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Konjunkturumfrage Kroatien 2023

Die Analyse der diesjährigen Konjunkturumfrage, die die Deutsch-Kroatische Industrie- und Handelskammer zum 18. Mal durchführt, ergab bei 141 Unternehmen, dass mehr als 80 % der Unternehmen bereit sind, wieder in Kroatien zu investieren. Die Tatsache, dass die Bereitschaft für eine erneute Investition in Kroatien auf dem gleichen Niveau wie 2021 und 2022 geblieben ist, ist ein positiver Indikator.

Im Überblick

Kroatien belegt bei der Attraktivität des Standorts für Investoren den hohen 5. Platz unter insgesamt 16 Ländern Mittel- und Osteuropas. Fast 90 % der Unternehmer beurteilt die Geschäftslage in ihren eigenen Unternehmen trotz sehr komplexer wirtschaftlicher Rahmenbedingungen als gut oder befriedigend. Die Geschäftserwartungen für 2023 sind deutlich schlechter und die Unternehmer pessimistisch – nur 23 % der Befragten erwarten 2023 eine Verbesserung der Wirtschaftslage.
Als größtes Geschäftsrisiko wird die Verfügbarkeit von Fachkräften genannt, gefolgt von den hohen Energie- und Rohstoffpreisen sowie den Arbeitskosten. Das dritte Jahr in Folge wurden in Kroatien die Mitgliedschaft in der Europäischen Union, die Qualifikation der Arbeitnehmer und die akademische Ausbildung der Arbeitnehmer als positiv bewertet. Die Bekämpfung von Kriminalität und Korruption wird als größter Nachteil der Geschäftstätigkeit in Kroatien genannt, gefolgt von der Steuerbelastung, dem Steuersystem und der öffentlichen Verwaltung. Fast 40 % der Befragten halten die Arbeit der derzeitigen kroatischen Regierung für schlecht und der gleiche Prozentsatz für zufriedenstellend.
„Im aktiven Dialog mit unseren Mitgliedern und den staatlichen Stellen setzt sich die Kammer als größte bilaterale Wirtschaftsgemeinschaft des Landes für die Stärkung der Rahmenbedingungen ein, die zur größeren Attraktivität Kroatiens als Investitionsstandort beitragen. In diesem Jahr belegte Kroatien den hohen fünften Platz unter 16 Ländern der Region, wenn es um die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes geht. Der Beitritt Kroatiens zum Euro-Währungsgebiet und zum Schengen-Raum hat sicherlich zum positiven Geschäftsklima beigetragen. Die kroatische Regierung unternimmt große Anstrengungen, um zu verhindern, dass sich die Energiepreiserhöhungen auf die Bevölkerung und die Unternehmen auswirken und um die Folgen dieser Preiserhöhungen abzumildern, aber laut den Ergebnissen der Umfrage nennen die Unternehmer in Kroatien sowie in den Ländern Mittel- und Osteuropas den Anstieg der Energiepreise als eines der größten Risiken für ihre Geschäftstätigkeit. Wenn wir über die Ergebnisse in Kroatien sprechen, so ist nach Angaben der Unternehmer der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften der größte begrenzende Faktor in der Wirtschaft“, sagte Herr Marjan Vučak, Präsident der Deutsch-Kroatischen Industrie- und Handelskammer, bei der Präsentation der Ergebnisse der Konjunkturumfrage.
Im Folgenden wird Ihnen eine Zusammenfassung des Berichts präsentiert, unter “Weitere Informationen” finden Sie den ausführlichen Bericht.

Aktuelle Lage der kroatischen Wirtschaft für mehr als die Hälfte der Befragten zufriedenstellend

Fast 60 % der Befragten bewerten die aktuelle Wirtschaftslage in Kroatien als zufriedenstellend, was einer Steigerung von 5 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht, während 20 % von ihnen die Lage als gut einschätzen. Im Vergleich zu 2022 glauben 22 % der Befragten, dass die wirtschaftliche Lage in Kroatien besser ist. Bei der Wahrnehmung der wirtschaftlichen Lage bewerten die Länder Mittel- und Osteuropas (MOE) ihre jeweilige wirtschaftliche Lage fast genauso wie die Teilnehmer der Umfrage in Kroatien.

