Horizon Europe: Leitfaden zur Beantragung von EU-Fördermitteln
Das EU-Forschungsrahmenprogramm Horizon Europe bietet vor allem auch Unternehmen eine Vielzahl an Fördermöglichkeiten. In einem kurzen Leitfaden haben wir die wichtigsten Schritte auf dem Weg zum Antrag auf EU-Fördergelder zusammengefasst.
Hinweis: Die Auswahl des geeigneten Förderprogramms hängt von mehreren individuellen Faktoren ab. Dieser Leitfaden soll daher nur als erster Einstieg betrachtet werden. Antragstellung und Management etwaiger Konsortien sind mit erheblichem Aufwand verbunden. Für zeitkritische Projekte in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sollten daher auch die Bundes- und Landesprogramme in Betracht gezogen werden, zu denen wir Sie gerne kostenlos und unverbindlich beraten. Beachten Sie in diesem Zusammenhang auch die Hinweise in unserem Leitfaden FuE-Fördermittel.
Was ist Horizon Europe?
Horizon Europe (oder in Deutschland Horizont Europa) ist das Rahmenprogramm der EU für Forschung und Innovation. Bei den meisten Fördermaßnahmen müssen sich mindestens 3 Unternehmen beziehungsweise Forschungseinrichtungen aus 3 EU- oder assoziierten Staaten beteiligen. In einigen Bereichen sind auch Einzelanträge möglich. Gefördert werden Projekte von der Grundlagenforschung bis zur Markteinführung, was gerade auch für praxisorientierte kleine und mittlere Unternehmen erhebliches Potenzial bietet.
Wie verschaffe ich mir einen Überblick?
Sowohl die Europäische Union als auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung bieten umfangreiche Informationen zu Horizon Europe. Darunter ermöglichen insbesondere die folgenden Informationsangebote eine schnelle erste Orientierung als Grundlage für die weitergehende Recherche:
- Mittels der Übersicht der Förderaufrufe und Ausschreibungen (Funding & Tenders Portal) können Sie ermitteln, zu welchen thematischen Schwerpunkten und für welche Zielgruppen aktuell Förderaufrufe erfolgen. Diese werden in der Regel für eine Dauer von 3 bis 4 Monaten veröffentlicht. Auf den jeweiligen Ausschreibungsseiten finden Sie die für eine Antragstellung relevanten Informationen.
- Da EU-Förderanträge in der Regel eine deutlich längere und systematische Vorbereitung erfordern, können Sie sich anhand des Strategischen Planes über die absehbaren Themenschwerpunkte und Ausschreibungen informieren.
- Die Nationalen Kontaktstellen beraten und informieren alle, die sich für eine Teilnahme an Horizont Europa interessieren. Bei Interesse an einer Beantragung von Mitteln aus Horizont Europa sind eine möglichst frühzeitige Kontaktaufnahme mit der zuständigen Nationalen Kontaktstelle sowie eine fortlaufende Kontaktpflege ratsam.
- Auf der deutschen Website zu Horizont Europa finden Sie eine Auswahl von Angeboten rund um die Suche nach Kooperationspartnern. Ein spezielles Portal ermöglicht zudem die Suche nach möglichen Projektpartnern. Für Kooperationen im Grenzgebiet Deutschland - Österreich - Schweiz - Liechtenstein bietet auch das Team Wissenstransfer eine Plattform zur schnellen und kostenlosen Suche nach Forschungspartnern.
Wie hoch ist der Aufwand bei Horizon Europe?
Der Antragsaufwand bei EU-Programmen ist in der Regel höher als bei den KMU-orientierten Bundes- oder Landesprogrammen (Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand, Innovationsgutschein). Infolge der in den vergangenen Forschungsrahmenprogrammen signifikant zurückgegangenen Beteiligung von KMU wurden jedoch verschiedene Angebote zu deren Unterstützung aufgebaut.
Ist eine Antragstellung als kleineres Unternehmen sinnvoll?
