11.05.2023, Nummer: 13
IHK-Kojunktur-Update: Verhaltener Aufschwung, Klimaindex steigt binnen Jahresfrist von 99 auf 111 Punkte
Entgegen der zu Jahresbeginn geäußerten negativen Geschäftserwartungen, hat sich im Frühjahr 2023 die Lage der Gesamtwirtschaft im IHK-Bezirk Dresden leicht verbessert. Dabei bleibt der Anteil der Unternehmen mit guter Lage (42 %) zwar relativ gering und bleibt im Vergleich zum Jahresbeginn konstant, der Anteil der Unternehmen, die über ein schlechte Geschäftslage melden (10 %) nimmt aber auf den geringsten Wert seit Herbst 2021 ab. Unter den gegebenen Umständen und in Folge der vergangenen und anhaltenden Krisen ein durchaus positives Lagebild. Der leichte Aufschwung wird vor allem von den guten Geschäften der Dienstleister getragen. Positive Impulse kommen aber auch aus der Tourismusbranche und dem Verkehrsgewerbe, während Baugewerbe und Einzelhandel das Lagebild drücken.
Wie die Lage, ziehen auch die Geschäftserwartungen leicht an. Der Anteil an Unternehmen mit optmistischem Ausblick (18 %) bleibt im Vergleich zum Jahresbeginn unverändert, es gehen mit 25 % aber weniger Befragte von sich verschlechternden Geschäften aus. Trotz dieser Tendenz ist der Erwartungssaldo weiter negativ, d. h., es erwarten mehr Unternehmen eine Verschlechterung ihrer Geschäftslage als eine Verbesserung. Positiv dürfte sich die Entspannung bei den Energiepreisen ausgewirkt haben, ebenso wie ein Winter ohne Einschränkungen. Die Energieproblematik bleibt dennoch akut. Zunächst steht jedoch der Sommer vor der Tür, was positive saisonale Effekte, z. B. für die Tourismusbranche mit sich bringt. Im Baugewerbe verpufft dieser Effekt allerdings weitestgehend.
Der IHK-Geschäftsklimaindex, der die Einschätzungen zu Geschäftslage und Erwartungen gleichrangig berücksichtigt, steigt aufgrund der leicht besseren Lage und in Folge der weniger pessimistischen Erwartungen auf 111 Punkte. Vor einem Jahr, unmittelbar vor Kriegsbeginn in der Ukraine lag der Wert bei 99 Punkten. So das Fazit der Konjunkturumfrage der IHK Dresden im April 2022, an der sich rund 500 Firmen aller Wirtschaftsbereiche mit mehr als 25.000 Beschäftigten beteiligten.
Die Branchen
Der Seitwärtstrend bei den Beurteilungen der Geschäftslage durch die Industrie setzt sich Frühjahr 2023 fort. Weniger Unternehmen als in den letzten zwei Jahre sprechen von einer guten Lage 41 %), aber auch die schlechten Bewertungen gehen zurück (9 %), sodass sich ein Saldo von 32 Punkten ergibt, im Vergleich zu 33 Punkten zu Jahresbeginn und 35 Punkten im Frühjahr 2022. Auch bei den Geschäftserwartungen nimmt der Anteil der Unternehmen zu, der von einer kurzfristig unveränderten Geschäftslage ausgeht. Ansonsten überwiegen die negativen Erwartungen (22 %) die optimistischen (19 %), was den Saldo leicht in den negativen Bereich verschiebt (-3 Punkte). Damit gehört die Industrie im Vergleich aber immer noch zu den Wirtschaftsbereichen mit den besseren Erwartungen.