Unternehmer trotz Polykrise optimistisch, wenn es um die Geschäftstätigkeit in ihrer Branche geht

57 % der Befragten bewerten die aktuelle Geschäftslage in der eigenen Branche trotz der unsicheren Wirtschaftslage als zufriedenstellend und 33 % als gut. Im Vergleich zu 2022 ist der Anteil der Unternehmen, die die Lage in ihrer Branche als gut einschätzen, um 10 % gesunken. 50 % der Befragten bewerten die Geschäftslage im eigenen Unternehmen als gut und 45 % als zufriedenstellend. Ähnliche Ergebnisse wurden auch in den restlichen 15 MOE Staaten verzeichnet, in denen neben Kroatien auch eine Konjunkturumfrage durchgeführt wurde. Nur 7 % der Befragten in den MOE-Staaten schätzen ihre Geschäftslage als schlecht ein. Etwas mehr als 60 % der Unternehmer geben an, dass der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr gestiegen ist, während die Exporte im Vergleich zu 2021 um 38 % gestiegen sind.

Geschäftserwartungen für das kommende Jahr pessimistisch

Bei den Prognosen zur wirtschaftlichen Lage für 2023 sind die Einschätzungen pessimistisch. Die Unternehmer schätzen, dass die Situation unverändert bleiben wird (55 %) und nur 23 % glauben, dass sie sich im Jahr 2023 verbessern wird. Die Gründe liegen in den sehr komplexen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen aufgrund des Kriegs in der Ukraine, der rekordhohen Inflationsrate und den immer noch anhaltenden Folgen der Pandemie.

Attraktivität des Investitionsstandorts

Der Beitritt Kroatiens zum Euro-Währungsgebiet und zum Schengen-Raum wird voraussichtlich ein positiveres Geschäftsklima schaffen, wie die Umfragergebnisse bestätigen (71 % glauben, dass sich der Beitritt Kroatiens zum Euro-Währungsgebiet 2023 positiv auf die Geschäftslage auswirken wird, 77 % glauben, dass sich der Beitritt Kroatiens zum Schengen-Raum positiv auf die Geschäftslage auswirken wird). Dies ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass mehr als 80 % des kroatischen Handels mit den Mitgliedsländern des Schengen-Raums verwirklicht wird.
Kroatien gehört unter 16 Ländern Mittel- und Osteuropas zu den Top 5 attraktivsten Investitionsstandorten. Zu den attraktivsten Ländern zählen weiterhin Slowenien (1), Polen (2), die Tschechische Republik (3) und Estland (4). Im Jahr 2021 belegte Kroatien den achten Platz, und das diesjährige Ergebnis ist das beste Ergebnis, seitdem die Kammer die Konjunkturumfrage durchführt.
81 % der befragten Unternehmen würden Kroatien erneut als Investitionsstandort wählen. Dies bedeutet, dass die Anzahl der Unternehmen, die wieder in Kroatien investieren würden, bereits drei Jahre lang im Vergleich auf dem gleichen Niveau liegt.

Risiken für die Geschäftslage – Mangel an Fachkräften größte Herausforderung für Unternehmen

Zum ersten Mal gaben die Unternehmen an, dass die Verfügbarkeit von Fachkräften die größte Bedrohung für die Entwicklung ihres Unternehmens darstellt (51 %). An zweiter Stelle stehen die Preise für Energie und Rohstoffe (43 %), dann die Arbeitskosten (41 %), die Inlandsnachfrage (26 %), die als Risiko im Vergleich zur Vorjahresumfrage deutlich zurückgegangen ist (48 %), die Berechenbarkeit der Wirtschaftspolitik (25 %) und die Zahlungsdisziplin (23 %).
Bei der Analyse der Daten in MOE ist der Anstieg der Energiepreise als Risikofaktor für Unternehmen am stärksten in Polen (82 %), Nordmazedonien (71 %), Ungarn (67 %), Slowenien (62 %), in der Tschechischen Republik (60 %) und Lettland (58 %) vertreten. Die Verfügbarkeit von Fachkräften als Geschäftsrisiko wird von Unternehmen in Nordmazedonien (71 %), Bulgarien (65 %), Albanien und Rumänien (61 %), Ungarn, im Kosovo und der Slowakei (57 %) hervorgehoben.

