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Tourismus schafft Arbeitsplätze
Die Tourismus- und Freizeitwirtschaft sorgt als weicher Standortfaktor für die Attraktivität einer Region – auch als Wohn- und Wirtschaftsstandort. Davon profitieren nicht nur Gäste von außerhalb, sondern auch Einheimische und Unternehmen.
Die Tourismus- und Freizeitwirtschaft spielt eine zentrale Rolle in der Entwicklung und Aufwertung touristischer Regionen. Dabei beschränkt sich ihre Bedeutung nicht nur auf die direkte wirtschaftliche Wertschöpfung durch den Zustrom von Übernachtungsgästen und Tagesausflüglern. Vielmehr fungiert der Tourismus auch als ein weicher Standortfaktor, der die Attraktivität einer Region sowohl als Wohnort als auch als Wirtschaftsstandort maßgeblich beeinflusst. Um die Rolle des Tourismus als weichen Standortfaktor zu verstehen, ist es zunächst notwendig, den Begriff selbst zu definieren und einzuordnen. Standortfaktoren sind die Kriterien, die die Attraktivität und Eignung eines Ortes für wirtschaftliche Aktivitäten, Wohnzwecke oder beides bestimmen. Sie lassen sich in harte und weiche Faktoren unterteilen. Harte Standortfaktoren umfassen messbare, direkt wirtschaftlich relevante Aspekte wie Verkehrsinfrastruktur, Steuersätze oder Verfügbarkeit von Arbeitskräften. Weiche Standortfaktoren hingegen beziehen sich auf qualitative Merkmale wie Lebensqualität, kulturelles Angebot, Bildungs- und Freizeitmöglichkeiten oder das Image einer Region. Diese sind oft schwieriger zu quantifizieren, spielen aber eine zunehmend wichtige Rolle bei der Standortwahl von Unternehmen und Privatpersonen.
Tourismus und Freizeitwirtschaft als Treiber der Lebensqualität
Touristische Regionen bieten oft eine hohe Lebensqualität, was sie sowohl für Touristen als auch für potenzielle neue Bewohner attraktiv macht. Die durch den Tourismus geförderte Infrastruktur und Dienstleistungslandschaft, wie eine Vielzahl an Gastronomiebetrieben, Freizeiteinrichtungen und Kulturangeboten, kommen nicht nur Urlaubern, sondern auch der lokalen Bevölkerung zugute. Darüber hinaus tragen natürliche und kulturelle Sehenswürdigkeiten, die für Touristen gepflegt und aufgewertet werden, zur Steigerung der Wohnattraktivität bei.
Wirtschaftliche Diversifizierung durch Tourismus
Der Tourismus kann als Katalysator für die wirtschaftliche Entwicklung und Diversifizierung einer Region fungieren. Indem er eine Vielzahl von Dienstleistungen und Sektoren stimuliert – von der Hotellerie und Gastronomie über den Einzelhandel bis hin zu handwerklichen Berufen und Kreativwirtschaft –, schafft er Arbeitsplätze und Einkommensmöglichkeiten. Diese Diversifizierung macht die lokale Wirtschaft widerstandsfähiger gegenüber externen Schocks und kann die Abhängigkeit von traditionellen Industriezweigen verringern.
Imagebildung und Marketing
Tourismus trägt wesentlich zur Imagebildung und zum Marketing einer Region bei. Ein positives Image kann die Region nicht nur für Touristen, sondern auch für Unternehmen und Fachkräfte attraktiver machen, die einen neuen Standort suchen. Marketingstrategien, die auf die Stärken einer Region abzielen – sei es ihre natürliche Schönheit, kulturelle Vielfalt oder gastronomische Exzellenz –, können dazu beitragen, diese als lebens- und liebenswerten Ort zu positionieren.
Nachhaltigkeit und sozioökonomische Integration
In der Diskussion um den Tourismus als weichen Standortfaktor darf das Thema Nachhaltigkeit nicht vernachlässigt werden. Ein nachhaltiger Tourismus, der ökologische, ökonomische und soziale Aspekte berücksichtigt, kann die langfristige Attraktivität einer Region sichern. Maßnahmen zur Förderung der sozioökonomischen Integration der lokalen Bevölkerung in touristische Aktivitäten können zudem die soziale Kohäsion und das Gemeinschaftsgefühl stärken, was wiederum die Attraktivität der Region als Wohn- und Wirtschaftsstandort erhöht.
