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„An Ressourcenschonung kommen wir alle nicht vorbei.“
Die PARA Präzisionswerkzeuge GmbH in Ravensburg ist ein 1979 gegründetes Familienunternehmen, das sich auf den Vertrieb von Präzisionswerkzeugen für die metallbearbeitende Industrie im süddeutschen Raum spezialisiert hat. Zu den Kunden gehören Kleinbetriebe ebenso wie mittelständische Unternehmen bis hin zu Konzernen aus Maschinenbau, Automobilzulieferindustrie und Luft- und Raumfahrttechnik. Carina Schneider ist die Tochter von Geschäftsführer und Inhaber Detlef Schneider und im Unternehmen verantwortlich für Digitalisierung und E-Commerce. Wir sprachen mit ihr darüber, welche Rolle Material- und Ressourceneffizienz bei der Entwicklung von kundenspezifischen Lösungen spielen.
Sie vertreiben Werkzeuge für die metallbearbeitende Industrie. Wie wichtig ist dabei die Einsparung von Material und Ressourcen?
Wir sind nicht nur ein Handelsunternehmen, sondern auch Dienstleister in der technischen Beratung. Unser Ziel ist es, unsere Kunden dabei zu unterstützen, ihre Prozessabläufe zu optimieren. In Unternehmen, die tagtäglich mit der eigenen Produktion befasst sind, fehlen manchmal der nötige Abstand und die Zeit, sich einen Überblick über neuartige Werkzeuge zu verschaffen, mit denen man ressourcen- oder kostenschonender arbeiten kann. Hier helfen wir bei der Analyse der Ist-Situation und erstellen Lösungsansätze, mit denen unsere Kunden ihre Ziele erreichen können.
Wie ist die Erwartungshaltung Ihrer Kunden hinsichtlich Material- und Ressourceneffizienz?
An Ressourcenschonung und energieeffizienten Prozessen kommen wir alle nicht vorbei. Das ist ausschlaggebend für unsere weitere Wettbewerbsfähigkeit. Die Lieferengpässe der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass Ressourcen begrenzt sind und ihre Verfügbarkeit nicht gesichert ist. Und auch die hohen Energiepreise zwingen zum Umdenken und zu Überlegungen, wo im Ausgleich dazu Kosten eingespart werden können. Hinzu kommt der Fachkräftemangel, also die begrenzte „Ressource Mensch“, die die Automation und Optimierung der Arbeitsprozesse erforderlich macht. Mit Prozessoptimierung durch Werkzeugeinsatz und -planung, Automatisierung und Nullpunktspannsysteme können wir auch den Wirkungsgrad bisheriger Ressourcen erhöhen, sodass eventuell eine Neuprojektierung von Werkzeugmaschinen überflüssig wird. Auch das schont Umwelt, Energie und Rohstoffe. Unser Ziel ist es, die Kunden bei ihren Vorhaben zu unterstützen – bei der Einsparung von Material und Energie, aber auch, wenn sie schneller produzieren, höhere Stückzahlen oder höhere Standzeiten erreichen wollen. Oder wenn sie Werkzeuge suchen, deren Handhabung so einfach ist, dass sie keine gelernten Fachkräfte erfordern.
Warum ist Prozessoptimierung so wichtig, und wie kann sie in der Praxis umgesetzt werden?
Für Prozessoptimierung gibt es handfeste Gründe, zum Beispiel Fachkräftemangel, hohe Energiepreise oder Wettbewerbsdruck. Bei der konkreten Umsetzung beleuchten wir die gesamte Wertschöpfungskette, vom Bestellwesen bis hin zum Praxiseinsatz der Werkzeuge. Die Anbindung unseres Shops an das ERP-System unserer Kunden vereinfacht nicht nur die Bestellprozesse, sie ermöglicht auch die Optimierung des gesamten Teile-Managements, weil wir mit großen Partnern zusammenarbeiten, sodass nicht mehr bei vielen verschiedenen Einzellieferanten bestellt werden muss. Hier ist für unsere Kunden viel Einsparpotenzial vorhanden. Beim Werkzeugeinsatz analysieren wir mit unserem fachkundigen Außendienst und oft auch mit Unterstützung der Anwendungstechniker unserer Hersteller die Gegebenheiten vor Ort bei den Kunden und erarbeiten gemeinsam mit ihnen individuelle Lösungen. Konkret können wir zum Beispiel Wechselschneiden anbieten, die ressourcenschonend sind, weil nur die Schneide aus hochwertigsten Materialien wie Tantal-Titan-Carbid, Wolfram-Carbid und Cobalt besteht, wohingegen der Rest des Werkzeugs aus weniger wertvollen Materialien wie etwa Vergütungsstahl gemacht ist. Dadurch werden schon bei der Produktion der Werkzeuge viele Ressourcen eingespart. Außerdem bieten wir Multifunktionswerkzeuge, die für mehrere Anwendungen eingesetzt werden können, zum Beispiel für das Drehen, Fräsen, Bohren und Senken. Damit können Wechselzeiten eingespart werden, was wiederum den Arbeitsprozess verkürzt und somit Energie und Ressourcen einspart. Auch mit individuell für die Kunden angefertigten Sonderwerkzeugen können Prozesse optimiert werden. Am Ende legen wir jeweils in einem Report das Einsparpotenzial dar, sowohl werkzeug- als auch kostenseitig.
Ihr nächstes Ziel ist die CO2-Bilanzierung –mit welcher Motivation?
Wir arbeiten permanent daran, uns und unsere Abläufe zu verbessern – insbesondere durch den Einsatz von moderner IT und einem hochmodernen ERP-System, um so papierlos wie möglich zu arbeiten. Es kamen aber auch schon Kunden auf uns zu, die selbst ISO14001-zertifiziert waren und uns im Zuge von Lieferantenbewertungen nach unserer Umwelt- oder Energiemanagementzertifizierung gefragt haben. Als Handelsunternehmen, das nicht selbst produziert, verweisen wir auch immer auf unsere umweltzertifizierten Lieferanten. Im Austausch mit der IHK und der Hochschule Ravensburg-Weingarten haben wir unser Umweltmanagement neu beleuchtet und festgestellt, dass wir schon immer viel Wert auf Ressourcenschonung und Energieeffizienz gelegt haben, doch wir insbesondere durch unser Geschäftsmodell noch Optimierungspotenzial haben. Durch diese Kontakte haben wir unsere eigene Umwelt- und Nachhaltigkeitspolitik formuliert, und eine CO2-Bilanzierung war die logische Konsequenz, um uns als Unternehmen für die Anforderungen der Zukunft aufzustellen.
Interview: Stefan Kesenheimer, Gudrun Hölz