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Kernbotschaften für die Energiewende beim Energiegipfel Süd in Ulm
Sönke Voss, Hauptgeschäftsführer der IHK Bodensee-Oberschwaben, formulierte fünf zentrale Forderungen für eine erfolgreiche Energiewende: weniger Bürokratie für unternehmerische Verantwortung, Versorgungssicherheit durch flexible wasserstofffähige Kraftwerke, den Ausbau von Energie- und CO2-Infrastruktur, Vor-Ort-Lösungen für Flächenkonflikte sowie die Entwicklung eines zukunftsfähigen Energiemarkts. Diese Forderungen bildeten den Rahmen der Veranstaltung, die er gemeinsam mit Jan Stefan Roell, Präsident der IHK Ulm, moderierte.
Impulsvorträge zu Strommarkt und energieintensiven Unternehmen
Andreas Löschel von der Ruhr-Universität Bochum betonte, dass eine sichere und bezahlbare Energieversorgung bei gleichzeitiger Klimaneutralität bis 2045 ambitioniert, aber herausfordernd sei. Er forderte den Ausbau von Strom-, Wasserstoff- und CO2-Netzen und wies auf die Notwendigkeit hin, Stromnachfrage stärker zu flexibilisieren. Aktuelle Herausforderungen wie teure PV-Anreize und Preisschwankungen auf dem Strommarkt verdeutlichten die Dringlichkeit robuster Strategien. Löschel plädierte für eine abgestimmte Netzplanung und die Schaffung globaler Handelsplattformen für Wasserstoff.
Georg Locher von SCHWENK Zement erklärte die praktischen Anforderungen für klimaneutrale Zementproduktion. Eine CO2 Abscheideranlage am Standort Megelstetten zeige Wege, rohstoffbedingte Emissionen zu verringern. Locher illustrierte den hohen Energiebedarf: Ein Zementwerk benötigt zusätzlich hunderte Windkraftanlagen oder erhebliche Mengen Wasserstoff, um CO2 zu verarbeiten. Dies unterstreiche die Bedeutung staatlicher Regelungen und schneller Fortschritte.
Podiumsdiskussion mit Stimmen aus Politik und Wirtschaft
In der Diskussion mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft wurden die Herausforderungen der Energiewende konkretisiert. Rainer Häring (UPM GmbH) kritisierte die sinkende Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Hohe Standortkosten zwängen Unternehmen zur Produktionsverlagerung, wodurch lange Transportwege die Umweltkosten erhöhten. Andrea Thoma-Böck (Thoma Metallveredelung) ergänzte, dass Energieeffizienzmaßnahmen nicht ausreichten, um die enormen Energiekosten zu kompensieren. Marina Schmid (TransnetBW) hob die hohen Investitionskosten für den Netzaufbau hervor. Die Frage, ob Erdverkabelung oder Freileitungen zu bevorzugen seien, müsse gesamtwirtschaftlich betrachtet werden. Mit sogenannten Amortisationskonten könnten Kosten auf mehrere Generationen verteilt werden.
Michael Joukov (Grüne) betonte, dass Infrastrukturprojekte nicht allein marktgesteuert funktionieren könnten. Bestehende Anlagen müssten in europäische Netzwerke integriert und sinnvoll genutzt werden. Raimund Haser (CDU) schlug Nordafrika als potenziellen Partner für die Wasserstoffproduktion vor. Georg Locher resümierte, dass Maßnahmen zur CO2-Abscheidung und Speicherung dringend verstärkt werden müssten, um die benötigten Mengen abzudecken. Schnelligkeit und staatliche Vorgaben seien hier entscheidend.
Die Veranstaltung zeigte, dass die Energiewende nur durch einen koordinierten Ausbau der Infrastruktur, klare politische Vorgaben und innovative technologische Ansätze gelingen kann. Politik und Wirtschaft stehen in der Verantwortung, gemeinsam nachhaltige und wettbewerbsfähige Lösungen zu finden.
WAB