Interview

"Die Beschneiungsanlage war ein Gamechanger"

Die Max Wild Arena bei Isny ist ein Ganzjahres-Freizeitpark: im Winter für Skifahrer und Rodler, im Sommer für Bike-Fans. Wir sprachen mit Markus Romer von der Familien Lifte Isny GmbH (vorn im Bild) darüber, was das Angebot der Max Wild Arena ausmacht, was die Gäste daran besonders zu schätzen wissen und was er sich von einer Tourismusstrategie für die Region wünschen würde.
Herr Romer, wie kommt ein Bau- und Logistik-unternehmen wie die Max Wild GmbH dazu, einen Freizeit- und Sportpark zu betreiben?
Wir waren zwischen 2016 und 2018 am Bau des Center Parcs Allgäu beteiligt und haben seither eine Niederlassung in Leutkirch. 2017 hat uns der damalige Pächter des kleinen Skigebiets Felderhalde bei Isny um Unterstützung beim Bau einer Beschneiungsanlage angefragt – in diesem Zuge wurde Max Wild zum Mitgesellschafter der Familien Lifte Isny GmbH, die die heutige Max Wild Arena an der Felderhalde betreibt. Wir machen das nicht in erster Linie aus wirtschaftlichem Interesse, sondern vor allem, weil wir uns damit gesellschaftlich engagieren wollen.
Was genau kann man in der Max Wild Arena heute erleben?
An der Felderhalde in Isny gibt es seit 1963 einen Schlepplift und zwei Pisten. Die Besucher kommen aus der gesamten Region zwischen Ulm und Bodensee, viele haben hier das Skifahren gelernt. Heute kann man an der Felderhalde nicht nur im Winter skifahren und rodeln, sondern während des restlichen Jahres auch mountainbiken. Außerdem gibt es eine kleine, aber feine Gastronomie, die sich zunehmend zum eigenständigen Ausflugsziel entwickelt hat.
Und was ist, wenn im Winter kein oder nur wenig Schnee fällt?
Wegweisend für die Felderhalde war 2017 die Entscheidung für den Bau einer Beschneiungsanlage, denn ohne diese hätte der Skilift vor dem Aus gestanden. Das war ein echter Gamechanger: Die Anlage, die ohne Zusatz von Chemikalien Wasser zu Schnee umwandelt, funktioniert auch bei Plusgraden. Damit ist die Max Wild Arena im Winter wirklich schneesicher. Im vergangenen Winter hatten wir deutlich mehr Skitage als die meisten Skigebiete in den Bergen. Für die Anlage, die zu 100 Prozent mit regenerativer Energie betrieben wird, wird übrigens kein Trinkwasser eingesetzt. Es wurde auch kein Schneeteich angelegt und kein Pumpenhaus errichtet.
An welche Zielgruppen richtet sich das Angebot der Max Wild Arena?
In erster Linie an Familien aus einem Umkreis von bis zu 70 Kilometern, und zwar generationsübergreifend. Sie schätzen es, dass sie zu uns nicht so weit anreisen müssen wie in die alpinen Skigebiete. Außerdem sprechen wir Kindergärten, Schulen, Sportvereine, Ski- und Bike-Schulen an. Sehr wichtig sind uns auch die Gäste des benachbarten Center Parcs Allgäu, mit dem wir eine strategische Kooperation eingegangen sind. Das ist sehr wertvoll für uns, ebenso wie die Zusammenarbeit mit der Isny Marketing GmbH oder dem Zweckverband Tourismus Württembergisches Allgäu. Außerdem sind wir seit fünf Jahren Mitglied der Allgäu GmbH sowie Mitglied und Gesellschafter der Allgäu-Tirol-Bergwelt GmbH. Die alpinen Skigebiete kooperieren gern mit uns, weil in den Bergen viele kleinere Skigebiete aufgegeben haben und somit der Nachwuchs immer weniger Möglichkeiten hat, in den Skisport einzusteigen. Wir bilden in Isny also die Skifahrer von morgen aus, die später auch in den Alpen unterwegs sein werden.
Anfang März 2024 haben wir in der Max Wild Arena zusammen mit dem Ski Club 1908 Oberstaufen e. V. ein Skirennen für Kinder veranstaltet, bei dem 118 Mitglieder von 17 Wintersportvereinen aus dem Allgäu und aus Oberbayern an den Start gegangen sind. Mit unserem Sommerangebot, dem Bikepark, bieten wir Familien und anderen Mountainbike-Begeisterten Spaß beim Downhill-Fahren, inklusive Lift und Sicherheitstraining. Die verschiedenen Strecken sind für Anfänger ebenso interessant wie für Fortgeschrittene.
Wie sieht das gastronomische Angebot der Max Wild Arena aus?
Da bietet die Schönegger Käse-Alm den Gästen eine reichhaltige Auswahl, von der Käsebrotzeit über warme Gerichte bis hin zu Kaffee und Kuchen. Besonders viel Wert legen wir hier auf die Qualität der Speisen, deren Zutaten ganz überwiegend von Produzenten und Heumilchbauern aus der Region kommen. Viele Besucher kommen auch nur zum Einkehren hierher, darunter Ausflugsgruppen oder Gäste des Center Parcs Allgäu.
Finden Sie immer genügend Arbeitskräfte für die Max Wild Arena, oder spüren Sie auch den weitverbreiteten Fachkräftemangel?
Wir haben sehr gute Mitarbeiter, und darauf sind wir stolz. Sie arbeiten ganz bewusst bei uns, weil sie oft selbst vom Ski- und Bike-Sport begeistert sind. Wir haben zwei festangestellte Betriebsleiter und einen Stamm an flexibel Beschäftigten. Außerdem betreut unser Gesellschafter Sport Hauber aus Steibis mit seinem Personal die saisonalen Aufgaben in den Ski- und Bike-Schulen sowie im jeweiligen Ausrüstungsverleih.
Gibt es auch Herausforderungen, mit denen Sie sich auseinandersetzen müssen?
Unsere größte Herausforderung ist die stadtnahe Lage der Felderhalde direkt bei Isny. Wir müssen deshalb nicht nur viele baurechtliche und lärmschutztechnische Vorschriften beachten, sondern auch in gutem Austausch mit den Anliegern sein – etwa, wenn es um die Geräuschkulisse bei der Schnee-Erzeugung geht oder um den Gästeverkehr. Durch unsere offene Kommunikation haben wir aber ein harmonisches Miteinander geschaffen, sowohl mit der Stadt Isny als auch mit unseren direkten Nachbarn. Wenn es Probleme gibt, werden sie angesprochen und zusammen gelöst.
Und was würden Sie sich für den Tourismus in der Region wünschen?
Es müsste viel bekannter gemacht werden, welche Vorteile unsere Lage bietet, zwischen Allgäu, Oberschwaben, Alb und Bodensee. Insgesamt fehlt hier eine Art touristischer Claim für das Gesamtangebot, der auch überregional eine hohe Anziehungskraft entwickelt. Das, was eigentlich ein großer Vorteil ist – die unterschiedlichen Naturräume in enger Nähe zueinander –, kann auch zum Nachteil werden, weil es schwer ist, einen gemeinsamen Nenner für das vielfältige Angebot zu finden.
Interview: Bernhard Nattermann, Gudrun Hölz