Existenzgründung und Unternehmensförderung

DIHK-Nachfolgereport

Noch nie seit Ersterhebung der IHK-Statistik im Jahr 2007, haben sich so viele Senior-Unternehmer/-innen bei den IHK’s zur Unternehmensnachfolge beraten lassen (+ 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Dabei sehen die IHK’s weiterhin eine sehr schwierige Nachfolgesituation. Im Jahr 2023 überstieg die Zahl der angebotenen Unternehmen, die der Nachfragen um das Dreifache.
Einen Lichtblick sehen die IHK’s auf der Seite der Interessenten: Nach der schwierigen Coronazeit gibt es wieder vermehrt Nachfragen, etwa in den Dienstleistungsbranchen. Im Jahr 2023 wurden 2.760 Nachfolgeinteressierte beraten, im Jahr zuvor waren es 2.017. Gegenüber dem Vorkrisenjahr 2019 ist der Rückgang mit 36 Prozent jedoch weiterhin sehr deutlich.
Von den 8.276 im Jahr 2023 zur Nachfolge beratenen Unternehmen erwägen 2.317, also 28 Prozent (Vorjahr 25 Prozent) die Schließung. Hochgerechnet stehen damit in den nächsten 5 Jahren über eine Viertel Million Unternehmen vor dem Aus – mit deutlich negativen Konsequenzen für Innovationen und Pioniertum in Deutschland.
Die Ursachen für die Schließungsabsicht haben sich gegenüber dem Vorjahr weiter verschärft:
Für 96 Prozent (Vorjahr 94 Prozent) ist die Schwierigkeit, überhaupt eine Nachfolgelösung zu finden der Grund für ihre Schließungsabsicht.
71 Prozent (Vorjahr 61 Prozent) finden nicht mehr genügend qualifizierte Fachkräfte.
59 Prozent (Vorjahr 44 Prozent) der beratenen Unternehmen geben die gestiegene Zukunftsunsicherheit für das Geschäft als Schließungsgrund an und benennen konkret hohe Zinsen, hohe Energiepreise und eine kaum berechenbare Wirtschaftspolitik als Gründe für die Unsicherheiten.
51 Prozent (Vorjahr 37 Prozent) der Unternehmen können die gestiegenen Kosten (Energie, Arbeitskosten, Vorleistungen, Material etc.) nicht weitergeben und würden dauerhaft Verluste einfahren.
37 Prozent (Vorjahr 27 Prozent) sehen sich durch hohe administrative Anforderungen ausgebremst, zumal es in kleineren Unternehmen nicht möglich ist, diesen Zusatzaufwand auf mehrere Schultern zu verteilen.
Die Gründe für eine Schließung des Unternehmens sind gemäß DIHK-Report Unternehmensnachfolge somit vielfach struktureller Natur und liegen nur zum Teil in den Unternehmen selbst.
Damit hat es die Politik in der Hand, das Wirtschaften insgesamt und letztlich auch die Unternehmensnachfolgen zu unterstützen und nicht auszubremsen.
Konsequenterweise formuliert der DIHK im Nachfolgereport die Forderungen an die Politik, die Rahmenbedingungen für Unternehmen wieder zu verbessern, zum Beispiel durch eine verlässliche Wirtschaftspolitik, die dazu beiträgt, die Energiekosten dauerhaft zu reduzieren.
Dringend gefordert wird auch ein Abbau bürokratischer Hemmnisse zum Beispiel durch Erleichterungen bei den Berichtspflichten im Rahmen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes.
Nach wie vor problematisch ist, dass die Finanzierung eines Übernahmevorhabens für Nachfolgeinteressierte immer schwieriger wird. 4 von 10 Nachfolgeinteressierte berichten den IHK’s von Finanzierungungsproblemen.
Insgesamt bestätigt der DIHK-Nachfolgereport auch die Erfahrungen der IHK Ulm aus den Beratungen im Rahmen des Moderatorenkonzepts.
Den aktuellen DIHK-Nachfolgereport finden Sie rechts zum Download.
Der Nachfolgemoderator der IHK Ulm steht Ihnen als Ansprechpartner in allen Phasen der Betriebsübergabe zur Verfügung. Die Beratung ist eine kostenfreie Serviceleistung und wird im Rahmen des Moderatorenkonzepts durch das Land Baden-Württemberg und den Europäischen Sozialfonds (ESF) unterstützt.