Pressemitteilung vom 10.11.2022

Im sog der Energiekrise sind die Unternehmen noch pessimistischer als im Frühsommer

Die explodierenden Preise bei Strom und Gas, eine schwächelnde Inlandsnachfrage sowie hohe Rohstoffpreise setzen die Unternehmen im Kreis Göppingen immer stärker unter Druck.
Die noch im Frühsommer geäußerten zunehmenden Sorgen der Unternehmen sind jetzt in einen beträchtlichen Pessimismus umgeschlagen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Sonderauswertung für den Kreis Göppingen der Herbst-Konjunkturumfrage der IHK Region Stuttgart. “Die Unternehmen blicken angesichts der vielen Unsicherheiten mit großer Sorge ins nächste Jahr”, sagt Göppingens IHK-Bezirkskammerpräsidentin Edith Strassacker, von der gleichnamigen Kunstgießerei in Süßen. Damit stellen sich die Göppinger Betriebe für die nächsten zwölf Monate auf einen weiteren Wirtschaftseinbruch ein.
Gemessen an den schlechten Erwartungen bewerten die Unternehmen im Kreis Göppingen ihre Geschäftslage im Herbst 2022 noch positiv, wenn auch schlechter als im Frühsommer. Der Anteil der Betriebe, die ihre Lage als “gut” bezeichnen, liegt mit 39,4 Prozent um 30,9 Prozentpunkte höher als die Zahl der Betriebe, die ihre Lage als “schlecht” einstufen (8,5 Prozent). Zwar ist der Anteil der Optimisten, die für die nächsten zwölf Monate bessere Geschäfte erwarten, nur leicht von 17,7 Prozent auf 12,4 Prozent gesunken. Allerdings gehen mittlerweile 46,1 Prozent von einer Verschlechterung aus (im Frühsommer 31,8 Prozent). Insgesamt stürzt der Erwartungssaldo dadurch deutlich ins Negative ab und verschlechtert sich auf minus 33,7 nach zuvor minus 18 Punkten im Frühsommer 2022. Das ist auch im Vergleich zur Corona- oder Finanzmarktkrise der schlechteste Wert, der bisher bei IHK-Konjunkturumfragen im Kreis Göppingen erhoben wurde.
Info: Die Ergebnisse der Sonderauswertung im Detail

Aktuelle Geschäftslage und Erwartungen Kreis Göppingen

Der Blick auf die Göppinger Gesamtwirtschaft zeigt, dass die Lage noch stabil ist. 39,4 Prozent der Befragten geben weiter an, dass die Lage aktuell gut sei. Im Frühsommer 2022 waren es 41,2 Prozent. Die Zahl derer, die ihre Lage als befriedigend einschätzen, ist im gleichen Zeitraum von 49,3 auf 52,1 Prozentpunkte gestiegen. Eine schlechtere Lage geben mit 8,5 Prozent geringfügig weniger Unternehmen an als im Frühsommer (9,5 Prozent).
Einen deutlichen Absturz gibt es dagegen in den Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate, und zwar über alle Branchen hinweg. Annähernd jedes zweite Unternehmen (46,1 Prozent) im Kreis Göppingen erwartet schlechtere Geschäfte. Zu Jahresbeginn war es noch jedes dritte Unternehmen (31,8 Prozent). Dabei ist der Anteil derjenigen, die von einer gleichbleibenden Geschäftserwartung ausgehen von 54,6 Prozent auf 41,4 Prozent gesunken.

Auftragseingang kühlt sich ab

Das zeigt sich auch beim Auftragseingang der Unternehmen, der sich über alle Branchen bereits abkühlt. Deutlich weniger Unternehmen gehen von einem gleichbleibenden Auftragsvolumen aus, dieser Anteil fällt von 60,5 auf 43,7 Prozent. Die Anzahl der Unternehmen mit fallenden Nachfragetendenzen bei Auftragseingang und Bestellungen springt deutlich von 16,6 auf jetzt 39,4 Prozentpunkte. Von steigender Nachfrage gehen nur noch 16,8 Prozent aus (im Frühsommer noch 22,9 Prozent). Damit sackt der Nachfrageindikator von plus 6,3 Punkte im Frühsommer auf jetzt minus 22,6 Punkte ab.

Exporterwartungen für die kommenden 12 Monate

Der Anteil der Unternehmen im Filstal, die steigende Exporterwartungen melden, ist von 23,7 Prozent auf nur noch 15 Prozent gesunken. Gleichzeitig hat sich der Anteil der Unternehmen mit fallenden Exporterwartungen von fast 25 Prozent auf 36,1 erhöht. Damit rutscht der Exportindikator für den Kreis Göppingen deutlich ins Negative. Von einem leichten Minus im Frühsommer auf minus 21,1 Punkte im Herbst 2022.

Investitionen rückläufig

In der Folge nimmt die zu Jahresbeginn noch hohe Investitionsbereitschaft der Filstalunternehmen weiter ab. Zwar nimmt der Anteil der Unternehmen, die mehr investieren wollen sogar leicht um 1,5 Prozent auf 29,1 Prozent zu. Aber nur noch 37 Prozent wollen das Niveau halten (Frühsommer 53,2 Prozent). Mittlerweile beabsichtigen 34 Prozent der Unternehmen weniger zu investieren (Frühsommer 19,1 Prozent). Angesichts der Energiekrise investieren die Unternehmen aber deutlich mehr in Umweltschutz und Energieeffizienz. Jedes zweite Unternehmen gibt dies mittlerweile als Investitionsmotiv an (47,9 Prozent).

Beschäftigungspläne

Die Beschäftigungspläne der Unternehmen im Kreis Göppingen wurden noch einmal deutlich heruntergeschraubt und haben eine fallende Tendenz. Zwar beabsichtigen weiterhin mehr als zwei Drittel der Unternehmen die Beschäftigung stabil zu halten (67,8 Prozent). Aber nur noch 11 Prozent der Unternehmen sehen einen steigenden Bedarf (Frühsommer 18,6 Prozent) Etwas gestiegen ist dabei der Anteil der Unternehmen mit fallenden Beschäftigungsplänen von 17 auf 21,2 Prozent.

Geschäftsrisiken für die kommenden 12 Monate

Dass die Energiepreisentwicklung mittlerweile ein Risiko für fast alle Unternehmen geworden ist, zeigt die Konjunkturumfrage. Den Spitzenplatz der Risiken nehmen die Energiepreise jetzt mit 86,3 Prozent der Nennungen ein (Frühsommer noch 74,1 Prozent). Auf Platz zwei der Risiken steht jetzt die Inlandsnachfrage, deren Bewertung als Risiko sich von 43,7 Prozent auf 63,2 Prozent erhöht hat. Angesichts steigender Preise und Inflation zeigen sich hier die Sorgen einer großen Konsum- und Investitionszurückhaltung. Auf Platz drei stehen die steigenden Rohstoffpreise (56.3 Prozent). Weiterhin meldet jedes zweite Unternehmen im Kreis Göppingen den Fachkräftemangel als Risiko. Angesichts der Dringlichkeit der vorgenannten Risiken rückt der Fachkräftemangel auf Platz vier (51,6 von 52,4 Prozent).