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Perspektive Bremen-Bremerhaven 2030: Wachstum für das Land Bremen

Das Land Bremen steht vor großen Herausforderungen. Die unverändert kritische finanzielle Situation der öffentlichen Haushalte, die dringend verbesserungswürdige Bildungs- und Familienpolitik, eine überfällige Steigerung der Qualität der Dienstleistungen von Ämtern und Behörden, die Notwendigkeit eines wachsenden Wohnungsmarktes, die Probleme des inhabergeführten Einzelhandels in Innenstädten und Randgebieten: Die Liste kritischer Punkte ist lang und betrifft oft auch politisches Handeln.

Die Wirtschaft in unserem Land meint: Durch Bremen und Bremerhaven muss dringend der sprichwörtliche Ruck gehen. Es muss sich vieles ändern, wenn die beiden Städte unseres Bundeslandes nachhaltig wachsen sollen. Und das müssen sie, weil Wachstum kein Selbstzweck ist, sondern die Basis für zusätzliche Wirtschaftskraft, Arbeitsplätze und Steuereinnahmen. Und diese wiederum sind erforderlich, um bestehende Herausforderungen zu lösen. Neben der Innovationsbereitschaft gehört zum Wachstum auch, dass bestehende Unternehmen auf verlässliche Rahmenbedingungen – beispielsweise in der Gestaltung der Standortkosten – setzen können.

Zielzahlen - mehr Einwohner, mehr Beschäftigte: Ein für unser Bundesland besonders wichtiges Thema ist die Einwohner- und Beschäftigungsentwicklung. Sowohl Bremen als auch Bremerhaven verzeichneten in den letzten fünf Jahren Bevölkerungszuwächse. Diese basieren im Wesentlichen auf der starken Zuwanderung aus dem Ausland. Die Entwicklung der Binnenwanderung war im gleichen Zeitraum jedoch alarmierend. Beide Städte mussten zunehmend deutliche Einwohnerverluste an ihr jeweiliges Umland hinnehmen. Besonders häufig haben dabei gut verdienende Erwerbstätige mit ihren Familien den Wohnsitz ins Umland verlagert. Die Abwanderung des "gesellschaftlichen Mittelbaus" wirkt sich langfristig negativ auf die Sozialstruktur und Finanzkraft des Zwei-Städte-Staates aus. Eine Trendumkehr ist von daher dringend erforderlich. In Bremen kommt hinzu, dass sich einstige Wanderungsgewinne aus dem übrigen Bundesgebiet vom Positiven ins Negative verkehrt haben. Die Gewinnung von Fachkräften aus anderen Regionen Deutschlands wird jedoch zunehmend bedeutender für wirtschaftliches Wachstum im Land Bremen. Bremerhaven konnte aus dem übrigen Bundesgebiet zuletzt zwar mehr Zu- als Fortzüge verzeichnen. In der Summe haben aber beide Städte im Inland mehr Einwohner verloren als dazugewonnen. Das Land muss sich vor allem hier daher sehr ehrgeizige Ziele vornehmen und zur Realisierung unter anderem auch alles daran setzen, den Saldo der Binnenwanderung zugunsten Bremens und Bremerhavens umzukehren. Wenn alle Kraft in Wachstum und Attraktivität der Städte gesetzt wird, sollte das Einwohnerziel im Jahr 2030 in Bremen bei 625.000 und in Bremerhaven bei 130.000 liegen. Voraussetzung hierfür ist eine wachstumsorientierte Politik, die eine deutliche Erhöhung der Standortattraktivität für Einwohner und Unternehmen bewirkt, so dass eine Trendumkehr bei der bisherigen Nettoabwanderung von Erwerbstätigen und ihren Familien ins Umland erfolgt und aus dem übrigen Inland wieder deutlich mehr qualifizierte Fachkräfte zuziehen als fortziehen. Bei einer parallel zur Bevölkerung verlaufenden Beschäftigungsentwicklung würde das Erwerbstätigenziel 2030 bei fast 400.000 in Bremen und knapp 80.000 in Bremerhaven liegen.

Zu den Voraussetzungen für solches Wachstum hat die Handelskammer Bremen gemeinsam mit zahlreichen Experten aus Bremen, Bremerhaven und darüber hinaus, mit ihren Gremien sowie mit der wissenschaftlichen Unterstützung durch das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) ein Positionspapier erarbeitet, dessen zentrale Forderungen in der vorliegenden Kurzfassung wiedergegeben sind. Erstmals hat die Handelskammer in einen solchen Entwicklungsprozess auch intensiv die Bürgerinnen und Bürger des Landes über die sozialen Medien einbezogen. Ebenso waren die Juniorenkreise aus Bremen und Bremerhaven eng in die Erarbeitung der Themen eingebunden. Im Folgenden haben wir unsere 10 Top-Forderungen für ein wachsendes Land Bremen für Sie zusammengefasst.
Dr.Matthias Fonger
Hauptgeschäftsführer
Themen: Grundsatzfragen der Wirtschafts- und Finanzpolitik