen. Damit dies so eintritt, müssen auch die Rahmenbedingungen auf dem Arbeits- und Energiemarkt stimmen. Das bedeutet: Unternehmen sollten sich zwingend um Fach- und Arbeitskräfte bemühen, in Aus- und Weiterbildung investieren und faire Löhne für gute Arbeit bieten. Der Freistaat trägt seinen Teil dazu bei, etwa durch ein neues Vergabegesetz, das künftig Unternehmen mit guten (Tarif-) Löhnen wertschätzt. Ich persönlich setze mich zudem weiter für einen zeitlich begrenzten Industriestrompreis ein, der unseren energieintensiven Mittelstand entlastet und international konkurrenzfähig hält sowie die Lieferketten insgesamt stabilisiert.
Im Anschluss stand ein Besuch der STEMA Metalleichtbau GmbH in Großenhain auf dem Besuchsplan. Am Standort fertigen mehr als 160 Mitarbeiter rund 40.000 PKW-Anhänger und 36.000 Anhängerplanen. Damit ist die STEMA einer der führenden deutschen Hersteller im Profi-, Heimwerker-, Sport- und Freizeitsegment.
Auch bei diesem Stopp schloss sich an eine Betriebsführung durch Geschäftsführer Michael Jursch ein organisierter Austausch mit weiteren Unternehmensvertretern aus dem Landkreis Meißen an. In der Diskussion rund um arbeitsmarktrelevante Aspekte kamen unter anderem aus Sicht der Unternehmen fehlende Anreize zur Arbeitsaufnahme und Steuerregelungen zur Sprache, die Leistung und Mehrarbeit unattraktiv machen. Darüber hinaus betonten die Unternehmen die dringend notwendige Verbesserung der Infrastrukturanbindung, wozu die Taktung der Bahnverbindung Großenhain - Dresden genauso gehört, wie die Elektrifizierung der Bahnstrecke Dresden - Görlitz und der 3-spurige Ausbau der Autobahn A4.