Konjunkturausblick der IHK Region Stuttgart
Konjunkturauswertung der IHK-Bezirkskammer Rems-Murr
Der Abwärtstrend der Konjunkturlage im Rems-Murr-Kreis setzt sich fort. Der erhoffte leichte Aufschwung aus der Frühjahrsumfrage ist ausgeblieben, das verdeutlicht die jüngste Auswertung der aktuellen Konjunkturbefragung.
Die geopolitischen Spannungen und verschärften Handelsanforderungen sind schon allein für sich eine riesige Herausforderung für die Wirtschaft. Strukturelle Veränderungen durch Dekarbonisierung, Digitalisierung, demographischer Wandel, gepaart mit hohen Energie- und Personalkosten, eine überbordende Bürokratie und einer schlechte Konsumlaune tragen jedoch zusätzlich dazu bei, dass die Stimmung in der Wirtschaft immer schlechter wird und die Zukunftsaussichten immer düsterer skizziert werden.
Gerade in solchen Zeiten ist eine klare, verlässliche Wirtschaftspolitik unerlässlich. Jedoch fehlt es derzeit vor allem an politischen Visionen und Impulsen, die den Unternehmen ein Stück mehr Planungssicherheit geben würden. Ist doch ein klarer und nachvollziehbarer wirtschafts- und finanzpolitischer Kurs entscheidend, um unternehmenspolitische Entscheidungen für Investitionen überhaupt treffen zu können und damit auch den Konsum wieder anzukurbeln.
So verwundert auch nicht, dass nur noch 21,2 Prozent der befragten Unternehmen aus dem Rems-Murr-Kreis ihre Wirtschaftslage als gut bewerten. Zum gleichen Zeitpunkt im Jahre 2023 waren es immerhin noch 35 Prozent. 51,7 Prozent bewerten ihre aktuelle Lage wenigstens noch als zufriedenstellend, während 27,1 Prozent, und damit mehr als ein Viertel, ihre Lage bereits mit schlecht bewerten. In der Sommerumfrage waren es nur 19,6 Prozent.
Bei den Erwartungen für die kommenden 12 Monate sieht es ähnlich aus. So sind die geschäftlichen Prognosen überwiegen pessimistisch. 30,7 Prozent (S 27,4 Prozent) der befragten Unternehmen erwarten eine Verschlechterung ihrer Geschäftslage. Eine Verbesserung sehen nur 15,6 Prozent (S 21,3 Prozent), während 53,6 Prozent (S 51,3 Prozent) der Unternehmen zumindest eine gleichbleibende Geschäftslage vorhersehen.
Der Auftragseingang im produzierenden Gewerbe aus dem In- und Ausland ist schwach. Die Rezession ist in der Industrie angekommen. Gestiegene Energie-, Arbeits- und Rohstoffkosten, die letzten Endes zur Verteuerung der Endprodukte führen, wirken sich negativ auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit aus. Parallel dazu ist die Inlandsnachfrage rückläufig. Eine Erholung ist in absehbarer Zeit nicht zu erkennen.
Auch die Bauwirtschaft erholt sich nur langsam. Die weiterhin hohen Kosten im Wohnungsbau lassen nicht auf ein schnelles Wachstum hoffen. Sinkende Bauzinsen führen bisher kaum zur Erholung. Bauen bleibt für viele Privatpersonen weiterhin teuer. Stützend wirken hier nur die öffentlichen Aufträge im Hoch- und Tiefbau sowie Straßenbau.
Im Industrie- und Bausektor empfinden 55,6 Prozent (S 63,8 Prozent) der befragten Unternehmen ihre Geschäftslage als befriedigend. Gut bewerten nur 15 Prozent (S 19,6 Prozent) der Unternehmen ihre Lage. Im vergangenen Jahr waren dies noch 49,4 Prozent. Als schlecht betrachten ihre Geschäfte 29,4 Prozent (S 16,5 Prozent), im Vorjahr waren es 24,2 Prozent.
Die Erwartung für die kommenden Monate bewerten nur 7,8 Prozent (S 21,5 Prozent) als gut. Im Herbst 2023 waren dies noch 13,5 Prozent. Zufrieden blicken 58,1 Prozent (S 49,9 Prozent) in die Zukunft und liegen damit etwas höher als im Herbst 2023 mit 55,3 Prozent. Mit sich verschlechternden Geschäften rechnen dagegen 34 Prozent (S 28,6 Prozent).
Der Einzelhandel im Rems-Murr-Kreis leidet weiterhin unter der anhaltenden Kaufzurückhaltung in der Bevölkerung und den gestiegenen Preisen, die an die Kunden durchgereicht werden müssen. Darüber hinaus werden zunehmend die steigenden Personalkosten vor allem für viele kleine Betriebe zum Problem. Die Erwartungen für das kommenden Weihnachtsgeschäft sind daher auch verhalten.
Der Großhandel leidet vor allem durch die hohen Einkaufspreise und das generell zögerliche Kaufverhalten der Kunden, vor allem aber unter der schwachen Nachfrage aus dem produzierenden Gewerbe.
Im Groß- und Einzelhandel betrachten 12,5 Prozent der Unternehmen ihre Lage als gut. Vor einem Jahr waren dies noch 27,6 Prozent. Zufrieden sind 41,7 Prozent (S 37,9 Prozent). Schlecht bewerten ihre Lage 45,8 Prozent (S 44,8 Prozent). Im Herbst 2023 haben 20,7 Prozent ihre Lage als schlecht bewertet.
