Konjunktur im Herbst 2024 in Deutschland

Deutsche Wirtschaft verliert den Anschluss

Die zuvor schon skeptischen Geschäftserwartungen manifestieren sich im Herbst 2024 in einer schlechteren Bewertung der Geschäftslage. Hohe Kosten für Energie, Personal und Steuern, übermäßige Bürokratie und geopolitische Unsicherheiten belasten die Unternehmen. Hinzu kommt eine schwache Nachfrage aus In- und Ausland.
Die konjunkturelle Lage der deutschen Wirtschaft hat sich binnen weniger Monate über alle Branchen und Unternehmensgrößen hinweg sichtlich verschlechtert. Am schlechtesten von allen Wirtschaftszweigen ist die Lage in der Industrie. Sie leidet in besonderem Maße unter den im internationalen Vergleich zu hohen Energiekosten sowie an der weltweit geringen Investitionsneigung.

Skepsis nimmt weiter zu

Eine schwache Konjunktur im Inland, eine gedämpfte Nachfrage aus dem Ausland und strukturelle Probleme wie Fachkräftemangel, steigende Arbeitskosten und weiterhin hohe Energie- und Rohstoffpreise bereiten den Unternehmen große Sorgen. Die Geschäftserwartungen der Unternehmen haben sich im Herbst gegenüber dem Frühsommer wieder deutlich verschlechtert. Insbesondere ist der Anteil der Unternehmen mit negativen Geschäftserwartungen merklich angestiegen.
Zusätzlich erweisen sich unsichere wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen als Hemmschuh für viele Betriebe. Immerhin hat die EZB angesichts rückläufiger Inflationsraten erste Zinssenkungen unternommen, das schlägt sich allerdings derzeit noch nicht in positiveren Erwartungen der Unternehmen nieder.

Investitionen unter Vor-Corona-Niveau

Ein Drittel der Unternehmen in Deutschland will seine Investitionen am heimischen Standort zurückfahren. In der Industrie sind es sogar 40 Prozent. Die sinkenden Investitionausgaben führen dazu, dass die industrielle Wertschöpfungsbasis sinkt. Die Anzeichen einer Deindustrialisierung erhärten sich.
Die schwache Investitionsneigung spiegelt sich auch in den Beschäftigungsplänen wider. Es gibt zwar keinen flächendeckenden Personalabbau, aber die Zeit sinkender oder stabiler Arbeitslosenzahlen ist erst einmal vorbei. Ein Viertel aller Betriebe will die Anzahl der Beschäftigten senken. Mit einem Personalaufbau rechnet hingegen nur noch jeweils gut ein Zehntel.
Anders als in den letzten Jahren wird es zukünftig auch vermehrt Arbeitsplatzverluste gegeben. Derzeit wird das noch durch die demografische Entwicklung gebremst – der Fachkräftemangel sorgt trotz der schwachen wirtschaftlichen Lage für eine relativ stabile Beschäftigung.

Verlust an internationaler Wettbewerbsfähigkeit droht

Deutschland droht auf den Weltmärkten an Boden zu verlieren. Trotz eines robusten Wachstums der Weltwirtschaft erwartet die Exportindustrie für die nächsten zwölf Monate keine Besserung: Nur jedes fünfte Unternehmen erwartet steigende Ausfuhren, knapp ein Drittel geht von einem Rückgang aus. Die Transmission zwischen guter oder halbwegs guter Auslandskonjunktur und dadurch guten Geschäften unserer Exportunternehmen, was wiederum die Konjunktur in Deutschland anschiebt, funktioniert immer weniger.
Die Unternehmen brauchen ein deutliches Signal seitens der deutschen und europäischen Poltitik. Die Bundesregierung sollte schnellstmöglich eine investitionsfreundliche Unternehmenssteuerreform anpacken, Europa muss konsequent Regulierung abbauen.