18.10.2023, Nummer: 39
Stimmung kippt – Stärken der sächsischen Wirtschaft nicht verspielen
Gestern haben sich die Präsidien der Industrie und Handelskammern Chemnitz, Dresden und zu Leipzig zu einer gemeinsamen Sitzung zusammengefunden, um über die aktuelle Situation der sächsischen Wirtschaft zu beraten und wirtschaftspolitische Schwerpunkte im Hinblick auf die Wahlen zum Sächsischen Landtag im kommenden Jahr zu diskutieren.
Konjunkturumfrage zeigt schwierige Situation der sächsischen Wirtschaft auf
Die Vertreter der ehrenamtlichen IHK-Gremien beurteilen die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage der Kammern als besorgniserregend. Die sächsische Wirtschaft befindet sich im konjunkturellen Tief. Sowohl die Geschäftslage als auch die Geschäftserwartungen der Unternehmen haben sich im Vergleich zum Frühjahr 2023 deutlich verschlechtert. Der IHK-Geschäftsklimaindex sinkt im Vergleich zum Frühjahr 2023 von 111 auf nunmehr nur noch 97 Punkte. Die Konjunkturrisiken sind erheblich. Die sich weiter verschärfende Knappheit an Arbeits- und Fachkräften, das Zinsumfeld und die hohen Arbeits-, Rohstoff- und Energiekosten belasten die sächsischen Unternehmen stark.
Mit Blick auf die Landtagswahl konsequenten Wirtschaftsfokus gefordert
Die Präsidenten der drei Sächsischen Industrie- und Handelskammern äußern sich vor dem Hintergrund der schlechten Wirtschaftsaussichten und den Ergebnissen der gemeinsamen Beratungen wie folgt:
Kristian Kirpal, Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Leipzig:
Die Wahl zum 8. Sächsischen Landtag steht unter besonderen Vorzeichen. Für die sächsischen Industrie- und Handelskammern liegt es klar auf der Hand, dass der Wirtschaft seitens der Landespolitik ab sofort und in Zukunft höchste Priorität eingeräumt werden muss. Aktuell geben unsere Mitgliedsunternehmen der Politik in Sachsen schlechte Noten. Die politischen Rahmenbedingungen müssen deshalb jetzt konsequent an den Bedürfnissen der Unternehmen ausgerichtet werden.
Laut Dr. Andreas Sperl, Präsident der Industrie- und Handelskammer Dresden, zählen neben dem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld die anhaltenden und unverhältnismäßig hohen Bürokratielasten zu den größten Belastungsfaktoren der Unternehmen.
Wohlfeile Ankündigungen der Politik, das Problem erkannt zu haben und anpacken zu wollen, sind die meisten nicht nur leid, der Frust nimmt sogar zu, da die Zahl der Regulierungsvorhaben zu- statt abnimmt.
betont Sperl und ergänzt, dass
ein entschlossener Angang des Bürokratieabbaus gleichzeitig die beste Voraussetzung ist, um in der Gesellschaft wieder mehr Lust auf Selbstständigkeit, unter anderem durch die Übernahme von Betrieben, zu wecken.
Der Fachkräftemangel stellt unabhängig von der aktuellen konjunkturellen Situation eines der größten Geschäftsrisiken der sächsischen Wirtschaft dar. Max Jankowsky, Präsident der Industrie- und Handelskammer Chemnitz, appelliert daher:
Wir müssen an allen Stellschrauben drehen, um die Erwerbsquote und das Arbeitsvolumen im Freistaat zu erhöhen. Wichtigstes Zukunftsthema bleibt aber die Bildung, wo Sachsen wieder besser werden muss. Lehrermangel, Stundenausfall und fehlende Berufsorientierung kosten unserer Wirtschaft und vor allem unserem Nachwuchs Wohlstand
, so Jankowsky weiter.
Insbesondere die folgenden Schwerpunkte sind aus Sicht der IHK-Präsidien in den Wahlprogrammen der politischen Parteien zur bevorstehenden Landtagswahl zwingend aufzugreifen:
- konsequenter Bürokratieabbau
- Durch die Befreiung von bürokratischen Fesseln, tiefgreifende Deregulierung sowie Vereinfachung und Beschleunigung von Planungs-, Genehmigungs- und Fördermittelverfahren müssen Investitions- und Wachstumsbremsen in den Unternehmen gelöst werden.
- Exzellenz in der Schulbildung
- Durch Beseitigung des Lehrermangels, spürbare Reduzierung des Stundenausfalls und eine stärkere Fokussierung auf die Vermittlung von praxisbezogenen Kompetenzen in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik, Wirtschaft und Unternehmertum muss die sächsische Schulbildung zukunftsfest gemacht werden und Quell für den zukünftigen Fach- und Führungskräftenachwuchs der sächsischen Unternehmen sein.
- effektive Beiträge zur Arbeits-/Fachkräftesicherung der sächsischen Wirtschaft
- Gezielte Maßnahmen zur stärkeren Ausschöpfung heimischer Arbeitspotenziale, zur Verbesserung der Wahrnehmung und Attraktivität der Berufsausbildung sowie zur gezielten Förderung von beruflicher Qualifizierung und Weiterbildung tragen maßgeblich zur Arbeits-/Fachkräftesicherung in der sächsischen Wirtschaft bei.
Mit diesen und weiteren konkreten Erwartungen werden die Sächsischen Industrie- und Handelskammern die Parteien zur Landtagswahl 2024 konfrontieren.