Der Blick in die Zukunft lässt weiterhin keine Änderung erwarten. 29,2 Prozent (S 55,2 Prozent) der Unternehmen erwarten eine Verschlechterung ihrer Situation.62,5 Prozent (S 37,9 Prozent) rechnen mit geleichbleibenden und 8,3 Prozent (S 6,9 Prozent) mit sich verbessernden Geschäften.
Die Schwächephase des produzierenden Gewerbes schlägt immer mehr auf die unternehmensnahen Dienstleistungen durch. Die Stimmung in der Branche hat sich deutlich eingetrübt. Das zeigt sich auch bei den Erwartungen für die kommenden Monate.
Die konsumnahen Dienstleistungen können aufgrund der real verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte noch eher profitieren. Durch Zinssenkungen und gestiegene Einkommen zeigt sich die Versicherungs- und Finanzbranche sowie die personenbezogenen Dienstleister noch überwiegend zufrieden.
Mit 30,4 Prozent (S 39,1 Prozent) betrachten die befragten Unternehmen der Dienstleistungsbranche ihre Lage als gut. Zufrieden mit ihrer Lage zeigen sich 51,2 Prozent (S 48,1 Prozent) der Unternehmen. 18,4 Prozent (S 12,7 Prozent) betrachten ihre Lage als schlecht. Die erwartete Verbesserung aus dem Sommer konnte sich nicht durchsetzen.
Hinsichtlich der Geschäftserwartung geben 25,9 Prozent (S 26,9 Prozent) der Unternehmen an, mit besseren Ergebnissen zu rechnen. 46,1 Prozent (S 58 Prozent) gehen von gleichbleibenden und 28 Prozent (S 15 Prozent) von schlechteren Ergebnissen aus.
Exporterwartungen
Handelshemmnisse und fehlende Nachfrage weltweit belasten das Auslandsgeschäft sehr. Von fallenden Exporten gehen zwischenzeitlich 30,5 Prozent (S 17,9 Prozent) der Unternehmen aus. 20,8 Prozent (S 17,5 Prozent) erwarten steigende Exporte. Gleichbleibende Erwartungen haben 48,7 Prozent (S 64,6 Prozent) der Unternehmen. Der Lageindikator ist mit -9,7 Prozentpunkten weiter in den negativen Bereich gerutscht (S -0,5 Prozentpunkten).
Weitere detaillierte Information zur konjunkturellen Einschätzung der Außenwirtschaftsentwicklung für die Region Stuttgart sind im Außenwirtschaftsbarometer der IHK Region Stuttgart enthalten.
Inlandsinvestitionen
Der Indikator der Inlandsinvestitionen hat sich, bedingt durch die wirtschaftliche und politische Lage, von 6,2 Punkte auf -9,9 Punkte deutlich verschlechtert. In vielen Unternehmen herrscht Investitionsstopp.
Die hohe Unsicherheit der Unternehmen hinsichtlich wirtschaftspolitischer Rahmenbedingungen sowie die schwachen Absatzaussichten haben die Investitionstätigkeit über alle Branchen merklich gedämpft. Bei denen, die noch investieren, liegt der Fokus auf dem Ersatzbedarf und den Investitionen in die Digitalisierung.
Risiken
Als Dreh- und Angelpunkt einer funktionierenden Wirtschaft ist eine zuverlässige Wirtschaftspolitik notwendig. Dies ist im Moment nicht gegeben, herrscht doch die Wahrnehmung einer steten Uneinigkeit zwischen den Parteien. Die Inlandsnachfrage hat in den vergangenen Monaten stark nachgelassen und wird auch weiterhin als größtes Risiko betrachtet.
Fachkräftemangel und Arbeitskosten stehen in Konkurrenz. Die Nachfrage nach Fachkräften ist weiterhin groß, doch steigt der Lohnkostendruck auf die Unternehmen.
Energieintensive Betriebe leiden, trotz der gesunkenen Preis, weiter unter den immer noch hohen Kosten.
Beschäftigungszahlen
Die konjunkturelle Schwäche schlägt vermutlich langsam auch auf den Arbeitsmarkt durch. Der Lageindikator im Rems-Murr-Kreis liegt bei -4,3 Punkten (S -6,4 Punkten) und ist damit zwar leicht gestiegen, dies ist trotzdem kein Zeichen für Entwarnung. Entgegen der Annahme, dass sich der Dienstleistungssektor positiv entwickelt, hat sich dieser um 0,9 Prozentpunkte verschlechtert. Der Handel verzeichnet erstaunlicherweise einen Zuwachs von 15,4 Prozentpunkten. Der Industrie- und Bausektor befindet sich in der Zwickmühle. Gut ausgebildete Fachkräfte sind rar. Auf der anderen Seite steht der zunehmende Kostendruck. Der Lageindikator hat sich um 1,2 Prozentpunkte nochmals verschlechtert.
Die Arbeitslosenquote im September 2024 lag im Rems-Murr-Kreis bei 4,4 Prozent. Dies entspricht dem Vormonat. Die Arbeitsmarktaussichten haben sich aufgrund der schwachen Konjunktur insgesamt aber eingetrübt.
Das aktuelle Stimmungsbild basiert auf der Konjunkturumfrage der IHK Region Stuttgart, welche in der Zeit vom 9. bis 27. September 2024 stattgefunden hat. In diese Sonderauswertung für den Rems-Murr-Kreis flossen die Rückmeldungen von 93 Unternehmen ein. Die Sonderauswertung der IHK-Bezirkskammer Rems-Murr erscheint dreimal jährlich und spiegelt die Einschätzung der Wirtschaftslage zum Zeitpunkt des Abfragezeitraums wider.