Arbeit und Arbeitskräfte

47 % der Befragten geben an, dass die Zahl der Mitarbeiter in ihrem Unternehmen steigen wird, während eine kleine Zahl (5 %) davon ausgeht, dass die Zahl der Mitarbeiter abgebaut werden wird. Da die Inflation im Jahr 2022 mit 10,8 % hoch war, gehen die meisten Befragten davon aus, dass die Löhne im Jahr 2023 um 10-20 % steigen werden.
Veränderungen in der internationalen Arbeitsteilung sind global allgegenwärtig. Die Umfrageteilnehmer schätzen, dass die langfristigen Veränderungen in den internationalen Lieferketten zu einer verstärkter politischen Einflussnahme auf die Lieferketten (37 %), zu Veränderungen der Transportwege (30 %), zur Zunahme von Protektionismus (29 %), zur veränderten Risikobewertung von Standorten, zur Verlagerung der Produktion an neue Standorte und zur Verlagerung der Produktion näher an den deutschen/europäischen Heimatmarkt (27 %) führen werden.
Der Ausbau der innerbetrieblichen Weiterbildung (43 %) ist die häufigste Maßnahme, die Arbeitgeber ergreifen wollen, wenn es um den Mangel an Fachkräften geht. Es folgen eine verstärkte Automatisierung und Digitalisierung des Geschäftsbetriebs (36 %), die Erhöhung des Durchschnittsgehalts (32 %), die Motivierung von Arbeitnehmern im Renteneintrittsalter zum Verbleib im Unternehmen (29 %), die Ausweitung von freiwilligen Lohnzusatzleistungen und die verstärkte Kooperation mit Bildungseinrichtungen (25 %).

Wirtschaftliche Folgen des Krieges in der Ukraine

Etwas mehr als ein Jahr nach der russischen Invasion in die Ukraine sieht sich die Weltwirtschaft weiterhin mit verschiedenen negativen Folgen konfrontiert. Hohe Energie-, Rohstoff- und Materialpreise (fast 82 % der Befragten) bereiten den Unternehmern die größte Sorge, wenn es um die kurzfristigen Folgen der russischen Invasion in die Ukraine geht. Es folgen Störungen in der Lieferkette und Logistik (46 %), fehlende Rohstoffe und Vorleistungen (27 %), erhöhte Rechtsunsicherheit (19 %), Verringerung der Auftragseingänge (14 %) und Verlust von Geschäftspartnern (14 %).
Die Unternehmer erwarten 2024 eine Normalisierung der internationalen Lieferketten (48 %) auf das Niveau vor der Pandemie, während 17 % von ihnen glauben, dass die Ergebnisse von 2019 in absehbarer Zeit nicht erreicht werden.

Vor- und Nachteile der Geschäftstätigkeit in Kroatien

Als positive Aspekte der Geschäftstätigkeit in Kroatien werden die Mitgliedschaft in der Europäischen Union, die Qualifikation der Arbeitnehmer, die Angemessenheit der akademischen Ausbildung, die Zahlungsdisziplin, die Infrastruktur sowie die Produktivität und der Einsatz der Mitarbeiter für bessere Arbeitsergebnisse genannt. Die unzureichende Bekämpfung der Korruption wird als der größte Nachteil der Geschäftstätigkeit in Kroatien hervorgehoben. Als weitere Nachteile nennen die Unternehmer die Steuerbelastungen, das Steuersystem, die öffentliche Verwaltung und die Intransparenz des öffentlichen Vergabewesens.

Anwendung der EU-Taxonomie

Mit der EU-Taxonomie, dem EU-Klassifizierungsinstrument, das den Erfolg der Unternehmen bei ihrem Beitrag zur Nachhaltigkeit signalisiert, sind 3 % der Befragten ausführlich vertraut. 54 % halten ihr Wissen hinsichtlich der Anwendung der EU-Taxonomie für unzureichend.

Hintergrund zur Umfrage

Die Wirtschaftsumfrage 2023 wurde vom 13. Februar bis zum 17. März 2023 durchgeführt. Die Umfrage wurde gleichzeitig in 16 Ländern Mittel- und Osteuropas durchgeführt und an ihr nahmen in diesem Jahr insgesamt 1620 Unternehmen teil. In Kroatien nahmen insgesamt 141 in- und ausländische Unternehmen an der Umfrage teil, davon sind 62% im Dienstleistungssektor, 37 % im Industrie- und Bausektor und 14 % im Handel tätig. Fast 90 % der Unternehmen sind kleine und mittlere Unternehmen. 61 % der Befragten haben ihren Hauptsitz in Kroatien (davon 79 % in Zagreb oder in der Gespanschaft Zagreb), 39 % in Deutschland und 7 % in Österreich.
Quelle: AHK Kroatien
Stand: Juli 2023