Regionaler Konjunkturbericht Herbst 2024

Die IHK-zugehörigen Unternehmen in Wiesbaden, dem Rheingau-Taunus-Kreis und Hochheim am Main stehen wieder stärker unter Druck. Verbesserungen ihrer Lage im kommenden Jahr halten die Unternehmen für unwahrscheinlich. Neben schwierigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen stellt die abnehmende Inlandsnachfrage das größte Geschäftsrisiko dar.

23. Oktober 2024 - Von 100 auf 92 Punkte rutscht der Geschäftsklimaindex, den die Industrie- und Handelskammer (IHK) Wiesbaden regelmäßig in ihrer Konjunkturumfrage erhebt. Nach einem Jahr im Stagnationsbereich befindet sich die Wirtschaft nun eindeutig im Abstieg. Der hessenweite Geschäftsklimaindex sinkt ebenfalls und fällt von 96 auf 90 Punkte. Dabei bemerkenswert: Wiesbaden und der Rheingau-Taunus-Kreis bewegten sich in der Vergangenheit deutlich über dem hessischen Durchschnitt. Vor einem Jahr war die hiesige Wirtschaft noch mit 10 Punkten der hessischen voraus. Dieser Abstand schmilzt seitdem immer weiter (zusammen).
„Der Konjunkturbericht im Herbst zeigt, dass die Wirtschaft dringend neue Impulse und Entlastungen benötigt,” folgert IHK-Präsident Jörg Brömer. „Die Rückmeldungen der Unternehmen benennen ganz deutlich, wie sehr sie unter immer neuen bürokratischen Hürden ächzen. Ohne ein politisches Umdenken rutschen wir immer weiter talwärts.“
Die Situation der einzelnen Branchen ist getrübt. Insbesondere die Industriebranche steht konjunkturellen Problemen gegenüber und erreicht den schlechtesten Branchenindex unter den Wirtschaftszweigen (Branchenindex 70). Der Branchenindex des Großhandels schwankt leicht nach oben (Branchenindex 82), während sich die Situation des Einzelhandels verschlechtert (Branchenindex 85). Einzig die Dienstleistungsbranche ist über der Wachstumsschwelle von 100 Punkten, jedoch nur geringfügig (Branchenindex 104).
Die Sondererhebung zum Fachkräftemangel zeigt, dass über die Hälfte der Unternehmen Fachwirte oder Meister suchen. Ein Hochschulabschluss oder eine duale Berufsausbildung wird von 46 Prozent der Unternehmen als Qualifikation benötigt. Bewerber ohne abgeschlossene Ausbildung werden hingegen nur von 26 Prozent der Unternehmen gesucht.
Als Maßnahmen zur Fachkräftesicherung wünschen sich die Unternehmen vor allem, die Beschäftigten in den Betrieben von Bürokratie zu entlasten. Auch weniger gesetzliche Vorgaben zu Arbeitszeiten oder die Stärkung der beruflichen Bildung stehen oben auf der Wunschliste.
Unter den größten Wirtschaftsrisiken gibt es durch die niedrige Inlandsnachfrage (68 Prozent) und die schwierigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (66 Prozent) zu dieser Erhebung zwei negative Spitzenreiter.
Fabian Lauer, stv. Geschäftsführer und Leiter Wirtschaftspolitik der IHK Wiesbaden, sieht die Konjunkturergebnisse als kausale Ereigniskette. „Die Wirtschaft hat während des vergangenen Jahres die Alarmglocken geläutet. Dass wir konjunkturell in immer schwierigeres Fahrwasser geraten, ist auch Resultat eines fahrlässigen politischen Schulterzuckens. Die Unternehmen machen mehr als deutlich: Entbürokratisierung muss endlich auf allen Ebenen angepackt werden. Das kostet den Staat kein Geld, sorgt aber dafür, dass sich Unternehmen mehr auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können.“
Der IHK-Konjunkturbericht enthält umfassende Analysen und grafische Darstellungen zur konjunkturellen Lage im Wirtschaftsraum Wiesbaden. Kostenfrei abrufbar ist er unter www.ihk.de/wiesbaden/konjunkturbericht. Für regionale Unternehmen findet sich hier zudem die Möglichkeit, sich zur drei Mal im Jahr stattfindenden Befragung anzumelden.
IHK-Ansprechpartner für fachliche Fragen:
Fabian Lauer
Stv. Geschäftsführer und Leiter Wirtschaftspolitik
Tel.: 0611 1500-126
E-Mail: f.lauer@wiesbaden.ihk.de