Die Bauwirtschaft, die bei der Geschäftslage schon im letzten Jahr viel von ihren einstmals hohen Zufriedenheitswerten eingebüßt hatte, beurteilt ihre aktuelle Situation erneut schlechter. Der Saldo fällt im Vergleich der Wirtschaftsbereiche am deutlichsten. Nur noch 40 % der Baufirmen berichten von einer guten Lage, 17 % schätzen ihre Situation als schlecht ein. Daraus ergibt sich ein Saldo von 23 Punkten. Zu Jahresbeginn lag dieser noch bei 35 Punkten. Dieser Rückgang ist umso deutlicher, weil saisonale Effekte eigentlich eine Verbesserung hätten erwarten lassen. Auch die Erwartungen an die nähere Zukunft sind in der Baubranche sehr gedämpft. Fast die Hälfte der Unternehmen (48 %) sieht sich mit einer künftig schlechteren Entwicklung konfrontiert. Nur 6 % der Befragten blicken einer verbesserten Geschäftslage entgegen. Damit verbessert sich der Saldo zwar leicht um zwei Punkte, ist mit -42 Punkten allerdings der schlechteste Wert im Vergleich aller Wirtschaftsbereiche.
Im Handel gibt es kaum Veränderung im Vergleich zum Jahresbeginn bei der Beurteilung der Geschäftslage. Der Saldo verbessert sich leicht um einen auf 25 Punkte. Gut ein Drittel /34 %) bezeichnet die Lage als gut, 9 % als schlecht. Das Bild ändert sich, wenn man die Sparten einzeln betrachtet. Während der Lagesaldo im Einzelhandel von zuletzt 27 auf 17 Punkte abrutscht, steigt er im Großhandel deutlich von 20 auf 36 Punkte. Er bleibt aber in beiden Sparten schlechter als vor einem Jahr. Die Geschäftserwartungen im Handel verbessern sich aktuell leicht, bleiben aber mit -14 Saldenpunkten weiter deutlich negativ. Vor einem Jahr lag der Saldo allerdings noch bei -48 Punkten. Dabei sind auch hier die Erwartungen im Einzelhandel schlechter. Im Großhandel verbessern sich die Prognosen auf eine neutrale Position (Saldo: 0).
Der Aufschwung der Gesamtwirtschaft wird vor allem durch die vergleichsweise gute Geschäftslage bei den Dienstleistern getragen. Dank florierender Geschäfte berichtet mehr als die Hälfte (59 %) der Befragten von einer guten Lage, nur 4 % von einer schlechten. Damit steigt der Lagesaldo im Vergleich zur Vorumfrage um 10 Punkte und ist auch höher als bei seinem Zwischenhoch vor einem Jahr. Besonders zufrieden sind die Bereiche Finanzen, Information/Kommunikation sowie Immobilien. Aber auch unternehmensnahe Dienstleister, zu denen u. a. die freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen gehören, sind mehrheitlich zufrieden. Der noch zu Jahresbeginn vorhandene Pessimismus bei den Geschäftserwartungen ist einer nahezu neutralen Einschätzung gewichen. Der Anteile der Optimisten (16 %) und der Pessimisten (17 %) halten sich beinahe die Waage.
Ein reichliches Fünftel (22 %) der Firmen im Verkehrsgewerbe berichten von einer guten Geschäftslage. Bei 15 % mit einer schlechten Situation ergibt sich ein Saldo von 7 Punkten, der 5 Punkte besser ist als zu Jahresbeginn, aber 4 Punkte unter dem Vorjahreswert liegt. Damit ist das Verkehrsgewerbe zusammen mit der Tourismusbranche aktuell der Wirtschaftsbereich mit dem niedrigsten Lagesaldo. Der Personenverkehr gibt, wie schon in der Vorumfrage, bessere Bewertungen ab als der Güterverkehr, die Betriebe der Lagerei und Verkehrsdienstleister ebenfalls. Die guten Bewertungen kommen vorwiegend von Unternehmen des Personenverkehrs, die schlechten insbesondere vom Güterverkehr. Nur 4 % erwarten eine Verbesserung ihrer zukünftigen Geschäftslage. Bei 44 % schlechten Prognosen ergibt sich ein Saldo von -40 Punkten, die zweitpessimistischste Zukunftsperspektive nach dem Baugewerbe. Zwischen den Sparten gibt es dabei keine gravierenden Unterschiede.