Eine pauschale Aussage hinsichtlich der Erfolgsaussicht ist nicht möglich, es ist stets eine Einzelfallbetrachtung erforderlich. Rein fiktiv könnte für den ersten Einstieg eine Vorab-Analyse anhand folgender Überlegungen erfolgen:
- Wie schnell soll der Projektbeginn oder Marktzugang erfolgen?
- Sehr schnell: Eventuell eignet sich eher das Landesprogramm Innovationsgutscheine (Zeit bis zur Bewilligung: Einige Wochen).
- Mittelfristig: Eventuell eignen sich das Programm Invest BW oder das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (Zeit bis zur Bewilligung: Einige Monate).
- Mittel- bis langfristig: Eine EU-Förderung ist denkbar.
- Wie innovativ ist das Projekt?
- Es handelt sich um eine stark praxisorientierte Weiterentwicklung bestehender Technologien in überschaubarem Umfang: Orientierung eher in Richtung Innovationsgutscheine.
- Es handelt sich um eine praxisorientierte signifikante Weiterentwicklung, die sich deutlich vom derzeitigen Stand der Technik abhebt: Orientierung eher in Richtung des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand, Invest BW oder vergleichbarer Programme.
- Es handelt sich um ein komplexes Vorhaben, welches sich deutlich vom Stand der Technik abhebt und eine internationale Einbeziehung von Forschungseinrichtungen und weiteren spezialisierten Unternehmen nahelegt: Orientierung in Richtung EU-Förderung ist denkbar.
- Wie leistungsfähig ist mein Unternehmen?
- Wenige Mitarbeiter, geringer Umsatz, bisher nur geringe Erfahrung mit FuE-Kooperationen: Eher Innovationsgutscheine.
- Mehrere Mitarbeiter (kleines oder mittelgroßes Unternehmen), ausreichender Umsatz für signifikantes FuE-Budget, Personal in FuE-Projektmanagement erfahren: Orientierung in Richtung Invest BW, Bundesprogramme oder Horizon 2020.
- Bestehen Kooperationen oder ein Zugang zu internationalen Partnern?
- Nein oder nicht im Kontext von Forschung und Entwicklung: Zunächst Aufbau von Know-how zu Förderprogrammen anhand niederschwelligerer Programme.
- Ja, insbesondere auch im Kontext von Forschung und Entwicklung: Eine EU-Förderung ist denkbar.
Informationen speziell für kleine und mittlere Unternehmen finden Sie zudem auf der Website zu Horizont Europa.
Eurostars: Technologieoffen und KMU-geeignet
Wir möchten Sie zudem auf das gemeinsame Förderprogramm Eurostars von EUREKA und der Europäischen Kommission hinweisen. Dieses Programm ist technologieoffen und Projektvorschläge können "bottom up" eingereicht werden. Das Programm richtet sich an forschungstreibende KMU (mindestens 10 Prozent FuE-Anteil am Umsatz beziehungsweise mindestens 5 oder 10 FuE-Mitarbeiter-Vollzeitäquivalente). Weitere Informationen finden Sie in den detaillierten Teilnahmevoraussetzungen.
Projektkonsortium und Antragstellung
Das detaillierte Vorgehen wird unter anderem in einem Online Manual der Europäischen Kommission erläutert. Stark vereinfacht zusammengefasst besteht die Vorbereitung eines Antrags in folgenden Schritten:
- Eine geeignete (gegebenenfalls auch erst geplante) Ausschreibung ermitteln, die für das vorgesehene Projekt in Frage kommt
- Detaillierte Analyse der spezifischen Voraussetzungen und Bedingungen der jeweiligen Ausschreibung
- Frühzeitige Kontaktaufnahme mit der zuständigen Nationalen Kontaktstelle
- Sofern nicht bereits im Vorfeld erfolgt: Kontaktaufnahme mit den möglichen Kooperationspartnern, gegebenenfalls Identifikation und Ansprache weiterer in Frage kommender Unternehmen, Forschungseinrichtungen und so weiter.
- Registrierung im Portal der Europäischen Kommission
- Detaillierte Ausarbeitung des Antrags, erforderlicher Vereinbarungen und so weiter. Hierbei weiterhin enge Abstimmung mit der Nationalen Kontaktstelle.
- Einreichung des Antrags