Interview

"Wir wollten der Natur etwas zurückgeben"

Die IHSE GmbH entwickelt und produziert High-End-KVM-Lösungen zur Verlängerung und Umschaltung von Computersignalen. Das Unternehmen hat rund 6 Millionen Euro in seinen Firmensitz in Oberteuringen investiert, wo 2019 ein neues Betriebsgebäude für bis zu 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bezogen wurde. Auf einer Grundfläche von 15.000 Quadratmetern entstanden ein Bürokomplex mit 2.400 Quadratmetern Nutzfläche und eine 1.300 Quadratmeter große Produktionshalle. Der Neubau erfüllt die Standards für die Energieeffizienzklasse KfW 55. Wir sprachen mit Geschäftsführer Enno Littmann über die Ziele, die IHSE mit dem nachhaltigen Gebäude umgesetzt hat und die Vorteile, die es dem Unternehmen in Zeiten steigender Energiepreise und strengerer Umweltstandards bringt.

Beim Neubau Ihres Firmengebäudes war Ihnen ein ressourcenschonender Ansatz wichtig. Warum?

Wir tragen als Unternehmen, aber auch als Menschen unseren Teil der Verantwortung für den Erhalt der Umwelt. Dieser Verantwortung wollten wir durch den ressourcenschonenden Neubau gerecht werden. Das wird auch von unseren Mitarbeitern honoriert und trägt zu unserem positiven Image in der lokalen Öffentlichkeit, aber auch bei unseren weltweiten Partnern und Endkunden bei. Weitere wichtige Ziele waren für uns die Versorgungssicherheit und die Reduktion von Betriebskosten. Natürlich muss man sich die höheren Investitionen in sparsame Technologien auch leisten können – das war bei uns zum Glück der Fall. Nicht zuletzt haben wir uns mit der Konzeption unseres Neubaus auch auf die Zukunft vorbereitet, denn schon in der Planungsphase vor sechs Jahren war uns bewusst, dass es langfristig auch Auflagen für den Bereich Gewerbebau geben wird, mit denen wir uns rechtzeitig befassen müssen – Stichwort ESG, also Umweltschutz – Environmental –, soziale Gerechtigkeit – Social – und gute Unternehmensführung – Governance. Bei unserem Neubau haben wir alle drei Aspekte berücksichtigt.

Welche Maßnahmen für mehr Energie­effizienz und Nachhaltigkeit haben Sie im Zuge des Neubaus konkret umgesetzt, und welchen Nutzen ziehen Sie daraus?

Wir haben eine ganze Reihe von umweltschonenden Maßnahmen verwirklicht, von energiesparender Dämmung über die Beheizung mit Wärmepumpen und unterstützender Betonkerntemperierung bis hin zur energieeffizienten LED-Beleuchtung. Bei der Betonkerntemperierung wurden im Boden der Produktionshalle Leitungen verlegt, durch die eine Wärmeträgerflüssigkeit fließt. Mit diesem Ver-fahren können wir das Gebäude im Winter beheizen und im Sommer kühlen. Das ist gerade im großflächigen Produktionsbereich von Vorteil. Außerdem trägt eine Wärmepumpe dazu bei, dass unser Heizkostenbedarf deutlich geringer ausfällt als bei anderen Heizungsarten.

Sie haben auch Photovoltaikanlagen installiert – wie nutzen Sie diese?

Unsere PV-Anlage hat mit einer Kapazität von 99,36 Kilowatt-Peak seit ihrer Inbetriebnahme im Jahr 2019 schon einen sehr großen Beitrag zur CO2-Reduktion geleistet – und dafür gesorgt, dass wir etwa die Hälfte unseres Strombedarfs selbst decken können. Damit treffen uns die explodierenden Strompreise weniger hart als andere Unternehmen. Außerdem können wir die Firmenfahrzeuge, die komplett auf E- und Hybrid-Antrieb umgestellt wurden, sowie die Elektro-Autos und E-Bikes unserer Mitarbeiter über die PV-Anlage mit Ökostrom versorgen. Dazu haben wir auf dem Firmenparkplatz entsprechende Ladestationen eingerichtet.

Sie haben nicht nur ihr neues Gebäude nachhaltig gebaut, sondern auch ihr Firmengelände naturnah gestaltet. Worauf haben Sie dabei Wert gelegt?

Mit jedem Neubau geht die weitere Versiegelung von Bodenflächen einher, das ist zum Teil unvermeidbar. Umso mehr wollten wir darauf achten, die verbleibenden Flächen möglichst naturnah zu halten und der Natur damit etwas zurückzugeben. Wir haben mit Baumaterialien aus der Umgebung ein Biotop angelegt, zu dem zwei Naturteiche gehören, die von Regen- und Tauwasser gespeist werden. Bei der Bepflanzung des Biotops haben wir uns auf endemische Pflanzen beschränkt, die zu unserem heimischen Ökosystem passen. Damit können wir auf umweltschädliche Düngemittel und Pestizide verzichten, wovon auch die Tierwelt profitiert: Es haben sich sehr bald verschiedene Libellenarten, Frösche und Molche angesiedelt. Ein Insektenhotel und fünf Honigbienenstöcke unterstützen das ökologische Gleichgewicht zusätzlich. Viele Mitarbeiter finden unser Biotop übrigens ausgesprochen gut, sodass der Naturgarten auch zu ihrer Bindung und Zufriedenheit beiträgt – ein schöner Nebeneffekt!
“Wir tragen als Unternehmen unseren Teil der Verantwortung für den Erhalt der Umwelt.”
- Enno Littmann, Geschäftsführer der IHSE GmbH

Die IHSE GmbH hat schon vor einigen Jahren die ISO-­Zertifizierung 14001 erhalten, mit der ihr ein zielgerichtetes Umweltmanagement bestätigt wurde, das die vorgegeben Kriterien in heraus­ragender Weise übersteigt. Was wurde damit konkret ausgezeichnet?

Zum einen natürlich unser Neubau mit allen bereits erwähnten Maßnahmen für Energieeffizienz und Klimaschutz, aber auch der Umstieg auf Stromfahrzeuge in unserem Fuhrpark. Ebenfalls eine Rolle spielten unsere Bestrebungen in Hinblick auf eine papierlose Fertigung. Leider stehen uns dabei oft verschiedene Vorschriften im Weg, zum Beispiel für das Beifügen von ausführlichen Lieferscheinen im Export. Unkomplizierter war dagegen die Umstellung auf ein ökologisches Verpackungskonzept: Hier verwenden wir bereits seit längerem nur noch Waren nach Öko-Standards und haben im Geschäft mit unseren Lieferanten, wo immer möglich, eine Wiederverwendung der Verpackungen etabliert.
Interview: Stefan Kesenheimer, Gudrun Hölz