Im Bereich Gastgewerbe/Tourismus verbessert sich die Einschätzung der Geschäftslage besonders stark. Auch wenn der Saldo mit 7 Punkten zu den niedrigsten gehört, hat es hier doch den weitaus höchsten Anstieg im Vergleich der Wirtschaftsbereiche gegeben. Dies hat zum Teil saisonalen Effekte, die aber zum Zeitpunkt der Befragung noch nicht so gravierend gewesen sein dürften. Zum ersten Mal jedoch seit vier Jahren startet die Branche im Frühjahr in die Saison ohne Corona-Einschränkungen. Im letzten Herbst drückten die enorm gestiegenen Energiepreise die Stimmung. Vor einem Jahr noch hatte der Lagesaldo bei -41 Punkten gelegen. Einen sehr deutlichen Anstieg gibt es auch bei den Geschäftserwartungen. Von -30 Punkten zu Jahresbeginn steigt der Saldo auf 16 Punkte. Damit ist das Gast- und Tourismusgewerbe aktuell mit Abstand der optimistischste Wirtschaftsbereich und der einzige, bei dem der Anteil der Optimisten (31 %) größer ist als der der Pessimisten (15 %). Besonders treten die Reisemittler hervor, die auf weitere Buchungen zahlungskräftiger Kunden setzen, denn seit Corona gibt es den Trend zu kurzfristigeren Buchungen. Aber auch die Beherbergungsbetriebe sind zuversichtlich. Die Gastronomen dagegen halten sich zurück.
Investition und Beschäftigung
Bei den Investitionsabsichten gibt es kaum Bewegung. 30 % der Unternehmen halten Ihre Investitionsbudgets konstant, 19 % sehen Steigerungen vor. Das sind geringfügig mehr als zuletzt, aber der Anteil derer, die auf Investitionen komplett verzichten, steigt wieder leicht auf 21 % an. Rückläufig zeigen sich auch die Investitionssummen. Investitionsmotiv Nummer Eins bleibt bei 72 % der investierenden Unternehmen die Ersatzbeschaffung, gefolgt von Rationalisierungsmaßnahmen mit 32 %. Rationalisierungen sind vor allem notwendig, um auf die aktuellen Herausforderungen durch hohe Arbeits-, Energie- und Rohstoffkosten reagieren zu können. Am meisten gestiegen im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil an Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen. Hier dürfte die Erweiterung der Nutzung regenerativer Energiequellen und Rohstoffeinsparungen bzw. -recycling eine Rolle spielen.
Laut aktueller Umfrage hat sich die Mitarbeiterzahl in den letzten Monaten bei ca. einem Viertel der Betriebe verringert, nur bei 17 % gestiegen. Das legt nahe, dass besonders kleine Unternehmen mit hohem Mitarbeiterschwund zu kämpfen haben. Über die Hälfte aller Unternehmen konnte die Beschäftigtenzahl allerdings konstant halten. Für die Zukunft planen das fast zwei Drittel (63 %). Auch die übrigen Zahlen lassen auf relativ konstante Beschäftigtenzahlen schließen, allenfalls noch eine geringe Abnahme (17 5 zunehmend, 20 % abnehmend).
Risikoradar
Bei den Geschäftsrisiken ist der Fachkräftemangel wieder ganz oben angelangt. Gleichauf mit den Energiekosten ist er für 67 % der Unternehmen das Hauptproblem für die zukünftige Geschäftsentwicklung. Auch relevant bei der Beschäftigtenplanung sind die Arbeitskosten.
Diese folgen mit 63 & auf Platz drei des aktuellen Risikoradars.
Diese folgen mit 63 & auf Platz drei des aktuellen Risikoradars.