Schwacher Ausblick: Regionale Wirtschaft gerät immer mehr in Turbulenzen
Noch trägt die Geschäftslage, die Geschäftserwartungen der Unternehmen mit Blick auf die kommenden 12 Monate verheißen jedoch nichts Gutes. Auch die Erwartungen an Exporte, Investitionen und Beschäftigung brechen ein, wie der aktuelle Konjunkturbericht der IHK Wiesbaden zeigt.
25. Oktober 2023 – Die konjunkturelle Stimmung der Unternehmen in Wiesbaden, dem Rheingau-Taunus-Kreis und Hochheim am Main hat sich spürbar eingetrübt. Das geht aus der aktuellen Unternehmensbefragung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Wiesbaden hervor. Der IHK-Geschäftsklimaindex als Spiegelbild der regionalen Wirtschaftslage fällt von 112 auf 101 Punkte. Für Hessen bricht der Index sogar um 12 auf nur noch 91 Punkte ein.
„Die Ergebnisse unserer Konjunkturbefragung geben leider Anlass zu deutlicher Sorge“, bewertet IHK-Präsident Dr. Christian Gastl die Ergebnisse. „Auch vor dem Hintergrund der zahlreichen Krisen und Belastungsfaktoren stehen die Zeichen im Moment auf Rezession. Wie stark diese ausfällt, ist aber noch nicht ausgemacht. Wichtig ist daher nun aus unserer Sicht: Die Unternehmen benötigen Wachstumsimpulse, daneben aber auch mehr politische Verlässlichkeit – Stichwort Gebäudeenergiegesetz – um wieder auf einen Wachstumskurs zu kommen.“
Die Situation wird von den einzelnen Branchen allerdings sehr unterschiedlich bewertet. Während sich der Dienstleistungssektor (Branchenindex 112) insgesamt am robustesten zeigt, sorgt im Bereich Großhandel (Branchenindex 73) vor allem der sehr schwache Ausblick für einen wahren Einbruch. Auch Einzelhandel (Branchenindex 93) und Industrie (Branchenindex 90) fallen unter die Wachstumsschwelle von 100 Punkten.
Für die Industrie entwickelt sich das schwächelnde Exportgeschäft (Saldo - 17) immer mehr zum Belastungsfaktor. Auch für Investitionen im Inland (Saldo - 7) und Beschäftigung (Saldo - 10) haben sich die Erwartungen der Unternehmen für die kommenden 12 Monate deutlich verschlechtert.
Ihre Finanzlage bewerten die Unternehmen weiterhin mehrheitlich (68 Prozent; - 7 Punkte) als unproblematisch. Bei dem übrigen Drittel dominieren Sorge um Liquiditätsengpässe und Eigenkapitalrückgang.
Bei den Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung springen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit 62 Prozent Nennung auf den ersten Platz. Dies deckt sich mit den Freitextantworten, in denen die Unternehmen insbesondere Bürokratie und staatliche Regulierungsflut anprangern. Als weitere Geschäftsrisiken werden besonders oft die Inlandsnachfrage (60 Prozent), der Fachkräftemangel (57 Prozent) sowie die Energie- und Rohstoffpreise (51 Prozent) genannt.
„Die Politik muss dem Ruf der Unternehmen nach Entbürokratisierung endlich entschiedenes Handeln folgen lassen“, fordert Fabian Lauer, stv. Geschäftsführer und Leiter Wirtschaftspolitik der IHK Wiesbaden. „Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen bedeuten die zahlreichen und auch immer neuen Berichts- und Dokumentationspflichten einen immens hohen zeitlichen Aufwand. Es ist höchste Zeit, diese Wachstumsbremsen zu lösen.“ Die IHK-Organisation hat erst vor Kurzem Maßnahmen zum Bürokratieabbau und für bessere Rechtsetzung mit Politik und Wirtschaft diskutiert und unterbreitet regelmäßig konkrete Vorschläge.
Der IHK-Konjunkturbericht enthält umfassende Analysen und grafische Darstellungen zur konjunkturellen Lage im Wirtschaftsraum Wiesbaden. Kostenfrei abrufbar ist er unter www.ihk.de/wiesbaden/konjunkturbericht. Für regionale Unternehmen findet sich hier zudem die Möglichkeit, sich zur dreimal im Jahr stattfindenden Befragung anzumelden.