08.02.2023, Nummer: 04
Konjunkturumfrage der sächsischen IHKs zum Jahresbeginn 2023: Sächsische Wirtschaft stemmt sich gegen die Kostenkrise
Die sächsische Konjunktur befindet sich zum Jahresbeginn 2023 in unsicherem Fahrwasser. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Konjunkturumfrage der sächsischen Industrie- und Handelskammern, an der sich 1.665 Unternehmen aus Industrie, Baugewerbe, Handel, Dienstleistungen, Verkehr sowie Gast- und Tourismusgewerbe mit mehr als 98.000 Beschäftigten beteiligten. Aufgrund der vielfältigen geschäftlichen Risiken und Unwägbarkeiten sind die Vorzeichen für die weitere wirtschaftliche Entwicklung noch ungewiss.
Die sächsische Wirtschaft richtet daher folgende Forderungen an die politischen Entscheidungsträger:
- Stabilität und Bezahlbarkeit der Energieversorgung über 2023 hinaus sicherstellen!
- Fachkräfteeinwanderung auf allen Ebenen ermöglichen, nicht erschweren!
- Sächsische IHKs gegen gesetzlichen Bildungsurlaub - stattdessen Weiterbildung im Betrieb fördern!
- Durch Förderung KMU den Strukturwandel ermöglichen.
- Investitionen in Verkehrsinfrastruktur sichern!
Geschäftslage und Erwartungen
Die Geschäftslage der sächsischen Unternehmen hat sich im Vergleich zur vorherigen Umfrage im Herbst 2022 leicht verbessert und steht wieder auf dem Vorjahresniveau. In Anbetracht des ausgesprochen schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes ist dies ein ansprechendes Ergebnis, hatten die Unternehmen seit Jahresbeginn doch mit massiven Preis- und Kostensteigerungen zu kämpfen. Mit Blick auf die Wirtschaftsbereiche kann im Jahresvergleich nur das Gast- und Tourismusgewerbe eine kräftige Lageverbesserung melden, da die Branche vor einem Jahr noch stark unter den Corona-Restriktionen zu leiden hatte und die Stimmung entsprechend am Boden war. Trotz deutlicher Verbesserung ist die Branche aber immer noch Schlusslicht bei der Lagebewertung. In allen anderen Wirtschaftsbereichen liegen die Lageeinschätzungen unter den Ergebnissen vom Jahresbeginn 2022. Am besten beurteilen noch die Unternehmen in der Industrie sowie im Bau- und Dienstleistungsgewerbe ihre aktuelle Geschäftslage.
Die Geschäftserwartungen der Unternehmen haben sich vom Stimmungstief im Herbst 2022 zwar wieder erholt, bleiben dennoch äußerst verhalten. So gehen 15 % der Unternehmen von einer Verbesserung ihrer Geschäftslage im laufenden Jahr aus. Ihnen stehen mit 32 % aber doppelt so viele gegenüber, die mit einer weiteren Verschlechterung rechnen. Der Saldo aus besseren und schlechteren Geschäftsaussichten liegt mit -17 Punkten deutlich im negativen Bereich und ist damit auch erheblich niedriger als vor einem Jahr (0 Punkte). Zwar gehen die Meldungen über Materialengpässe wieder langsam zurück und auch das Problem einer Gasmangellage dürfte dank zusätzlicher Gasimporte und eines deutlich reduzierten Verbrauchs in diesem Winter wohl ausbleiben, doch hohe Energiekosten werden die Unternehmen auch weiterhin stark belasten. Die hohe Inflation wird 2023 nur langsam sinken und die real verfügbaren Einkommen und damit den Konsum der privaten Haushalte schmälern. Besonders negativ sind die Geschäftserwartungen im Bau- und Verkehrsgewerbe sowie im Handel.
Investitionen, Beschäftigung, Risiken
Ihre Investitionsplanungen haben die Unternehmen nach dem massiven Rückgang zur Herbstumfrage 2022 wieder spürbar angehoben. Dennoch bleiben die Investitionsaktivitäten insgesamt schwach. Damit dürfte die schon während der Corona-Pandemie entstandene Investitionslücke weiter zunehmen. Die nach wie vor vorhandene große Unsicherheit sowie gestiegene Finanzierungskosten dämpfen die Investitionstätigkeit.
Die Personalplanungen geben gegenüber dem Vorjahresstand ebenfalls etwas nach, lassen aber insgesamt eine stabile Beschäftigungsentwicklung erwarten. Dies ist vordergründig auf den ausgeprägten Fach- und Arbeitskräftemangel zurückzuführen. Die Unternehmen haben ein großes Interesse, ihre Mitarbeiter zu halten. Während in der Industrie und im Dienstleistungsgewerbe sogar leichte Personalzuwächse möglich sind, lassen die Ergebnisse im Bau- und Verkehrsgewerbe kurzfristig eher sinkende Personalbestände erwarten.
Das wirtschaftliche Umfeld wird auch 2023 von zahlreichen Geschäftsrisiken und Unwägbarkeiten geprägt sein. Mit Abstand der meistgenannte Risikofaktor bleibt aber die Entwicklung der Energiepreise. Mit Ausnahme des Bau- und Verkehrsgewerbes führen die Energiepreise in allen Wirtschaftsbereichen das jeweilige Risikoranking an. Auf den Plätzen 2 und 3 folgen die Entwicklung der Arbeitskosten, die insbesondere mit der deutlichen Anhebung des flächendeckenden Mindestlohnes auf 12 EUR einen kräftigen Schub erhielten, und der Fachkräftemangel, der bereits einem Großteil der Betriebe zunehmend Kopfschmerzen bereitet und die Wachstumsperspektiven gefährdet.