Herausforderungen und Ausblick
Die Entwicklung des Tourismus als weicher Standortfaktor bringt aller-dings auch Herausforderungen mit sich, die sorgfältig gemanagt werden müssen, um die langfristige Attraktivität und Nachhaltigkeit der Regionen zu sichern. Überlastungserscheinungen, saisonale Effekte und Ressourcenschonung sind hier als wichtigste Herausforderungen zu nennen:
- Überlastung und Overtourism: In einigen Regionen kann der Tourismus zu einer Überlastung führen, die lokale Ressourcen strapaziert und die Lebensqualität der ansässigen Bevölkerung beeinträchtigt. Steigende Immobilienpreise und infrastrukturelle Überlastungserscheinungen sind Anzeichen der touristischen Überlastung (Overtourism). Strategien zu Besucherlenkung und -management sind erforderlich, um die negativen Auswirkungen des Overtourism zu minimieren.
- Saisonalität: Die starke Abhängigkeit vom saisonalen Tourismus kann zu Perioden der Unterbeschäftigung und wirtschaftlichen Instabilität führen. Die Entwicklung eines ganzjährigen Tourismusangebots kann dazu beitragen, diese Herausforderungen zu bewältigen.
- Erhaltung des kulturellen Erbes und der natürlichen Ressourcen: Die Bewahrung der Authentizität und Integrität kultureller und natürlicher Sehenswürdigkeiten ist entscheidend, um die Langzeitattraktivität für Touristen und Bewohner zu sichern. Dies erfordert Investitionen in Erhaltung und stringentes, nachhaltiges Denken.
Strategien für nachhaltigen Tourismus als weicher Standortfaktor
Durch eine strategische Planung und das Engagement für Nachhaltigkeit können touristische Regionen den genannten Herausforderungen begegnen, ihre Attraktivität weiter steigern und eine hohe Lebensqualität für ihre Bewohner sowie eine positive Entwicklung der lokalen Wirtschaft sichern. Die wichtigsten Aspekte hierbei sind:
- Förderung des nachhaltigen Tourismus: Durch die Einführung ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltiger Praktiken und die Förderung des Bewusstseins für die lokale Kultur und Umwelt können Regionen eine Balance zwischen Tourismusentwicklung und Erhaltung finden.
- Diversifizierung des Tourismusangebots: Die Entwicklung neuer touristischer Angebote, die über die traditionellen Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten hinausgehen, kann die Wirtschaft beleben und neue Zielgruppen ansprechen.
- Einbeziehung der lokalen Gemeinschaft: Die aktive Beteiligung der lokalen Bevölkerung an touristischen Entwicklungsprozessen fördert das Gemeinschaftsgefühl und stellt sicher, dass die Entwicklung den Bedürfnissen und Wünschen der Anwohner entspricht und diese nicht für die Kosten der touristischen Überlastungserscheinungen aufkommen müssen.
- Digitale Transformation: Die Nutzung digitaler Technologien kann die Umwelt entlasten, zur Besucherlenkung beitragen, das Kundenerlebnis verbessern und effizientere Managementpraktiken ermöglichen.
Fazit
Der Tourismus stellt einen bedeutenden weichen Standortfaktor dar, der die Attraktivität touristischer Regionen sowohl als Wohnort als auch als Wirtschaftsstandort maßgeblich beeinflussen kann. Durch die Bereitstellung von Arbeitsplätzen, die Verbesserung der Lebensqualität und die Stärkung des regionalen Images trägt der Tourismus zur sozioökonomischen Entwicklung bei. Die Herausforderungen, die mit dem Tourismus einher-gehen, erfordern jedoch ein umsichtiges Management und die Umsetzung nachhaltiger Praktiken, um die langfristige Attraktivität und Lebensfähigkeit der Regionen zu sichern. Mit der richtigen Balance zwischen Nutzung und Erhaltung kann der Tourismus eine nachhaltige Quelle des Wohlstands und des Wohlbefindens für touristische Regionen darstellen.
Prof. Dr. Torsten Widmann, Studiengangsleiter Freizeitwirtschaft an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Ravensburg